Die Basics der Filmwissenschaften – Nerdtalk Classics

Vor mehr als 9 Jahren erschien eine Sendung, in der wir uns mit den Filmwissenschaften auseinander gesetzt haben. Heute ist der Tag, an der wir die Sendung remastered erneut online bringen. Viel Spaß beim Einblick in die Basics der Filmwissenschaften.

Literaturhinweise



Timecodes:

(00:00:00) Nerdtalk Classics: Die Basics der Filmwissenschaften - Nerdtalk #652
(00:05:29) Warum studieren Betti und Lars Film?
(00:22:21) Wie sieht die typische Filmstudenten-Woche aus?
(00:26:09) Was kann man mit einem Filmstudium anfangen?
(00:34:43) Welche Basics benötigt es für Filmwissenschaften?
(00:47:14) Wie schafft man es auch durch "schwere" Filme?
(01:01:06) Gibt es weitere Annahmen der eigenen Diegese des Films?
(01:28:38) Filme verschwimmen in der Masse
(01:34:05) Existiert ein Filmfehler oder ist jeder Filmfehler ein bewusstes Element?
(01:40:49) Kann sich der Film noch selbst neu erfinden?
(01:49:11) Welcher (moderne) Film ist aus filmwissenschaftlicher Sicht wertvoll?


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Phil
Hallo und herzlich willkommen zu Nerd Talk Extended, eine ganz neue Serie,
eine ganz neue Reihe, was das alles ist, das erklären wir euch jetzt in den
nächsten Minuten und diese Reihe soll immer aus drei Personen bestehen,
eine Person, die kennt ihr auf jeden Fall, das ist der Lars,
einen wunderschönen guten Tag.
Gast
Einen wunderschönen guten Tag, lieber Phil, hallo liebe Hörer da draußen an
den Empfangsgeräten, auch von mir ein herzliches Willkommen zu Nerd Talk Extended.
Phil
Ja, eine sehr tolle Einleitung, aber ich habe gerade schon gesagt,
es sind drei Leute im Bunde und ja, die weitere Stimme, die kennt der geneigte
Nerdtalk-Hörer an sich schon, das ist die Betty. Schönen guten Tag.
Gast
Hallo Phil, hallo Lars, ich grüße euch.
Phil
Ja, ja, Nerdtalk Extended haben wir das Baby jetzt genannt.
Gast
Nach langer Diskussion, nach wirklich.
Phil
Wirklich.
Gast
Wir haben uns die Töpfe eingerichtet. Ich finde ja auch Nerdtalk Gold oder Nerdtalk
Max oder Nerdtalk Plus nicht schlecht.
Phil
Du wurdest überstimmt. Ja, was haben wir jetzt eigentlich vor in Nerd Talk Extended?
Es soll in dieser Reihe, da sind wir schon beim ersten, es soll eine Reihe werden,
gar nicht über aktuelle Filme sprechen,
zumindest nicht zwangsläufig, auch nicht über gesehene Filme,
die wir gerade frisch in der letzten Woche auf DVD oder sowas gesehen haben,
sondern es soll darum gehen,
dass wir uns mal ein Thema immer rausgreifen, aus dem filmwissenschaftlichen
Bereich insbesondere und dort dann mal so ein bisschen mehr in die Tiefe gehen.
Wofür eigentlich in so einer normalen Nerd-Doc-Sendung gar nicht die Zeit bleibt,
leider manchmal ja auch und da seid ihr beide ja auch echt fit,
ihr beide seid Filmstudenten, studiert Filmwissenschaften und ich denke mal,
da ist es ganz gut, wenn wir da dann uns immer wieder mal ein Thema herausgreifen
und das ein bisschen vertiefen, ein bisschen erklären,
auch gerade jetzt für die Außenstehenden und so blöd es sich anhört,
ja auch gewissermaßen so ein bisschen für mich, weil ich bin immer der blöde
Außenstehende, der hört zu und sagt, boah, toller Scheiß.
Die Hälfte versteht er aber auch nicht und von daher ist das für mich auch ganz interessant.
Ich glaube für ganz viele Hörer da draußen auch, wenn man da einfach mal so
immer sich so ein Genre oder ein Themengebiet herauskramt.
Und im Grunde ist es ja so die erste Sendung jetzt und deswegen sollten wir
irgendwo auch bei den Basics anfangen.
Was haben wir uns jetzt dieses Mal rausgesucht? Was wollen wir in dieser ersten
initialen Nerd Talk Extended denn besprechen?
Gast
Ja, du sagst es gerade schon, Basics. Im Prinzip ist der Plan heute,
dass wir ein bisschen darüber sprechen, was bedeutet Filmwissenschaft,
wie sieht ein Filmstudium aus und darüber versuchen, mal so einen kleinen Eindruck
davon zu geben, wie man Filme auch sehen kann.
Also wie man einen Film sehen kann über fand ich geil, fand ich nicht so geil hinaus.
Was natürlich man auch in einer guten Filmkritik meistens liest oder natürlich
auch der normale Zuschauer jetzt nicht nur denkt, oh geil oder oh scheiße,
sondern jeder hat ja schon irgendwie, wenn man ein paar mehr Filme gesehen hat,
ein tieferes Verständnis für Filme.
Weil natürlich ist das noch was anderes im Vergleich zu einer wissenschaftlichen Auseinandersetzung.
Aber ich glaube, was ganz wichtig ist für die ganze Reihe, was für uns von großer
Bedeutung ist in Nerd Talk Extended, dass wir das nicht als irgendwie Lehrveranstaltungen
oder als sehr theorielastigen Vortrag abhalten.
Also jeder Hörer, der jetzt schon wieder ausgeschaltet hat, wo er denkt, oh Gott, Wissenschaft.
Ich glaube, wir bleiben als oberstes Prinzip unserer Nerd Talk Linie treu und plaudern.
Ich glaube, das ist ja das... Ja, das hast du sehr schön gesagt.
Ja, also ich finde tatsächlich, ich finde den Begriff des Plauderns,
finde ich für Nerdtalk wichtig.
Und ich finde das gerade auch, wenn man jetzt einen theoretischen Schwerpunkt
setzt oder irgendwie einen wissenschaftlicheren Schwerpunkt setzt, wichtig,
dass es kein dröger Vortrag wird und eben keine Seminarveranstaltung oder so,
sondern tatsächlich ein lustiges, unterhaltsames Gespräch bleibt.
Der Unterhaltungsfaktor ist ja bei Nerd Talk immer da vorne,
liebe Hörer, wir wollen, dass ihr ein Lächeln auf dem Gesicht habt,
wenn ihr morgens in der U-Bahn diesen Podcast hört oder wo auch immer,
das ist uns eine herzliche Angelegenheit. Dein Lebensziel, dein absolutes erklärtes
Lebensziel. Ja, davon freue ich mich, seit Jahren. Seit Jahren, nachts.
Ne, genau, das ist das Vorhaben, die Frequenz ist monatlich,
haben wir jetzt erstmal gesagt, also monatlich eine Episode,
was natürlich für uns auch, tatsächlich sind wir vorbereitet,
wir haben Zettelien und Bücher und also wir sind ausnahmsweise mal bei Nerd
Talk vorbereitet, dementsprechend ist es immer und das ist, glaube ich,
hier ein größerer Aufwand, diese Folgen zu produzieren, als bei einer normalen Sendung.
Wir wissen auch nicht, wie lange die werden. Das kommt dazu.
Also eventuell sitzen wir jetzt hier vier Stunden bei einer Episode, man weiß es nicht.
Aber sie erscheinen auf jeden Fall. Oder wir haben uns in zehn Minuten nichts
mehr zu sagen. Kann auch sein.
Nehmen wir heute schon zwei Episoden auf, auf Vorrat. Das heißt,
wir werden in der zweiten Episode nicht auf Feedback zur ersten Episode eingehen können.
Auch wenn vier Wochen dazwischen gegangen sind. Weil wir das heute aufnehmen,
dann haben wir das nämlich, weil es, wie gesagt, ein größerer Aufwand ist.
Aber wir sind genauso frisch an der Sache wie ihr, Das heißt,
wir sind natürlich auch trotzdem für jedes Feedback dankbar und versuchen das
dann in der dritten Episode umzusetzen.
Wenn es überhaupt jemals so weit kommt. Wenn sich das hier überhaupt jemand anhören möchte. Genau.
Phil
Ja, das hängt natürlich auch gewissermaßen von euch ab, also Feedback immer gern gesehen,
gerade auch so Themenideen, wir haben ein paar Themen vorbereitet,
aber ich denke mal, ihr habt bestimmt auch nochmal ein paar Themenbereiche,
wo ihr sagt, hey, da würde ich mir so ein Nerd Talk Extended auch wünschen,
von daher Feedback immer wieder gern gesehen.
Heute geht es jetzt aber erstmal grundsätzlich um die Filmwissenschaft, das Filmstudium.
Und da würde mich jetzt erstmal als erstes von euch so interessieren,
wie seid ihr jetzt eigentlich zum Filmstudium gekommen?
Warum studiert ihr das jetzt einfach nur vom Thema her?
Gast
Das war eine schöne Frage, weil wir beide ganz grundverschiedene Herangehensweisen hatten.
Ich habe praktisch beim Film gearbeitet, relativ viele Jahre und bin tatsächlich
von dem praktisch am Set stehen beim Filmarbeiten irgendwann dahin gekommen,
dass mir das nicht gereicht hat.
Dass ich irgendwann dachte, okay, es ist nett, ich bin hier im Kostüm,
ich weiß, was ich tue, ich weiß, ich habe Anteil an der Produktion dieses Films.
Aber eben auch, es hat mir nicht gereicht.
Es war mir alles zu wenig theoretisch. Mir hat ganz viel einfach der Aspekt
für den Kopf gefehlt so ein bisschen.
Und da ich aber, es gibt, wenn man praktisch beim Film arbeitet,
tatsächlich viele Menschen, die Filme nicht mögen oder zumindest selten ins
Kino gehen, was ein bisschen absurd scheint. Nein, aber ich habe Filme trotzdem
immer sehr geliebt, auch während des Arbeitens.
Auch wenn man da schon anfängt, Filme dann wiederum anders zu sehen.
Weil man natürlich, Lars und ich hatten die Diskussion neulich, was ist ein Filmfehler?
Ich würde den natürlich rundheraus anders definieren, einfach aus dem Produktionsaspekt heraus.
