Universalfernbedienung Logitech Harmony 600 – ein begeisterter Erfahrungsbericht

Fernseher, DVD-Player, Verstärker: Alles hat eine eigene Fernbedienung. Kabel Digital- und Sky-Kunden haben in der Regel eine weitere Box im Wohnzimmer stehen, die Folge: Eine weitere Fernbedienung. Ausweg sollen ja die Universal-Fernbedienungen liefern. Großkotzig wird gesagt „Wir können alles“ und am Ende sitzen wir doch alle vor einer hässlichen Fernbedienung, wälzen Bücher, dicker als die Bibel, eng auf eng bedruckt mit irgendwelchen kryptischen Codes, die man einhackt und dann funktioniert doch nicht alles, wie man es will.
Ich habe keine gute Erfahrungen mit Universalbedienungen gemacht.

Aber die Produktreihe „Harmony“ von Logitech soll der Heiland unter den Ungläubigen sein: Zentrale Gerätedatenbank, gepflegt von Logitech und den ganzen Usern. Einfaches Herunterladen der Tastencodes, einfach das eigene Gerät benennen, der Rest ginge von allein. Und das gute Ding soll abseits der Standardbelegung nicht nur Fremdbefehle lernen können, man soll auch noch die Fernbedienung … programmieren können. Alles schon einzeln Grund genug, mir vor einem Jahr eine Logotech Harmoy 600 zu kaufen.
Ein Kauf, den ich nicht bereut habe.

Aber fangen wir erst einmal von vorn an…

Die Logitech Harmony 600 – oben die Aktionstasten, darunter das Display, ansonsten viele Tasten, die ihr sicherlich alle kennt

Was ist die Logitech Harmony?

Naja, in erster Linie ist sie ja dann doch eine Universalfernbedienung. Sie hat Knöpfe fürs Programmwechseln oder Lautstärke, Funktionsknöpfe, die von Haus aus für sowas wie Teletext oder Menü zur Verfügung stehen, und die von DVD-/Video/CD-Playern bekannten Steuerungsknöpfe wie Play, Pause und Skip.
Der größte Unterschied bei der gesamten Produktreihe sind die Menge der Geräte, die die Fernbedienung anfunken soll. Das Harmony 200-Modell unterstützt drei Geräte, die 300er schon vier Geräte (diese hat die BILD auch mal als „Volksfernbedienung“ rausgehauen) – und beide kosten noch unter 20 EUR.
Ich habe mich aus zwei Gründen für die 600er Harmony entschieden: Einerseits unterstützt sie fünf Geräte (zum Zeitpunkt des Kaufs hatte ich noch nicht einmal so viele!) und andererseits hat sie ein Display. Zwar monochrom, aber Display. Warum das mir so wichtig war? Kommen wir später drauf.
Natürlich gibts noch Fernbedienung mit noch mehr unterstützten Geräten, mit Touchscreen und auch in Farbe. Mir reicht meine 600er, auch wenn sie im Vergleich zu den „Großen“ echt n bissl hässlich ist.

Was macht die Harmony so einzigartig?

Ein großer Vorteil sind die sogenannten „Aktionstasten“. Ganz praktisches Beispiel: Ihr seid ein Kabel Digital-Kunde, habt deswegen so eine SetTop-Box und, natürlich, einen Fernseher. Ihr müsst also die SetTop-Box einschalten, euren Fernseher auch. Auf einer „normalen“ Universalfernbedienung müsst ihr nun auf „Steuere das TV“ wechseln, Fernseher einschalten, auf „Steuere meine Box“ wechseln, Box einschalten. Die Harmony hat eine Taste: „TV schauen„. Ihr drückt drauf und sie schaltet automatisch die Box und das TV ein. Ohne weiteren Eingriff. Gleiches gilt natürlich auch fürs Ausmachen.
Noch deutlicher wird das Prinzip, wenn ihr mehrere Eingänge an eurem TV habt (HDMI, Scart, S-Video, …) oder immer mit einem Lieblingssender starten möchtet: Die Harmony stellt auch sicher, dass am TV der für diese Aktion notwendige Eingang ausgewählt wird (nämlich der, an dem eure SetTop-Box hängt) und schaltet zum Abschluss (auf der SetTop-Box) den richtigen Kanal ein.

