Filmszene aus Schock

Schock

Regie: Denis Moschitto, Daniel Rakete Siegel
Drehbuch:
Schauspieler*innen: Denis Moschitto, Aenne Schwarz, Fahri Yardım, Anke Engelke

Kinostart D:
Originaltitel: Schock
Laufzeit: 1:44 Stunden
Filmposter: Schock

Filmkritik zu Schock

Benutzerbild von Phil
3/ 5 von

Ein dunkler, gar düsterer Thriller aus Deutschland? Ein Genrefilm?
„Der deutsche Film kann kein Genre. Das kann ja nur schiefgehen.“
Ja, kann schief gehen – muss aber nicht.
Den Beweis tritt dieser Film an.

Dennis Moschitto, unter Anderem bekannt aus Chiko, spielt einerseits auch hier die Hauptrolle, zugleich ist er auch federführend als Regisseur gewesen. Fahri Yardim spielt den tief in der Kriminalität verwurzelten Schwager von Arzt Bruno.
Auf dem deutschen Markt hätte es wohl kaum ein passenderes Schauspieler-Setting geben können – und beide machen diesem Anspruch auch alle Ehre.

Die Erzählung startet direkt durch, Figuren werden kaum eingeführt – im kriminellen Untergrund ist Diskretion selbstverständlich. So entspinnt sich auch erst langsam die gesamte Komplexität der Situation, in die sich Bruno begibt – und teils selbst von dieser überrascht wird. Mehr und mehr erscheint seine Situation ausweglos, mehr und mehr müssen Worten Taten folgen.

Der Teufelskreis ist spürbar. Nicht nur durch die reine Erzählung, auch die Inszenierung wird stets emotionskälter. Das sowieso schon dunkle Köln wird immer verregneter, dunkle Hinterhof-Ecken wechseln sich mit kaltem, gar grellen Neonröhren-Licht ab. Für Momente der Übergriffe wird mehr und mehr auf die weite Totale gesetzt und so die Ausweglosigkeit der Situation dargestellt: In Momenten, in denen vor laufender Kamera zusammengeschlagen wird, fernab jeder helfenden Hand, spürt auch der Zuschauer, dass es einen Deus Ex Machina benötigt, um diese Verstrickungen zu lösen.
Doch er kommt nicht. Stattdessen zieht sich die Schlinge zunehmend zu, bis zum unvermeidlichen, aber ebenso emotional kalten Finale.

Zugleich nimmt sich der Film an bestimmten Stellen zu viel Zeit und schafft nicht immer, den Teufelskreis erfahrbar zu machen. Auch verliert sich der Film etwas zu sehr in Verstrickungen seiner Figuren und macht es so zwar nicht unübersichtlich, aber dennoch müßig, allem zu folgen.

Allem zum Trotz: Stets düster, dunkel, pessimistisch inszeniert, schafft der Film auf visueller Ebene die Bedrückung Brunos zu visualisieren – und braucht da der Film sich nicht vor dem Begriff Neo-Noir-Thriller zu verstecken. Ganz im Gegenteil ist hier ein Genrestück entstanden, das mutig und mit stolzer Brust herausgehen und sagen kann:

„Ja, deutscher Film kann Genre – schaut mich an, ich bin der lebende Beweis“.

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