Ja, und dann habe ich irgendwann festgestellt, ich möchte nochmal studieren.
Was studiere ich nochmal?
Ich will unbedingt Geschichte studieren und bin durch Zufall eigentlich nur
auf die EFU gestoßen, dass es hier Filmwissenschaften gibt.
Das kann man auch, du hast ja ein Diplom. Ich habe ja schon mal studiert, genau.
Und Filmwissenschaften, ich habe mich beworben und sie haben mich aus unerfindlichen
Gründen genommen und ich bin jeden Tag glücklich darüber.
Phil
Bei mir ist es umso schöner.
Gast
Also wir hatten das ja, meine Sicht auf den Film hatten wir ja in den einigen
Episoden in letzter Zeit schon, als die Frage kam, also ich möchte gerne einen
Film studieren oder soll ich das vielleicht doch nicht, meine Eltern sind mir dagegen.
Also da hätte ich eine dringende Empfehlung, da mal reinzuhören.
Episoden 386 und 387 oder so, ihr seht es ja in den Shownotes,
da haben wir da schon mal drüber gesprochen.
Bei mir war es tatsächlich, ich mache seit ein paar Jahren so einen kleinen
Filmpodcast mit, da bin ich moderat seit mittlerweile sechs oder sieben Jahren, glaube ich.
Oder? Es ist echt lange her schon.
Phil
Es ist super lange her.
Gast
Also ich mache seit 2009 die Fernsehtipps. Da bist du doch in die Grundschule gegangen.
Nein, da war ich in der 9. Klasse. Da habe ich angefangen, die Fernsehtipps
zu machen, wöchentlich.
Ich glaube, seit 2011 moderiere ich ja auch hier, wenn ich mich nicht vertue.
Jedenfalls war das tatsächlich, seitdem ich so 12, 13 bin, wenn man anfängt,
eine Persönlichkeit zu entwickeln.
Wir kennen ja alle diese Phase, wo man plötzlich anfängt, bewusster zu denken.
Das ist bei mir immer ein großes Filminteresse da gewesen. gewesen und das ist
natürlich durch Nerdtalk dann,
massiv verstärkt und fokussiert worden und ich sage das schon mal,
für mich stand die Wahl, nach dem Abitur mache ich jetzt Business Management
oder mache ich das, was mir Spaß macht und ich habe mich dann für den Spaß und
für die Leidenschaft entschieden,
bereue das keine Sekunde, ich bin jetzt gerade, die erste Semesterwoche ist
gerade rum und ich bin wieder durch und durch glücklich, dass ich diese beiden
Fächer, also mein zweitfaches allgemeine und vergleichende Literaturwissenschaft,
dass ich diese beiden Fächer studiere, das ist ein wahnsinnig großes Geschenk
und wenn ich dann irgendwie mir in zehn Jahren feststelle, dass doch die Jobsituation
so okay so ist, dann kann ich immer noch was anderes machen.
Ich bin ja noch jung im Vergleich zu einigen anderen.
Phil
Gut, du siehst nicht so aus, das ist eine andere Sache.
Gast
Ne, aber das ist mein Zugang zum Filmstudium gewesen. Ich habe mich beworben, wurde,
genommen und bin glücklich.
Phil
Das ist aber auch ein ganz interessanter Aspekt. Beworben ist ganz klar und
man wird dann ja auch genommen.
So wie ich das im Hinterkopf habe, sind ja die Anforderungen unfassbar hoch,
um überhaupt für dieses Studium zugelassen zu werden. Also was muss man da jetzt
eigentlich mitbringen?
Ist das für jeden was, so ein Filmstudium? Oder was muss man an Voraussetzungen bringen?
Gast
Das ist tatsächlich eine sehr, sehr schöne Frage, weil es direkt überleitet
gleich zu dem Inhalt des Studiums.
Vielleicht ganz kurz zu den faktischen, bürokratischen Anforderungen.
Und ganz kurz noch, Filmwissenschaften ist tatsächlich etwas,
das ist in Deutschland relativ selten.
Also es gibt es in Mainz und es gibt es in Berlin an der FU und sonst ist es
immer eingebunden in Medienwissenschaften oder Medien und Theater und Filmwissenschaften
oder Kulturwissenschaften, die haben das dann als Unteraspekte,
aber diese reine Filmwissenschaft,
wie wir die gelehrt bekommen,
wie wir sie betreiben, ist tatsächlich deutschlandweit sehr, sehr rar.
Was auch mit der Geschichte der Filmwissenschaft zu tun hat,
wo wir gleich auch darauf eingehen können, wie sich das entwickelt hat,
dass es ja eine Filmwissenschaft gibt und seit wann es das gibt,
das können wir gleich machen.
Genau, in Deutschland gibt es die reine Filmwissenschaft, die unter diesem Titel
betrieben wird, nur in Mainz und in Berlin an zwei Unis.
Dementsprechend kann man sich schon denken, wenn man sich jetzt die bürokratischen
Anforderungen ansieht, dass der NC eine Partyveranstaltung ist.
Also, wenn ihr euch direkt nach dem Abi bewerben wollt, ist der NC in den letzten
Jahren zwischen 1.1 und 1.3 gewesen.
Und es sind, also in den letzten Jahren waren es immer um die 800 bis 1000 Bewerber
auf ungefähr 80 Bewerber.
30 Plätze im Hauptfach und 60 Plätze im Nebenfach normalerweise bei uns.
Das heißt, 90 Leute können insgesamt genommen werden. Im Nebenfach ist der NC
bei 1,4, 1,5 glaube ich ein bisschen niedriger, aber dann habt ihr halt auch nur das als Nebenfach.
Genau, und wenn ihr aber, das weißt du glaube ich besser, wenn ihr natürlich
schon Berufserfahrung habt oder schon mal studiert habt oder wenn Wartesemester
natürlich sowieso, dann ist es nicht ganz so hardcore.
Auch NC ist ja nicht wirklich ein komplettes Kriterium, sondern da wird ja ein
gewisser Teil dann auch noch über Losverfahren hinzugewählt.
Ein Teil kommt über Nachrück und
so weiter Positionen. Ich bin sogenannter Zweitstudienbewerber gewesen.
Also da ich schon ein komplettes abgeschlossenes Studium habe,
habe ich nur mit anderen Zweitstudienbewerbern konkurriert.
Es wird aber auch nur, glaube ich, ein Prozent der Plätze auf Zweitstudienbewerber
vergeben. Also es gab genau einen Platz, den man kriegen konnte oder nicht.
Dafür musste man ein sehr, sehr motiviertes Motivationsschreiben schreiben und
quasi der Abschluss des ersten Studiums galt wie ein NC.
Also es gibt dafür Regularien. Ich glaube, man hat als Zweitschuldenbewerber
relativ gute Chancen dann doch, weil das glaube ich viele einfach nicht machen.
Also wer jetzt sagt, er hat schon mal studiert, egal auch was,
das ist jetzt nicht nur für Filmwissenschaften, aber als Zweitstudienbewerber,
ich habe mit ein paar Menschen im Laufe der Uni schon gesprochen,
die auch Zweitstudienbewerber waren, die auch das relativ.
Na nicht problemlos, aber wo das gut funktioniert, wenn man halt wirklich eine
Motivation hat und wenn man sagt, das ist die Begründung, ich will unbedingt
und ich mache das jetzt nochmal aufbauend, wie auch immer.
Mal. Tatsächlich, was auch immer noch eine Möglichkeit ist, ist natürlich.
Vielleicht das Studium anzufangen in einer Medienwissenschaft oder Fernsehwissenschaft
irgendwo in einer kleineren Uni, wo die Plätze nicht so umkämpft sind wie vielleicht
in Berlin oder Mainz ist glaube ich auch nicht so schlimm wie Berlin in der Filmwissenschaft,
weil ich glaube Berlin als Stadt einfach dann irgendwie den größeren Faktor hat als Mainz.
Tatsächlich auch da kann man natürlich spätestens nach dem Bachelor zum Master
immer nochmal wechseln und das ist dann deutlich einfacher, aber es ist auf
jeden Fall schon rein, es gibt eine große Hürde schon, wenn man erstmal überhaupt
die Anforderungen erfüllen möchte.
Von diesen Hürden lassen sich viele unserer Kommilitonen nicht abschrecken.
Erstaunlicherweise, ja.
Vielleicht hören die zu, wir dürfen jetzt hier nicht, ne?
Wenn die zuhören, nehme ich alles zurück. Nein, aber jedenfalls,
trotzdem schaut es, also vielleicht dann nochmal doch ganz kurz die drei Sätze
dazu, für alle Hörer, die jetzt vielleicht gerade Abi machen oder in der Mittelstufe
sind oder so und denken, oh, vielleicht mache ich das mal irgendwann.
Schaut es euch an, bereitet euch darauf vor, versucht es auf jeden Fall,
wenn es eure große Leidenschaft ist. Und da sind wir auch schon beim zweiten
Punkt, wenn es eure große Leidenschaft ist.
Phil
Das wäre jetzt auch so die nächste Frage von mir gewesen, also das waren jetzt
die schulischen Anforderungen und man muss ja für jedes Studium und für jedes
Studienfach muss man ja auch irgendwo einen inneren Antrieb,
einen eigenen Antrieb, eine Motivation mitbringen und da würde mich natürlich dann,
aber da wolltest du sowieso gerade hin, mal so interessieren,
ja was muss man eigentlich so an Persönlichkeit,
an Eigenschaften für dieses Studium, für das Studiumfach mitbringen?
Gast
Also, liebe Kommilitonen, falls irgendwer von euch hört, wir mögen euch alle
sehr gerne, aber es gibt viele Kommilitonen, die, glaube ich,
das falsche Fach gewählt haben.
Das ist auch gar nicht böse gemeint, weil ich meine, es kann ja passieren,
dass man das falsche Fach wählt.
Aber ich glaube, deswegen ist es vielleicht wichtig, mal tatsächlich darauf
zu sprechen zu kommen, was heißt Filmwissenschaft fachlich, inhaltlich.
Filmwissenschaft heißt nicht, wir gucken Filme und unterhalten uns ein bisschen darüber.
Filmwissenschaft ist in keinster Weise irgendwo praktisch.
Es hat nichts mit Produktionsaspekten zu tun.
Es hat nichts mit ich möchte irgendwann Regisseur werden zu tun.
Es kann nicht schaden. Absolut, das ist gar nicht der Punkt.