Aber es geht noch besser: Es ist möglich, die Fernbedienungstasten individuell zur Aktion zu belegen. Sehr nützliches Beispiel: Die Knöpfe zum Programmwechsel senden Signale zur SetTop-Box, die Lautstärke wird aber über das TV geregelt. Kein Herumdrücken auf der Fernbedienung, um die richtigen Geräte vorher auszuwählen: Nö, luppt so.
Und es geht noch weiter: Die Harmony kann so genannte Makros speichern und abfahren. Weiter unten erkläre ich warum, hier kurz angerissen: Ich habe in einem Szenario ein Anzeigeproblem und muss am TV mein Seitenverhältnis anpassen. Jedes Mal aufs Neue. Wobei: Jetzt nicht mehr. Seit einigen Monaten ruft meine Harmoy nach dem Einschalten des TV automatisch das Seitenverhältnis-Menü auf, tickt 2x auf „oben“ (das ist nämlich das richtige Seitenverhältnis) und bestätigt diese Auswahl. Automatisch.

Hier möchte ich auch mal aufklären, warum ich eine Harmony mit Display ausgewählt habe: Mehr Variablilität möglich. Letztlich kann man im Display durch verschiedene Aktionen oder Tasteneinstellungen blättern. Bei einer Fernbedienung mit festen Tasten habe ich keine Flexibilität, wenn ich noch einige Optionen, Tasten oder Makros mehr haben möchte. Mit dem Display sind bis zu 16 „virtuelle“ Tasten möglich.

Die Logitech-Software. Wenn man sie einmal verstanden hat, eine mächtige Schaltzentrale

Wie ist denn die Einrichtung?

Was die Harmonys betrifft, muss ich etwas sagen, womit sich sonst immer nur Apple mit brüstet: „Es funktioniert einfach!“ – ja, es funktioniert wirklich! Aber, da ist das große Aber: Da steckt auch schon ein bisschen Vorarbeit drin. Eine Harmony ist nur so schlau, wie ihr Besitzer sie konfiguriert.

Packt man die Harmony aus, ist sie dumm. Strunzendumm. Sie kann nichts, aber das ist ja auch klar: Sie kann ja nicht wissen, was ihr für Geräte zu Hause habt.
Auch, wenn euch die Anleitung eine Konfiguration über den Webbrowser empfiehlt: Macht es nicht! Nutzt die Software „Harmony Remote“, die ihr bei Logitech herunterladen könnt. Mit der Software könnt ihr viel mehr und, wie ich finde, viel einfacher alles einstellen. Ihr braucht ein MyHarmony-Benutzerkonto bei Logitech, das hat auch den Vorteil, dass eure Konfiguration „in der Cloud“ liegt und überall abrufbar ist. Weiterer Nutzen: Die Konfiguration von euch fließt in einen zentralen Pool und sorgt dafür, dass spätere Harmony-Einsteiger eine noch bessere Vorkonfiguration angeboten bekommen.

Die Harmony hat einen Mini-USB-Anschluss, die Software erkennt die Fernbedienung automatisch. Der Rest ist eigentlich selbst erklärend: In ziemlich einfachen Assistenten gebt ihr eure Geräte bei euch zu Hause ein, die Software lädt die entsprechenden Tastenbelegungen herunter und pumpt sie auf eure Harmony. Dann legt ihr noch fest, was passieren soll, wenn ihr auf eine Aktionstaste drückt und schon kann es losgehen. Es ist wirklich einfach.
Spannend wird es dann in der Detaileinstellung: Ihr wollt, dass Taste A Signale an das TV sendet, aber Taste B an den DVD-Player? Dann müsst ihr einmalig die Tastenbelegung für eure Aktion ändern und die Tasten den einzelnen Geräten (und natürlich auch der gewünschten Funktion) zuordnen. Ist eigentlich auch recht einfach, wenn ihr den Punkt zum Tastenbelegen gefunden habt, der zwar groß in der Software prangt und doch schnell übersehen wird.

Das war mir zu theoretisch – mach mal Praxis!

Die Harmony kann alles anfunken, was per Infrarot geht, nicht nur TV und DVD. Man stelle sich folgendes Szenario vor: Tastendruck auf „Kino“.

Alles unter Kontolle!