Darum geht es nicht im Kern.
Genau, es geht darum, sich tatsächlich
mit dem Aspekt des Films als Medium wissenschaftlich zu beschäftigen.
Insofern ist natürlich auch die Filmwissenschaft teilweise immer wieder eine
Tochter der Medienwissenschaft, als es um den Film als Medium geht,
auch in einer medienteoretischen Perspektive.
Aber was, glaube ich, wirklich wichtig ist, ist kein Spaßstudium.
Es ist nicht irgendwie, was natürlich bei dem Titel Filmwissenschaft erstmal
auch immer zu viel Witz und Scherz reizt.
Und natürlich geht es darum, Filme zu schauen, aber es geht eben nicht darum,
nur Filme zu schauen und dann so ein bisschen das Hobby zum Beruf zu machen.
Man muss, glaube ich, mehr als Hobby mitbringen, um das Studium wirklich genießen
zu können oder um es wirklich, um was daraus mitnehmen zu können.
Phil
Was muss man denn mitbringen?
Gast
Dozent von mir sagte neulich in einer Sprechstunde, was glaube ich sehr richtig
ist, was glaube ich vielen, die Filmwissenschaft anfangen, nicht klar ist.
Man muss eine große Leidensbereitschaft mitbringen.
Das klingt jetzt erstmal vielleicht sehr schlimm, aber ich glaube,
er hatte sehr recht damit. Denn,
Filme gucken, und das merkt man relativ schnell, kann Arbeit sein.
Und es kann wirklich anstrengend sein.
Das haben wir beiden festgestellt in den letzten Wochen, als wir eine Hausarbeit
zum Film Noir geschrieben haben.
Und wenn du drei Wochen lang etliche Film Noirs schaust und nur noch in Bibliotheken
lebst und hunderte von Seiten von Aufsätzen durchkämmst, um irgendwie eine These zu entwickeln,
dann ist das nicht mehr Hobby und ich gucke ein paar Filme und bin irgendwie
cool, sondern es ist einfach eine klassische wissenschaftliche Arbeit.
Und insofern ist dieses Fach Filmwissenschaft nicht so ein hipster Ding,
wie das vielleicht wirkt, sondern es ist tatsächlich ein akademisches Studium.
Ein rein geisteswissenschaftliches Studium auch. Genau, und das muss man sich bewusst machen.
Man muss wirklich eine brennende innere Leidenschaft für Film und für die Wissenschaft mitbringen.
Und ich glaube, nur wenn das beides zusammenfällt, kann man so wie wir sehr
glücklich damit werden.
Ich glaube, wer sagt, ich mag irgendwie Filme, ist sicherlich richtig gut aufgehoben.
Ja, aber der studiert auch nicht Musikwissenschaften oder Literaturwissenschaften,
weil er mag vielleicht ein bisschen Bücher oder er mag vielleicht ein bisschen Musik.
Das muss man sich, glaube ich, extrem vor Augen halten, dass Filmwissenschaften
in ganz vielen Aspekten eben wirklich gleichbedeutend ist mit Literaturwissenschaften,
mit Musikwissenschaften.
Und das macht man beides auch nicht nur, weil man vielleicht gerne mal ins Kino
geht, nein, weil man vielleicht gerne mal ein Buch liest oder eben gerne mal
eine CD hört, sondern da muss tatsächlich ein viel größerer Antrieb dahinter sein.
Ich glaube, dass der Film dieses Problem hat, weil es so ein ultra populäres
Ding ist. Jeder mag irgendwie Filme.
Aber ich glaube, ich versuche ja immer gerne dieses Vergleich zu ziehen.
Wenn man sich die IT ansieht, jemand, der auch schon mal einen PC selber zusammengebaut
hat, ist deswegen noch nicht zwangsläufig in der IT richtig aufgehoben.
Richtig. Auch da brauchst du, also du kannst es dann vielleicht in diesem Vergleich
etwas stärker machen, aber auch
da brauchst du halt eine Leidenschaft für Technik, für Computer, für...
Die tieferen Geschehnisse als, euch mag irgendwie PC-Spiele oder so.
Phil
Ja, aber das ist es ganz genau, um da einen kurzen Exkurs reinzupacken.
Also für diejenigen, die das jetzt noch nicht einordnen können,
ich bin ausgebildeter Fachinformatiker und hab in meinem Team dann auch ganz
viele Schulpraktikanten und ähnliches.
Und da kommen ganz viele, nicht nur Schulpraktikanten, irgendwie aus der siebten,
achten Klasse, sondern auch aus den höheren Klassen bis hin,
dass die die Personen eine Ausbildung machen möchten und haben tatsächlich diese
Vorstellung, Die bauen da PCs zusammen, das kann ich auch immer zu Hause auch.
Und gerade vor kurzem hatte ich wieder eine Schulpraktikantin,
die sagte, also IT ist für mich, wie heißt das, Spieleentwicklung, Gameentwicklung.
Ja, ich mache hier das, um dann Spiele zu entwickeln, dass dann aber,
also um da mal an diesem Beispiel zu bleiben,
eine Spieleentwicklung unfassbar hochgradig mathematisch ist,
unfassbar trocken, ja, weil man eben diese ganzen Algorithmen,
die Logiken, die kommen ja nicht irgendwie von da,
sondern man muss das irgendwie antrainieren, anprogrammieren,
dass ein Gegenstand, wenn man ihn fallen lässt, physikalisch korrekt fällt.
Das ist hohe Mathematik und das hat wenig damit zu tun, dass man irgendwie in
Skyrim durch die Gegend läuft und irgendwelche Texturen zusammen klickert,
sondern das ist wirklich wesentlich komplexer.
Und das ist in der IT dann ganz genauso, dass viele kommen, ja,
die packen da ein paar PCs zusammen und Windows konfigurieren,
das ins Netzwerk reinhängen, kann ja auch,
ja, aber dass wir wirklich dann auch auf, so blödsinnig auch,
wenn wir vor einem Bildschirm sitzen und irgendwo in Masken herumklicken,
etwas ganz, ganz anderes tun,
als was man zu Hause tut, das erschließt die vielen dann tatsächlich erst während des Praktikums.
Deswegen ich, letzter Satz dazu, sehr dankbar bin, dass es die Möglichkeit gibt,
zumindest bei uns dort so ein Praktikum über ein oder zwei Wochen zu machen.
Ich weiß gar nicht, wie das beim Filmstudium ist, da ist es wahrscheinlich weniger
der Fall, könnt ihr gleich noch was zu sagen, dass man einfach dort einen Eindruck bekommt.
Ich habe es häufiger, dass dann Leute, die ein Praktikum in der IT machen,
dann am Ende auch abspringen und sagen, das ist nicht das, was ich eigentlich möchte.
Ich habe mir das anders vorgestellt, weil sie eben diesen ganzen Komplexitätsgrad unterschätzen.
Gast
Geht es bei uns genauso. Viele, die sagen nach dem ersten Semester oder sagen
nach dem ersten, zweiten Semester, okay, ist nicht das, was ich mir vorgestellt habe.
Und ich glaube, es ist aber auch dann, man darf halt auch keine Angst haben, dann zu scheitern.
Das sagte ich ja in den letzten Episoden schon mal, wenn man studiert,
gerade im ersten Studium, probiert euch aus, wenn es dann nicht passt,
ist auch okay, ist ja nicht schlimm.
Und es klang jetzt auch, glaube ich, von uns gerade irgendwie böser,
als es gemeint war, weil wir sind super glücklich.
Wir sitzen ja nicht jeden Nachmittag und denken, oh scheiße,
ich muss schon wieder Filme gucken, oh alles kacke, so viel Arbeit,
sondern natürlich, wenn man das wirklich will, ist es das Geilste auf der Welt.
Warum ist dieser Vergleich, Leute, mit dem Gamedesign gerade sehr wichtig?
Genau das ist es nämlich.
Es ist nicht, wir gucken Filme und es ist irgendwie bunt und cool,
sondern wir gucken Filme und dann schreiben wir darüber Hausarbeiten und lesen
theoretische Texte und so weiter.
Und was das Praktikum angeht, man kann natürlich an der Uni kein Praktikum machen.
Das ist ja das Problem bei Akademischen, weil stark geisteswissenschaftliche
Studien, da gibt es ja einfach keine Berufe, die da wirklich drin funktionieren.
Man kann aber an der Uni einfach mal ins Vorlesungsverzeichnis schauen,
auch vielleicht, wenn dann bei euch in der Nähe keine Filmbissenschaft ist,
wenn ihr nicht in Mainz oder Berlin wohnt, sondern nur eine Medienwissenschaft oder so, ist ja egal.
In Vorlesungen kann man sich immer reinsetzen. Das kümmert keinen Mensch,
wer da drin sitzt. Und dann kann man, glaube ich, schon mal einen guten Eindruck
davon bekommen, was es bedeutet, Filmbissenschaft zu studieren.
Ja, oder überhaupt, guckt euch mal was Älteres an. Guckt euch Casablanca an,
guckt euch vom Winde verweht an. Okay, das ist ein schlechtes Beispiel.
Guckt euch... Hansa Kreuzer-Potemkin an. Oder, Lasse, hättest du das Studium
nicht gewählt? Wahrscheinlich.
Aber ich finde, das sind auch ganz wichtige Aspekte, nämlich wirklich, ob man.
Mit dem was anfangen kann, auch wirklich ältere Sachen zu sehen.
Ich glaube, das wird auch von unseren Kommilitonen oder vor allem im Vorfeld
wird das extrem unterschätzt, dass wir uns eigentlich, wir haben uns in den
letzten anderthalb Jahren eigentlich,
ausschließlich mit den Dingen vor 1990 Vor 1960 sogar eigentlich.
Weil es natürlich auch interessanter ist, das zu sehen, wo es herkommt,
was man heute so, also ich meine, die Filme nach 1980 kennt man die meisten
Leute und das ist eben nicht so wahnsinnig, also natürlich gibt es auch viele
Seminare, wir machen jetzt ein Superhelden-Seminar bei beiden,
was natürlich die letzten zehn Jahre in den Fokus nimmt und so.
Aber ich glaube, der Punkt ist klar, dass es halt mehr ist, als Filme schauen
und sich freuen, sondern durchaus eben ein ernstzunehmendes,
akademisches, geisteswissenschaftliches Studium.
Und was das Praktikum angeht, hört euch vielleicht, merkt euch, sendet mal an.
Denn auch da bekommt man vielleicht, das wäre ja auch unser Ziel,
tatsächlich diesen Eindruck von, okay, was heißt es, das zu studieren,
anders als vielleicht nur irgendwie, ich merke gerade, ich saß die ganze Zeit
nach hinten gelehnt, ich hoffe, ich war jetzt nicht zu leise.
Das musst du vielleicht auch kurz erwähnen, wir sitzen in der Küche mit dem
H2 wieder auf dem Tisch, das heißt, vielleicht ist die Soundqualität nicht so
geil wie gewohnt, aber das kennt ihr ja schon aus den Live-Episoden der letzten Male.
Phil
Ja, jetzt mal, jetzt haben wir so über das Studium grundsätzlich gesprochen.
Was mich jetzt tatsächlich mal interessieren würde, nehmen wir uns einfach mal
so eine typische Filmstudentenwoche, einfach mal richtig die Praxis reinbringen.
Wie sieht so eine Filmstudentenwoche aus, dass man einfach mal wirklich ein
konkretes Bild davon bekommt?
Gast
Das ist eine sehr schöne Frage. Ja. Weil das, glaube ich, wirklich einen guten
Eindruck Vielleicht können wir unsere Wochen mal exemplarisch einfach erklären,
weil ich glaube, dass unsere Wochen dieses Semester relativ beispielhaft sind,
für das, was passieren kann.
Also ich habe montags acht Stunden durchgehend Uni. Ich bin ab zehn morgens
da und komme sechs Abends aus der Uni raus, was schon nicht immer so ist,
aber das kann durchaus mal vorkommen.
Und besuche dann drei Seminare. Bei der Filmwissenschaft ist es so,
dass die Seminare normalerweise immer eine Sichtung dazu haben.
Das heißt, man hat zwei Stunden Seminar und vorher, normalerweise vorher zwei
Stunden Sichtung oder eben halt so lange, wie dann der Film läuft.
Das heißt, man hat normalerweise vier Stunden pro Seminar Uni-Präsenzzeit.
Und ich habe dieses Semester, glaube ich, sieben Seminare. Das heißt,
nicht alle in der Filmwissenschaft.
Das heißt, ich bin in der Uni diese Woche ungefähr um die 20,
25 Stunden in der Uni. Reine Uni-Zeit. Genau.
Phil
Das ist aber doch schön. Ich arbeite 40.
Gast
Genau, das ist erstmal schön und dann geht es nämlich weiter. Zum einen kommt dazu,
also montags ein Seminar, was eben dann Filmkritik heißt,
da werden wir dieses Semester, müssen wir eben aktuelle Filme sehen,
das heißt bei Lars ist dann allein für den Montag hat er quasi drei Seminare
plus drei dazugehörige Filme,
was dann einfach schon ein Zeitaufwand von zehn Stunden ohne Texte lesen ist.
Also zwei Sichtungen, also die eine Sichtung findet Montag einfach nicht statt
und die andere kann ich nicht besuchen, weil meine Seminare so eng liegen.
Das heißt, ich muss immer für montags alleine zwei Filme irgendwo zu Hause oder anderweitig sichten.
Und dazu kommt eben, du sagst gerade schon, du arbeitest 40.
Dazu kommen natürlich Texte vorbereiten, denn auch wenn man Filme schaut,
geht es ja darum, eben auch Texte zu lesen und die Sitzungen dann mit einer
Diskussion auf einen Text bezogen zu gestalten.
Und die Texte sind pro Seminar in der Regel zwischen 30 und 60 Seiten lang.
Das heißt, man kann sich dann ausrechnen, 7 mal 50 Seiten meinetwegen als Durchschnitt
sind wöchentlich 350 Seiten Text, die man zu lesen hat.
Wissenschaftliche Texte. Genau, es ist keine Spaßliteratur, sondern es sind
wissenschaftliche Texte, die man natürlich im Idealfall notiert,
sich Notizen macht, markiert und so weiter.
Und auch natürlich viel langsamer liest. Also das ist etwas,
da muss man sich extrem dran gewöhnen.
Man liest es einfach viel, viel, viel langsamer. Teilweise auch einige Sätze
mehrfach, man kennt es ja, wenn man komplexere Texte liest.
Ich würde schätzen, auf ein Seminar inklusive Sichtung kommt neben den vier
Stunden Präsenzzeit in der Uni bzw.
In der Sichtung, kommen nochmal etwa vier bis sechs Stunden Arbeitszeit zur Hause.
Das heißt, bei sieben Seminaren die Woche sind das sieben mal ungefähr fünf bis zehn Stunden.
Das heißt, die 40 Stunden reichen bei weitem nicht.
Also ich habe das letzte Semester noch ein bisschen versucht zu verfolgen,
wie viel ich tatsächlich arbeite und kam auf ungefähr 60 Stunden die Woche.
Und dazu dann halt natürlich wirklich noch, da kommt der Kinobesuch dann tatsächlich.
Genau, also die Freizeitfilme sind nicht eingerechnet, wenn ich dann mal abends
ins Kino gehe, um mich zu entspannen.
Oder vier für ein Nerdtalk noch eine Pressevorstellung anhören.
Genau, sowas kommt dann eben dazu.
Insofern, das ist das, was wir meinen, das ist nicht getan mit ein bisschen
in der Uni sitzen und Filme gucken, sondern es ist eben ein Vollzeitstudium.
Das darf man nicht vergessen, auch wenn wir natürlich nie morgens vor 10 Uhr anfangen.
Das ist völlig richtig, wir können meistens ausschlafen.
Aber natürlich sind auch Kinobesuche meistens abends, sodass also dann die Arbeitszeit
eben sich nach hinten verschiebt und dadurch nicht weniger wird in dem Sinne.
Phil
Jetzt gab es ja die Frage an sich, die wir in den letzten Sendungen schon mal
geklärt haben, aber hier einfach meines Erachtens noch mal aufgegriffen werden sollte.
Du hast das zwischen den Zahlen auch schon so ein bisschen gesagt, Lars.
Wozu macht man eigentlich den ganzen Scheiß? Warum wird man Filmstudent,
außer aus dem inneren Antrieb heraus?
Das heißt, man sagt, ich will mehr über Film, Film, Filmwissenschaft,
Film, ja, Filmwissenschaft, Wissen, aber dann ist das Studium irgendwann zu
Ende und ja, dann hat man einen tollen Schein. Was macht man mit diesem?
Gast
Mein persönlicher Plan ist ja der selbsterhaltende Zettel. Ich mache das,
um in der Uni zu bleiben, im Idealfall, nach dem Master.
Wenn möglich, wäre das ja mein Traum, möglichst lange an der Uni zu arbeiten als Wissenschaftler.
Tatsächlich ist es, glaube ich, kein Geheimnis, dass die Jobs für Filmwissenschaftler
nicht auf der Straße liegen und darauf warten, dass sie gefüllt werden.
Sondern man hat natürlich ein sehr eingeschränktes Berufsfeld.
Das beschränkt sich auf die Wissenschaft, auf die paar Filmmuseen oder Archive,
die es gibt. Man kann natürlich Ausstellungen betreuen, man kann Programmkinos
betreuen und Ähnliches.
Natürlich auch in den Filmverleih gehen, Marketing in die Richtung und so weiter.
Da ist es sicherlich nicht verkehrt, natürlich ein Filmwissen als Grundlage.
Betty sagt es gerade, man kann Festivals betreuen oder eben in verschiedenen
Bereichen mitarbeiten.
Aber das sind halt alles sehr kleine, sehr eingeschränkte Berufsfelder,
dessen muss man sich bewusst sein.
Filmkritik geht natürlich auch immer in die journalistische Karriere,
aber die ist natürlich wirklich richtig schlecht bezahlt und glaube ich,
das Schlimmste, was man machen kann, wenn man nicht zu den glücklichen paar
gehört, die dann irgendwo eine Festanstellung kriegen oder so.
Und ich glaube, das gibt es ja auch kaum noch.
Nee, genau. Insofern ja, es ist nicht so leicht.
Man kann das, glaube ich, das ist wie mit ganz vielen geisteswissenschaftlichen.
Studiengängen, man kann das auch nicht definieren, was ist dann der Beruf, den ich, also,
ich studiere Maschinenbau, werde ich irgendwann Maschinenbauer,
ist jetzt ein ganz schlechtes Beispiel oder ich studiere ihre Journalismus und
werde dann natürlich als Journalist arbeiten.
Aber bei Filmwissenschaften, ich glaube, es gibt viele Nischen,
aber man muss sie sich irgendwie selber schaffen.
Man darf halt einfach keine Angst haben, nach dem Studium sich zu bewerben einfach mal.
Denn auch mit Philosophie oder so hast du ja echt ähnliche Perspektiven.
Es gibt halt keinen Job, der darauf zugeschnitten ist.
Also ich meine, der Punkt ist, du kennst dich nachher mit Filmen aus, in jeder Hinsicht.
Du hast ein theoretisches, historisches, analytisches Grundwissen zu filmen.
Und damit geht es ja schon schon relativ viele Möglichkeiten,
das irgendwo anzuwenden.
Auch wenn man dann vielleicht nochmal einen BWL-Kurs oder so macht,
wenn man irgendwo dann in der Stellung arbeitet, die tendenziell auch wirtschaftlich
ausgeredet ist, wie auch immer.
Man darf, glaube ich, einfach keine Angst haben, sich seine Nische zu suchen
nach dem Studium, wenn man nicht direkt in der Wissenschaft bleiben möchte.
Phil
Finde ich ganz interessant. Also da kann man jetzt, um ein längeres Statement
nochmal zu bekommen, auch tatsächlich in die Sendung, weißt du,
was du da gesagt hast, 300 Patzer quetschte, 80, in der 80 nochmal reinhören.
Da hast du das noch ein bisschen weiter ausgebreitet mit dem großen Satz von
wegen Leute, wenn ihr Böcke darauf habt, macht es, es schadet definitiv nicht.
Und gerade wenn ihr jung seid, dann fangt an zu studieren, folgt eurem inneren
Willen sozusagen. Wenn ihr fertig seid mit dem Filmstudium, seid ihr immer noch
jung genug, um eine Ausbildung bzw.
Ein weiteres Studium zu starten und dann immer noch rechtzeitig im Beruf ins Rennen gehen zu können.
Aber wenn euch diese Filmwissenschaft wirklich interessiert,
dann macht es. Weil eben tatsächlich dieser...