Folgendes passiert: Die Fernbedienung schaltet die per Funk schaltbaren Steckdosen ein, gleichzeitig dimmt sie das Licht, weil die Wohnzimmerlampe an einem Dimmer angeschlossen ist. Die Leinwand für den Wohnzimmerbeamer bekommt das Signal, sich herunterzufahren. Der Wohnzimmer-Beamer fährt aus der Decke und schaltet sich ebenfalls ein. Der BluRay-Player wird gestartet, der Beamer auf den Eingang des BluRay-Players gestellt. Der Verstärker geht an, schaltet sich ebenfalls auf den Eingang „BluRay-Player“. Die Schublade des BluRay-Players geht auf, darauf wartend, dass ihr die Scheibe einlegt.
All das mit einem Tastendruck! Steve Jobs hätte „Amazing!“ gesagt.
Doch es muss nicht das Superduper-Megapaket sein: Ein TV und eine SetTop-Box (Kabel, Sky, Satellit) ist heutzutage schon Standard. Meist gibt es noch einen DVD-/BluRay-Player und einen Verstärker. Und alles müsste mit einer eigenen Fernbedienung gesteuert werden. Müsste…

Folgende Aktionen habe ich mir angelegt: Ich drücke nur auf einen Knopf und alles Weitere passiert automatisch.
TV schauen

  • Schalte TV ein
  • Schalte Kabel Deutschland-Box ein
  • Warte 10 Sekunden (Fernseher ist ein bisschen langsam…)
  • Stelle TV auf Eingang „HDMI2“ (da hängt die Box dran)
  • Steuere mit der Fernbedienung die Kabel Deutschland-Box. Ausnahme: Die Lautstärketasten habe ich mir umgestellt, diese steuern das TV
  • Internetradio hören

  • Schalte Verstärker ein
  • Stelle Verstärker auf Kanal „Multimedia“ ein
  • Warte 20 Sekunden („Multimedia“ braucht ne Weile zum Starten)
  • Sende den Code für Taste „5“, denn auf Speicherplatz 5 liegt mein bevorzugter Internetradio-Sender
  • Media-PC starten

  • Schalte TV ein
  • Schalte Media-PC ein
  • Schalte Verstärker ein
  • Schalte Verstärker auf Eingang „BD“ (da hängt der PC dran)
  • Schalte TV auf „HDMI1“ (der Eingang für den Media-PC)
  • Aufruf eines Makros: Anpassen des Seitenverhältnisses, da mein TV irgendwie nicht gleich mit der Auflösung des Media-PCs zu Rande kommt.
  • Sende an TV Taste „Seitenverhältnis“
  • Sende 2x oben (Auswahl des richtigen Seitenverhältnisses)
  • Bestätige die Auswahl
  • Steuere mit der Fernbedienung den Media-PC, mit den Lautstärketasten den Verstärker
  • Optisch nicht vollends ansprechend, aber funktional: Jede Taste kann einzeln belegt werden. In Abhängigkeit von der gewählten Aktion immer anders, wenn gewünscht.

    Fazit?

    Lohnt sich. So richtig! Ich kriege die Krätze bei meinen Eltern, wenn sie zur SetTop-Box-Bedienung greifen, um das Programm zu wechseln, und dann zur TV-Bedienung, um die Lautstärke anzupassen. Am Besten ist es noch, wenn sie DVDs schauen möchten: Da schalten sie mit der TV-Bedienung das TV ein, kramen die DVD-Bedienung hervor, schalten den DVD-Player an und dann gibts Keilerei, wo denn nun die Fernbedienung für den Verstärker sei, denn der muss ja auch noch angemacht werden. Dann wird nach dem Zufallsprinzip nach dem richtigen Eingang am TV gesucht und im Wust der Bedienungen vergräbt man dann die Bedienung für den DVD-Player.
    Hat was Loriot’isches. Echt!

    Ich habe eine Fernbedienung, in die ich mal einen Nachmittag investiert habe, um sie nach meinen Wünschen einzurichten – und sie tut ihren Dienst seit knapp einem Jahr. Übrigens immer noch mit den selben Batterien wie zu Anfang.

    Schaut doch mal bei Amazon, ob nicht für euch (oder eure Eltern 😉 ) die perfekte Bedienung dabei ist. Oder nutzt ihr schon die Logitech – seid ihr ebenso zufrieden wie ich? Fragen?
    Alles in die Kommentare, ich bin gespannt 🙂

    Und bevor irgendwelche Hater kommen: Nein, das ist kein Werbeartikel, den Logitech bei uns gekauft hat. Logitech weiß nicht einmal, dass dieser Artikel existiert. Dieser Artikel hatte nur einen treibenen Faktor: Überzeugung! Ich bin von dieser Fernbedienung einfach überzeugt. Deal with it!

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