Also es ist ja nicht nur tatsächlich, Filme gucken, wir haben es ja schon rausgearbeitet,
Filme gucken und irgendwie ein bisschen rumkritisieren, sondern man bekommt
ja einen ganz anderen Blick,
man versteht Filme in einem Zeitzusammenhang, womit man natürlich dann entsprechend
auch so ein bisschen historische Zusammenhänge versteht.
Gast
Das sagst du gerade sehr schön, auf jeden Fall. Also es ist ein ganz wichtiger
Aspekt, finde ich, und ich studiere Geschichte im Zweitfach.
Also ich finde, das ergibt sich, also es hat eine ganz tolle,
sich gegenseitig befruchtende Art und Weise, Film und Geschichte.
Ich verstehe immer nicht, warum es niemand sonst studiert, aber das ist ganz,
ganz fantastisch, weil man wirklich anfängt, über Gegenwart anders zu reflektieren.
Ich kann das selber von Literaturwissenschaften im Zweitfach sagen,
auch das ist ganz fantastisch, aber natürlich sehr theoretisch dann.
Phil
Also was mich persönlich, um da mal ein Praxisbeispiel zu bringen,
überrascht hat, in einer der Sendungen von Nerd Talk sprachen wir über den Historienfilm.
Und da gab es dann auch so einen kurzen Exkurs, dass du, Lars,
sagtest, Mensch, warum ist da Historienfilm?
Doch, nein, Quatsch, dieser Naturfilm, wie heißen sie?
Gast
Heimatfilme.
Phil
Heimatfilme, dankeschön. Warum sind die Heimatfilme zu einem bestimmten Zeitpunkt
so groß gewesen, so wichtig gewesen, insbesondere zum Abschluss des Weltkrieges?
Das Zweite Weltkrieg ist so interessant, ja, weil da draußen natürlich die Menschen,
die das absolute Grausame gesehen haben, die Welt da draußen,
die Häuser, die Umwelt ist zerstört und alle Menschen streben nach dem Guten
und der Heimatfilm hat das Gute gezeigt,
hat das Schöne gezeigt und das war wirklich eine, war dann sozusagen die Kompensation
für das Grausame, für die grausame Realität für den Konsumenten.
Und dementsprechend ist es nach einer Zeit, ist der Heimatfilm auch ausgelaufen,
weil einfach draußen die Umwelt dann so langsam wieder aufgebaut war,
die Wirtschaft kam wieder ans Fliegen, das Sozialleben kam wieder ans Fliegen
und damit ist der Heimatfilm so langsam, aber sicher dann auch als Schwerpunkt-Epoche
sozusagen ausgelaufen.
Womöglich gibt es jetzt da noch wieder ein paar Haken und Ösen,
aber im Groben zusammengefasst glaube ich.
Das schon? Und solche Erkenntnisse sind ja dann auch ganz interessant,
dass man nicht nur im Grunde über den Heimatfilm Erkenntnis erlangt,
sondern auch eben tatsächlich Auswirkungen von historischen Ereignissen natürlich auch auf das.
Soziale des Menschen und als quasi nur Quintessenz dann im Grunde die Auswirkungen
im Film und der Filmwissenschaft also sehr, sehr interessant und wesentlich
breiter gefächert als jetzt einfach nur Filme gucken und die auseinanderzunehmen,
Und um da jetzt den Bogen zu schließen, von daher ist das auch für sich selber
und natürlich womöglich auch für die Argumentation der Eltern gegenüber,
wenn man wirklich das machen möchte.
Es ist nicht nur Filme gucken, sondern man lernt sehr, sehr viel,
bekommt sehr viel Allgemeinwissen, was man natürlich unabhängig vom Berufsfeld
einfach sehr, sehr gut gebrauchen kann.
Weil Allgemeinwissen und historisches Wissen ist nie falsch investiert.
Gast
Und du sagtest gerade schon, da sind Haken und Ösen, das kann man natürlich
so monokausal nicht immer, also das ist eine Sache, die man in der Filmgeschichte
sehr schnell lernt, man kann nicht sagen,
im Film war das in der Wirklichkeit so und so, aber an sich ist der Punkt genau
richtig und das ist genau der Punkt, weswegen Filmbissenschaftler,
wenn man sich jetzt fragt, warum gibt es überhaupt die Filmbissenschaft,
der Film ist das populärste Medium des 20.
Jahrhunderts bis heute und beziehungsweise der Film in Anführungszeichen,
würde ich jetzt alle visuellen Medien im Sinne von Fernsehen, YouTube,
genau, also alles was erwegte Bilder beinhaltet, mit einschließend,
denn das ist im Prinzip das Bearbeitungsfeld, was wir im weitesten Sinne in
der Filmwissenschaft haben.
Und es kann ja nicht sein, dass es da keine Wissenschaft für gibt.
Wenn du Filme verstehst, verstehst du, das sagtest du gerade beispielhaft,
verstehst du mehr als nur den Film. Und ich glaube, das ist enorm wichtig.
Und natürlich die offensichtlichsten Sachen, Propaganda entlarven und so,
und Propaganda untersuchen, wie wird über Filme Propaganda oder politische Ideologien
im weitesten Sinne propagiert, was kann kann also Film auch manipulativ erwirken.
Das ist natürlich dann die sehr politische und sehr naheliegende Funktion oder
eine der Aufgaben einer Filmwissenschaft.
Aber eben auch gar nicht, man muss es gar nicht so kritisch und radikal denken,
sondern wie ich gerade sagte, Film verstehen heißt mehr als den Film zu verstehen.
Und das ist, glaube ich, wichtig.
Und ich würde nur ganz kurz, gut, das führt jetzt extrem weit,
aber das ist leider so was, was man immer wieder sagen muss.
Diese elendige Frage, und was machst du dann irgendwann damit?
Und was erarbeitest du dann?
Es ist überholt. Das stellt sich für uns nicht mehr.
Es findet sich was. Ich bin fest davon überzeugt. Ich habe vorher Modedesign
studiert. Ich habe auch meine Jobs gefunden.
Es findet sich was. Und gerade Geisteswissenschaften wird, glaube ich,
viel unterschätzt, wenn ihr dazu eine Affinität habt.
Wenn ihr das Gefühl habt, das ist es, was ich machen will und das sei jetzt
Philosophie, Literaturwissenschaften, was auch immer.
Die Frage, was mache ich denn irgendwann damit, ist natürlich wichtig,
um irgendwann davon leben zu können.
Aber nicht primär solltet ihr euch von einem Studium abhalten oder was auch immer, finde ich.
Ich glaube, damit haben wir... Das war jetzt so, die Lanze gebrochen.
Ein schöner Schlusswort für den ersten Teil, wenn man das so ein bisschen...
Phil
Richtig.
Gast
Dann können wir vielleicht tatsächlich mal überleiten, oder du,
ich weiß nicht, wie deine Fragen oder wie deine Struktur aussieht, Phil,
tatsächlich ein bisschen den Übergang schaffen zu mal ein paar konkreteren Blicken
in die Filmanalyse, in so die Basics einer wissenschaftlichen Auseinandersetzung.
Phil
Das ist sehr geil, weil meine nächste Frage, die ich mir aufgeschrieben habe,
heißt jetzt wortwörtlich abgeschrieben, oder vorgelesen, welche Sichtweisen,
welche grundlegenden Basics sollte man drauf haben, wenn es um Filmbesprechungen geht?
Gast
Ja, das ist doch fantastisch.
Phil
Das wäre tatsächlich die nächste Frage gewesen.
Gast
Ja, das ist, damit kommen wir jetzt in ein großes, großes Feld,
wo wir nur ganz bruchstückhaft, glaube ich,
also natürlich nur, man kann es nur bruchstückhaft jetzt wiedergeben,
wir haben, also es gibt in unserem,
Studienaufbau gibt es drei Basismodule mit jeweils zwei Seminaren,
das heißt sechs Seminare, die sich nur mit mit Grundlagen beschäftigen.
Und das ist sehr rudimentär.
Wir lernen sozusagen alle Grundbegriffe, um uns wenigstens halbwegs erst mal
verständlich machen zu können.
Deswegen ist es natürlich völlig illusorisch, jetzt in einer Stunde oder so,
oder anderthalb oder zwei Stunden, wie lange wir jetzt noch machen,
das irgendwie umfassend wiederzugeben. Das ist aber, glaube ich, ja auch klar.
Wir wollen, glaube ich, einfach ein bisschen darüber plaudern,
was es an, ich sage mal, vielleicht grundlegende Gedanken Konstellationen gibt,
wie man denken kann oder in der Wissenschaft sollte.
Immer sollte. Wir haben uns hier auf unseren kleinen handschriftlichen Konzept
eine wichtige Unterscheidung aufgeschrieben, die glaube ich als Einstieg ich
weiß nicht, Betty, wie du das siehst, glaube ich als Einstieg total gut funktioniert.
Und zwar steht hier Filmanalyse versus Filmkritik. Und das ist,
glaube ich, einer der wichtigsten Punkte, wo wir auch, glaube ich,
ein, zwei Semester brauchten, bis man auch in der Denk- und Sprechweise davon abgekommen ist.
Aber Filmanalyse ist nicht Filmkritik. Filmkritik wiederum hat im Idealfall
filmanalytische Einschläge, aber die Filmanalyse hat im Idealfall null kritische Einschläge.
Und auch null Interpretations-Einschläge.
Einschübe, also Film, oder ganz kurz noch, unsere drei Basismodule waren Filmanalyse,
Filmgeschichte, Filmtheorie.
Das ist quasi die Grundlage, auf die wir uns alle festlegen müssen.
Und Filmanalyse grenzt sich eben wirklich im ersten Semester extrem von all
diesen Dingen ab, weil es wirklich rein um den Film geht.
Genau, also darum würden wir jetzt auch erstmal mit Filmanalyse einsteigen,
ein paar Überblicke dazu geben, was das Analytische angeht und dann am Ende
vielleicht einen kurzen Ausblick zu liefern, was diese Analyse nun nützt. Was sie nicht bringt.
Genau, nützt für Filmgeschichte und Filmtheorie, die dann anschließend die jeweils
nochmal sehr eigene, sehr große Felder sind.
Ich glaube gerade für den Einstieg ist Filmanalyse das greifbarste,
womit man am besten die grundlegenden Punkte verdeutlichen kann,
die wir jetzt verfolgen wollen.
Genau, und warum? Also Filmanalyse ist nicht Filmkritik, Hat natürlich Gründe
und das kann man natürlich schön damit einleiten in das Grundverständnis von
Filmen, was man sich vor Augen halten sollte, wenn man sich wissenschaftlich
mit Filmen auseinandersetzt.
Denn es geht nicht darum, wie ich den Film finde oder ob ich den Film gerne
anders gehabt hätte oder so.
Das ist völlig egal, denn das ist ja nicht der Film. Die Analyse versucht,
den Film als ein ästhetisches System zu verstehen.
Und dabei ist es völlig egal, ob mir das gefällt oder nicht oder was ich da
jetzt persönlich daraus mitnehme.
Oder ob ich dieses Genre mag oder ob ich die Schauspieler mag oder ob mich irgendwie
die Musik die ganze Zeit zu Tode nervt.
Das ist alles vollkommen irrelevant. Und wenn man wirklich nur die Analyse,
ganz isoliert die Analyse betrachtet, ist es auch egal erstmal von wem der Film
ist, in welcher Zeit der Film entstanden ist, Gedanken,
die man vielleicht hat zur Epoche oder so, sondern wenn man wirklich nur ganz
isoliert Analyse betreibt, im Idealfall geht man vom Film als erstes aus.
Und losgelöst von allen anderen Umständen.
Der Film als Ganzes losgelöst von wirklich die Zeit, in der er spielt.
Phil
Einem unterhaltenden Faktor.
Gast
Unterhaltungsfaktor, alles. Also der Film wirklich rein losgelöst im luftleeren Raum schwebend.
Erstmal, das ist wichtig, dass es nur der erste Schritt sein kann,
um danach natürlich dann die Geschichte und so weiter mit zuzunehmen.
Es hat aber einen Grund, der glaube ich wichtig ist, wo man auch den erstmal
vielleicht kennenlernen muss und sich darauf einstellen muss,
dass das so ist oder dass das im ersten Fall so ist, denn die Analyse bringt
dann die spannendsten Ergebnisse und bringt dann die freisten neuen Verknüpfungen,
die man dann im zweiten Schritt eben auf eine geschichtliche Rückbindung oder
so beziehen kann, wenn man den Film als,
ästhetische Systeme als Kunstwerk mit einem Eigenrecht betrachtet.
Wenn du vom Film ausgehst und der Film dir bestimmte Schlüsse ermöglicht,
kannst du dann im zweiten Schritt darauf eine Theorie anwenden. Haben wir ein Beispiel?
Ich glaube, wir müssen ein Beispiel dazu bringen. Irgendwas,
was möglichst viele Menschen gesehen haben.
Mir fällt jetzt spontan kein Beispiel ein.
Phil
Ja, gut vorbereitet.
Gast
Ja.
Wird vielleicht gleich deutlich, Aber wenn wir in die konkreten Begrifflichkeiten
kommen, dann wird es, glaube ich, klarer, was wir meinen.
Ist das denn soweit sehr geschwurbelt?
Phil
Also ich kann mir grundsätzlich was darunter vorstellen. Ein Beispiel wäre echt
nicht schlecht, um da irgendwo... Ich bin auch immer ein Freund von Beispielen,
dass man das Theoretische für sich selber in der Praxis einmal kopfmäßig anwenden kann.
Gast
Ich weiß gar nicht, ob das funktioniert. Ich habe ein blödes Beispiel.
Phil
Ja, lieber blöde Beispiele als gar keine.
Gast
Wir nehmen Keinohrhasen von Til Schweiger. und wir betrachten den Film losgelöst
von mag ich Killschweiger, mag ich ihn nicht, mag ich deutsche Filme, mag ich sie nicht.
Wir betrachten den Film nur so, wie er ist.
Wir betrachten, wie die Kamera ist, wir betrachten die Lichtstimmung,
wir betrachten die farblichen Aspekte, wir betrachten die Art und Weise der
Inszenierung, wie werden welche Figuren in welchen Kameraeinstellungen gezeigt, nicht gezeigt.
Ich ignoriere den ganzen Trarat drumherum im Idealfall, Ich ignoriere auch,
zu welcher Zeit der spielt, sondern ich nehme wirklich,
also das ist ganz wichtig, finde ich, bei der Filmanalyse, sich frei zu machen
von diesem ganzen Ding, mag ich das, mag ich den Humor, mag ich das nicht,
sondern es geht wirklich nur darum, was in dem Film passiert.
Gezeigt wird.
Phil
Geht das überhaupt, dass man sich so frei macht? Also man ist doch total befangen eigentlich.
Gast
Deswegen war das jetzt ein blödes Beispiel eigentlich.
Phil
Ja, aber das gibt es doch eigentlich immer. Also sei es jetzt,
dass man einen Film einfach man, also weiß nicht, kann man, vielleicht fängt
man die Frage so an, kann man einen Film überhaupt so betrachten, so analytisch?
Oder ist das nicht immer gefärbt?
Gast
Also ich meine, wir sind ja auch, das muss man auch im Hinterkopf behalten,
noch erst im vierten Semester. Also wir sind ja nicht irgendwie die super krassen Filmwissenschaftler.
Und auch nicht die super Analytiker. Genau, da gibt es glaube ich Leute,
die besser analysieren als wir. Gibt es ja immer.
Aber im Idealfall kann man das, ja.
Natürlich in der Praxis nicht immer. Das ist, glaube ich, ganz offensichtlich.
Dass man sich nicht immer völlig freimachen kann von seinen Assoziationen und so.
Wenn ich jetzt einen Kriegsfilm mir ansehe, zum Beispiel, meine letzte Hausarbeit
war über einen Kriegsfilm, kann ich mich natürlich nicht davon freimachen,
dass ich einem pathetischen Patriotismus erstmal sehr abneigend gegenüberstehe,
wenn er in amerikanischen schon Filmen vorkommen.
Im Idealfall würde ich dann, das ist vielleicht gar nicht so ein tolles Beispiel,
im Idealfall Fury, also die House of the Firewall Fury, im Idealfall schaue
ich mir erstmal den Film dann an,
weiß, okay, ich finde den Patriotismus von diesem Film schwierig und ich finde den Pathos schwierig,
aber ich schaue mir erstmal an, wie funktioniert dieser Pathos,
wie funktioniert der Patriotismus,
wie erzeugt der, oder wie wird der im Film erzeugt und dann,
was erzeugt dieser Patriotismus für eine Aussage und dann kann ich schauen,
okay, vielleicht komme ich ja, wenn ich ganz neutral erstmal nur schaue,
wie arbeitet der Film, mit welchen ästhetischen Elementen, in welchen systematischen
Zusammenhängen stehen diese ästhetischen Elemente des Films,
also das heißt, was du gerade sagst, Lichtstimmung, Kameraarbeit, Mise-en-Scène, etc.
Dann kann ich schauen, wie der Film funktioniert und was der Film tatsächlich macht.
Und dann kann ich vielleicht sehen, und das passiert häufig,
dass man in der Analyse feststellt, okay, mein erster Eindruck,
der Film ist irgendwie furchtbar und pathetisch und patriotisch aufgeladen,
kann sich durchaus in der Analyse nochmal kippen, wenn es so,
okay, der Film ist aber schon handbildlich brillant gemacht und er kann durchaus
andere Aussagen zulassen.
Das war eben gerade die Diskussion, die wir bei der letzten Episode hatten zu
Fury, wo es eben passieren kann, dass du, wenn du wirklich den Film aus sich
heraus analysierst und dem Film das Recht zusprichst, ein eigenes ästhetisches System aufzubauen,
kann das ganz neue Blicke auf den Film zulassen, wenn man sich vorher von seinen,
Vorurteilen meinetwegen frei macht.
War das jetzt verständlich? Ja, das hat das sehr gut getroffen, ja.
Phil
Jetzt war das natürlich nur so reingeworfen. Ich hab dich bzw.
Euch da ja so ein bisschen unterbrochen. Du warst ja quasi in so einem Redeschwall
schon fast zur Trennung von Filmanalyse und Filmkritik.
Wolltest du dazu jetzt noch mehr sagen oder umfasst das eigentlich die Idee?
Gast
Ich glaube, das war der Punkt, den man machen musste, dass es nicht darum geht,
was man mag, sondern dass es darum geht, also natürlich...
Ist ja auch wichtig, wir beschäftigen uns ja jetzt nicht mit Filmen,
die wir vorgegeben bekommen und die müssen wir dann analysieren,
sondern natürlich befasst man sich mit Filmen oder mit Theorien oder mit Epochen,
zu denen man irgendwie einen persönlichen Bezug hat, wo man irgendwie Bock drauf hat.
Das ist ja ganz klar, das Glück kam mir, dass wir sehr frei arbeiten können
und uns Themen sehr frei aussuchen können und dass man dann natürlich schon
Filme nimmt, die man mag oder die einen interessieren in irgendeiner Form,
das ist noch vielleicht wichtig hinzuzufügen.
Aber man sollte sich eben davon freimachen, dann auch, also das haben wir in
der Urstufe auch schon gelernt, dass es am Ende der Klausur nicht heißt,
mir hat das dreimal gefallen oder so.
Ja, also es ist eben nicht wertend und eine Filmkritik ist ja in dem Sinne dann doch wertend.
Fand ich den jetzt gut, fand ich den nicht gut, hat er mich berührt,
hat er mich nicht berührt?
Das sind Dinge, die tatsächlich bei der Analyse nur insofern eine Rolle spielen,
wenn man sagt, und genau in dem Moment setzt die Musik ein, wenn wir auch noch
dieses Bild sehen, was natürlich dann wiederum eine emotionale Reaktion beim
Zuschauer befürwortet.
Man muss es eben rückbinden an die Analyse, man muss es belegen können.
Wenn du sagst, diese Szene ist besonders berührend, du brauchst dafür Beleg.
Und das kann man natürlich sagen, gerade wenn man auf die Wirkung eines Films
abzielt oder auf die emotionale Reaktion, affektive etc., spielt es natürlich eine große Rolle.
Aber ich glaube, das ist erst mal so das Wichtige, um so als Grundgedanken zu schlucken, dass es...
Und ich fand es tatsächlich, muss ich dazu sagen, im ersten Semester,
ich fand das extrem schwierig, wirklich aus diesem Mag ich, mag ich nicht,
wie geht es mir persönlich damit, damit mich davon frei zu machen.
Also es war wirklich, fand ich im ersten Semester ganz schön so, ja, okay, wie jetzt?
Ja, fand ich die Kamera jetzt gut? Nein, es ist egal, wie ich die Kamera fand.
Was genau hat die Kamera gemacht?
Wie hat die sich gesehen? Ich habe einen Film gesehen, den ich im Nachhinein
wirklich mag, den ich bei der Sichtung ganz furchtbar fand.
Der Bienenzüchter. Ja, ging mir ganz genauso. Bei der Sichtung war furchtbar.
Ein griechischer Film, der sehr, sehr langsam erzählt ist und ich fand ihn furchtbar war langweilig.
Und das ist genau das. Es passiert nichts. Es ist wahnsinnig,
wahnsinnig, wahnsinnig langsam.
Und da muss diese Analyse einsetzen und fragen, warum finde ich das langweilig?
Also warum entsteht mir das Gefühl der Langeweile? Und dann weitergehen zu fragen,
warum ist denn der Film so langsam erzählt?
Was bewirkt diese langsame Erzählung? Was ist die Funktion des Erzähltempos
in diesem Film? Was war die Funktion von den Vögeln im Off?
Ja. Das hat sich mir bis heute nicht erschlossen. Genau. Also es gibt da,
und dann kann man eben ansetzen und dann kommt man zu spannender Analyse.
Weil dann stellt man fest, okay.
Und dann mochte ich den Film nämlich nachher dann doch sehr gerne,
weil es, also ich hab's jetzt nicht mehr ganz so, irgendwas,
was wir damals erarbeitet hatten zu der Bienenzüchter, aber dann kann man meinetwegen
jetzt aus der Luft gegriffen zu dem Punkt kommen, okay, die langsame Erzählweise
ist zurückzuführen oder,
steht im Zusammenhang mit der Isolation der Figuren, die irgendwie in völliger
Einsamkeit und Zeit wäre, vor sich hin oder keine Ahnung.
Und dann kommt man zu spannenden Ergebnissen. Der Film kann plötzlich echt Spaß
machen, weil man den Film dann beim zweiten Mal oder dann im Rückblick,
als ein ganz anderes Phänomen waren. Weil plötzlich Dinge funktionieren,
die man vorher als störend empfunden hat.
Und man denkt, okay, klar, das ist zwar langweilig, aber die Langeweile ist
eine gute Langeweile, weil es funktioniert. Und eine gewollte Langeweile.
Eine gewollte Langeweile.
Das wäre ein Punkt, wo Martin und ich unterschiedliche Meinungen sind.
Ich würde ja sagen, es ist völlig egal, was irgendwer irgendwann mal gewollt hat.
Dann kommt bei mir dann der Praktiker
wieder zu euch. Darauf kommen wir vielleicht nachher nochmal ein.
Ich schreibe mir das mal auf unseren Zettel, dass wir es nachher nicht vergessen, schreibt man doch.
Phil
Ja, mein Zettel wächst auch hier dynamisch. Filmfehler. Aber ja,
wie quält man sich denn dann, also sofern es eine Qual ist, aber ich glaube,
manchmal ist es zumindest eine größere
Herausforderung, sich einen Film anzugucken als einen anderen Film.
Und zu bestimmten Filmen kriegt man bestimmt nicht so zu 100% den Zugang.
Und vielleicht ist man selber noch so ein bisschen verschlafen,
weil man irgendwie bis 3 Uhr nachts dann tatsächlich sich noch durch Texte durchgewuselt
hat und dem Zinn die nächste Vorlesung hat,
wie quält man sich denn dann durch solche Filme, sodass die dann auch tatsächlich
dann für euch weiterhin verwertbar bleiben,
weil da muss man ja eine extrem hohe Aufmerksamkeitsspanne zugrunde legen,
obwohl im Grunde in einem sich alles gegen diesen Film wehrt,
sei es rein physisch, dass der Körper einfach keinen Bock hat oder eben psychisch,
dass man im Grunde keinen Bock hat, diesen Film tatsächlich kopfmäßig weiterzugucken,
weil einen so gar nicht interessiert.
Gast
Das ist der Punkt, glaube ich, der zurückführt zum Anfang einer Episode. Ja, okay, gut.
Gibt es nicht. Das gibt es nicht. Wenn du wirklich das willst, gibt es das nicht.
Ich bin einmal gegangen innerhalb der letzten zwei Jahre aus dem Kino,
weil der Film so schlecht war. Und es war diese 80er Jahre Inszenierung von Antigone.
Warst du da mit dabei? Nee, ich war mit mich auch nicht dabei.
Da sind wir tatsächlich, ich mit noch zwei Kommilitonen, wir sind gegangen,
weil das wirklich, weil das nicht auszuhalten war. Weil das...
Handwerklich schlecht war, weil man dem nichts abgewinnen konnte,
gar nichts und das war wirklich der einzige Film, den ich glaube ich in den
letzten zwei Jahren gesehen habe, den ich nicht zu Ende gesehen habe.
Ich meine, es kommt immer sehr viele Filme, wo man nachher sagt,
okay, den brauche ich nicht weiter mit, also Cake haben wir jetzt am Freilauf,
da kommen wir beide in der nächsten Episode drauf zu sprechen, der lief gerade an.
Das gibt es natürlich häufig, dass man denkt, okay, das habe ich jetzt gesehen,
das brauche ich nicht weiter beschäftigen, aber Aber es gibt es eigentlich nie,
dass man denkt, ich habe keinen Bock auf einen Film.
Also das ist etwas, was unser Dozent aus der Filmgeschichte im ersten Semester
sagte, was völlig richtig ist.
Es ist immer besser, einen Film zu sehen, als ihn nicht zu sehen.
Man kann nicht genug Filme gesehen haben. Jeder Film, den man gesehen hat,
ist besser als ein Film, den man nicht gesehen hat. Ja, stimmt eigentlich.
Phil
Gibt es denn jetzt noch weitere Basics oder Grundsätze der Filmwissenschaft,
die auf jeden Fall im Rahmen dieser Sendung nochmal erwähnt werden sollten?
Wir haben jetzt gesagt, Filmkritik ungleich Filmanalyse. Gibt es weitere Grundsätze,
über die wir auf jeden Fall sprechen sollten?
Gast
Ja, ich glaube, wir können tatsächlich an diesem Punkt, den ich eben kurz anschnitt,
filmen als ästhetisches System mit einem eigenen Recht oder als sehr eigenes
System zu betrachten, völlig wertneutral.
Daran kann man, glaube ich, anschließend mal so ein paar Begrifflichkeiten zu
klären. Ja, die rutschen die immer mal eh schon raus. Genau,
die Unzuwesenheit, die man irgendwann verinnerlicht, weil man sie halt jeden
Tag in der Uni benutzt, weil man sich damit verständigen kann.
Ich hatte dir, Phil, ja ein paar Texte geschickt. Du hast, glaube ich,
einen gelesen von Etienne Souriau,
einem französischen Filmwissenschaftler in den 50ern, glaube ich,
diese Vorlesung, 55 oder so, hat jedenfalls Etienne Souriau eine Vorlesung gehalten,
eine Vorlesung gehalten, in der er versucht hat, ein Vokabular der Filmwissenschaft zu erstellen.
Denn das vielleicht ganz kurz, wo wir eben schon darauf hinwiesen,
zu Geschichtslust, Richter der Filmwissenschaft.
In Frankreich gibt es die Filmwissenschaft ungefähr seit, ich müsste jetzt,
weiß ich nicht genau, 40er, 50er oder sowas.
Spätestens in den 60ern gibt es dort eine akademische Filmwissenschaft oder
zumindest eine, die aus der Filmkritik sehr stark stammt, aber wo Leute wie
André Bazin zum Beispiel, der eigentlich Filmkritiker war, aber eben eine sehr
wichtige, sehr wichtige theoretische Schriften verfasst hat.
Und in Deutschland ist die Filmwissenschaft eigentlich erst seit den 90ern, 80er, 90er oder sowas.
Unser Institut ist glaube ich von 91, ich meine 91 gegründet.
Ich hätte jetzt 93 gesagt, aber das kommt.
Unser Institut ist noch sehr jung und Und das in Mainz dürfte auch nicht viel älter sein.
Insofern, in Deutschland ist es wirklich eine sehr, sehr junge Wissenschaft,
wenn man sie als eigene Wissenschaft neben der Medienwissenschaft betrachten möchte.
In Amerika gibt es das auch, glaube ich, schon seit den, ich weiß es nicht genau,
seit den 60ern, 50ern, 60ern.
Immer entstanden aus der Filmkritik, auch in Deutschland. Unsere ersten beiden
Professoren, die in den 90ern dieses Institut geleitet haben, waren Filmkritiker.
Gertrud Koch ist noch immer da, ist auch immer noch Filmkritikerin oder schreibt,
glaube ich, immer noch Kritiken.
Insofern, also da ist die Linie klar, dass die Filmwissenschaft setzt sich zusammen,
vor allem aus Filmkritikern und aus Germanisten und Literaturwissenschaftlern.
Weil auch die Literaturwissenschaften immer sehr stark versuchen, Filme zu analysieren,
nicht immer so gut klappt. Ich meine, ich mache das auch, aber ich habe ja auch
Filmwissenschaftler-Fabrik und so.
Aber gut, das vielleicht so kurz zur Geschichte der Filmwissenschaft,
die eigentlich auch fast eine eigene Episode verdienen könnte,
weil es, glaube ich, hochinteressant ist, da zu sehen, wo sich was wie weit
entwickelt hat. Genau, und wie da die Einflüsse sind.
Jedenfalls in den 50ern, eigentlich auch schon vorher in der Filmproduktion,
gab es das natürlich schon vorher, hat sich aber so langsam spätestens in den
60ern ein Bokapular verfestigt von Begriffen, die eigentlich universell verwendet werden.
Aber wirklich auch spezifisch filmisch verwendet werden.
Genau, wo man sich teilweise dann auch klar machen muss, dass es eben nicht
mit anderen Wissenschaften konform ist, was hier die Bedeutung der Filmwissenschaft ist.
Wir fangen vielleicht mal an, weil das sehr gut passt zu dem Begriff des ästhetischen
Systems, als dass man den Film betrachten sollte, mit dem Begriff der Diegese.
Ja, ein Begriff, den man irgendwann sehr verinnerlicht und immerzu benutzt und
ich ihn vor zwei Jahren noch nie gehört hatte.
Genau, ich weiß gar nicht, ob Suryo von der Diegese spricht,
in dem Ich habe den Text jetzt seit einem Jahr nicht mehr gelesen.
Was ist die Diagese und warum ist die Diagese als Begriff so wichtig?
Schön hast du das eingeführt. Mirigal, jetzt muss ich mir eine Antwort zusammenbasteln.
Die Diagese, vielleicht ganz allgemein, erstmal dann kann man Einschränkungen
und Erweiterungen vornehmen.
Die Diagese meint das Filminiverse. Genau.
Welt im Film. Genau, die konstruierte Welt des Films. Und das aber...
Nicht nur als, okay, der Film spielt in Amerika oder so, der Film spielt jetzt in Berlin.
Bleiben wir bei Fury, der Film spielt im Zweiten Weltkrieg. Genau,
dann ist das nicht alles.
Dann ist das auch nicht die grundsätzliche Diegese, dann ist das ein Teil der Diegese.
Meint dann die Verortung. Den historischen Bezug. Den historischen Bezug, whatever.
Die Diegese meint aber auch die Gesamtheit der.
Der erzählten Handlung. Genau, die Gesamtheit der Erzählhandlung inklusive der
dafür benutzten Stilmittel, sofern sie, das wird jetzt immer schwieriger,
sofern sie aus dem Universum des Films selber kommen.
Man kann es vielleicht an einem Beispiel sehr klar deutlichen machen. Mach mal ein Beispiel.
Ein Voice-Over kann sowohl diegetisch als auch nicht. Noch besser, Musik.
Filmmusik ist das allerbeste Beispiel.
Filmmusik kann diegetisch sein oder nicht diegetisch. Filmmusik ist dann diegetisch,
wenn wir im Film irgendwo ein Radio stehen haben.
Oder eine Sängerin im Bild sehen, die singt. Oder auf einem Konzert sind.
Jemand legt eine Schallplatte auf.
Dann ist es diegetische Musik, weil wir haben die Tonquelle im Filmuniversum verortet.
Der normale Film-Soundtrack, der dann sich als Orchestermusik meinetwegen wir
sehen einen Panzer durch Deutschland brettern und jetzt kommen Orchester dazu,
dann ist das nicht diegetisch, weil es gibt keine Filmquelle im Universum,
wo an dem Punkt ein Orchester sitzen könnte.
Und damit wird natürlich gerne viel gespielt. Man könnte jetzt in einem lustigen
Film die Kamera schwenken und sie dann irgendwie in so einem deutschen kaputten
Dorf ein Orchester sitzen.
Birdman hat genau das gemacht. Genau, Birdman ist ein tolles Beispiel.
Birdman hat genau das gemacht.
Wir hatten fast die ganze Zeit extra diegetische Musik, immer diesen Schlagzeug-Soundtrack
im Hintergrund, immer, immer, immer.
Und dann läuft der durch den Gang und da sitzt der Mann mit dem Schlagzeug,
wodurch quasi die Musik, die Schlagzeugmusik,
Zum Teil der Diegese wird. Genau. Und das ist, glaube ich, als Beispiel ganz
nützlich, um sich klarzumachen, was Diegese meint. Oder?
Phil
Wofür gibt es die denn? Also warum ist es so wichtig, genau dazwischen zu entscheiden?
Oder zu unterscheiden, besser gesagt.
Gast
Genau aus dem Grund, den Film als ästhetisches System zu greifen.
Du kannst natürlich, umfasst die Diegese nicht alle ästhetischen Elemente des
Films, aber du kannst über den Begriff der Diegese genau diese Unterscheidungen machen.
An zu sagen, okay, das kommt aus dem Filmuniversum, das kommt nicht aus dem
Filmuniversum, das ist so und so verortet in der Art der Weltkonstruktion.
Und das glaube ich, das Wichtigste an der Film...
Einer der wichtigsten Aspekte der Diagese ist, sich darüber zu vergegenwärtigen,
dass es nicht darum geht, sowieso nie eigentlich oder fast nie darum geht,
es sei denn, man hat eine sehr spezifische Fragestellung, was realistisch ist oder nicht.
Oder was ist Realität im Film? Genau, weil wenn wir sagen, der Film spielt in
Berlin, ist das schön und gut.
Und das ist natürlich in vielen Fragestellungen wichtig, den Wort auch an die
Rückbäume zu bringen, aber wir kennen das alle, dass wenn man eine Stadt kennt
und ein Film spielt in einer Stadt, dass normalerweise die räumlichen Bezüge nicht passen.
Das hat dann aber nichts damit zu tun, dass der Film unrealistisch ist,
sondern das ist einfach völlig egal, ob es passt oder nicht,
denn der Film spielt nicht in Berlin, sondern der Film konstruiert ein filmisches
Berlin, in dem er spielt und das Berlin funktioniert.
Und das Berlin ist dann eben Ort der Diegese. Genau, und das ist der Punkt,
und die Diagese ist nicht realistisch. Realismus ist in der Hinsicht,
wie logisch irgendwas ist in der Weltkonstruktion meinetwegen, ist völlig egal.
Weil was im Film funktioniert, ist Teil des, und das meine ich mit dem Eigenrecht des Films.
Der Film ist ein eigenständiges, ästhetisches System und hat keinen Bezug zur Realität.
Oder braucht gar keinen Bezug. Dieses System braucht keinen Bezug zur Realität, wenn es funktioniert.
Das ist auch das, wo wir mal drüber sprachen in der Episode zu Interstellar.
Man kann Christella vorwerfen, dass die Physik im Film nicht funktioniert, bla bla.
Scheißegal, die Physik im Film funktioniert. Der Film erzählt uns das.
Das ist die Physik der Diegese, es funktioniert, Punkt.
Zeitreisen zurück in die Zukunft, funktionieren, Punkt. Genau,
da kann man nicht argumentieren, das ist aber in der Realität anders,
weil das ist nicht der Film.
Und das ist das Wichtige, was man sich vor Augen halten muss,
beim Begriff der Diegese, der dazu hilft, sich klarzumachen,
dass der Film ein eigenständiges, ästhetisches System ist.
Die meisten Filme erzählen auch Geschichten und die meisten Filme sind irgendwo
an reale Orte gebunden oder sind an reale Zeiträume gebunden.
Oder an realhistorische Geschichten angekoppelt.
Keine Frage, aber es spielt keine Rolle für die Welt des Films,
ob sie tatsächlich konform ist mit der Realität.
Die Fragen kann man sich natürlich, das sagte ich eben, man muss das alles immer einschränken.
Die Fragen kann man sich natürlich dann stellen, wenn man sagt,
okay, wie sieht es mit Kostümen im Film aus?
Sind diese Nazi-Uniformen wirklich authentisch oder nicht? Aber das sind dann
eben sehr spezifische Fragestellungen, aber auch für die muss man natürlich
erstmal sehen, welches Bild von Uniform konstruiert der Film.
Oder welches Bild von Geschichte konstruiert auch der Film.
Welches Bild von Realhistorie konstruiert denn der Film. Das ist sehr,
sehr speziell dann schon wieder.
Aber dafür ist, glaube ich, der Begriff Die Gese wirklich, da kommt man nicht
drum rum. Und das ist aber eben deswegen auch die Einschränkung,
die wir eben machten, Filmanalyse.
Spätestens wenn man die Filmgeschichte dazu nimmt, du sagst es gerade,
welches Bild von Geschichte konstruiert ein Film, ist natürlich der Realbezug
sehr wichtig, aber man muss den Film erstmal als eigenes Kunstwerk.
Ist das soweit? Also das ist glaube ich ein Schlüsselpunkt. Und ich weiß nicht,
ob das, waren wir jetzt sehr umständlich in der Formulierung?
Phil
Nein, nein, nein, dann würde ich ja ganz dumm zwischenfragen.
Also mir hat sich das erschlossen. Ich glaube, ich habe das auch ganz gut so
ein bisschen dargestellt, zum Beispiel mit Interstellar und sowas.
Von daher passt schon, passt schon, alles gut.
Gast
Fantastisch. Das ist wichtig. Das ist richtig.
Phil
Ja, ganz genau, das ist tatsächlich wichtig. Und genau deswegen,
also du hattest das gesagt, du hast mir ein paar Unterlagen zur Verfügung gestellt.
Ich werde sie mir durchlesen, aber ich habe sie mir tatsächlich zum größten
Teil nicht durchgelesen, um genau irgendwie, ja, so blödsinnig mit euch zu lernen.
Weil wenn ich jetzt alles wüsste, was ihr schon erzählt, dann sage ich, ja, ja, passt schon.
Und ja, letztlich kriegt dann vielleicht derjenige, der diese Dokumente noch
nicht gelesen hat, dann doch nicht den Connect.
Von daher, wenn ich da irgendwie nicht mitkommuniziere, hebe ich die Hand und
sofern jetzt wer von unseren Hörern nicht mitkommt oder sowas oder da eine konkrete
Frage hat, kann er natürlich immer in die Kommentare posten oder sowas und dann
lässt sich bestimmt so manches noch aufklären,
sofern noch ein bisschen größerer
Exkurs notwendig ist, machen wir den halt auch nochmal in der Art.
Gast
Und ich glaube, was auch wichtig ist, wo Betty und ich schon mal drüber sprachen,
ich weiß nicht, ob wir da schon drüber gesprochen haben, ich glaube,
es wäre ganz cool, wenn wir zu diesem Art.
Extended Episoden eine Literaturliste mit dazu packen. Also wenn wir tatsächlich
und das werdet ihr, liebe Hörer,
dann sehen, ob wir das getan haben oder nicht, wenn ihr das jetzt hört.
Aber ich glaube, es kann nicht schaden, tatsächlich ein paar Liter.
Wen es interessiert, ja wirklich.
Genau, für die Vertiefung. Einfach mal ein bisschen rein so,
weil es ist, wenn man beim ersten Mal recherchieren denkt, man findet nichts
und je tiefer man gräbt, desto komplexer wird es und ich glaube,
gerade für den Einstieg gibt es da durchaus ein paar,
Sachen, die einfach so zum.
Grundlegenden Verständnis ganz spannend sind und vielleicht auch für die Überlegung,
möchte ich sowas studieren, ganz spannend sind.
Möchte ich mich mit diesen Texten auseinandersetzen? möchte ich,
habe ich Lust darauf, diese Dinge zu lesen.
Und ich glaube, ich versuche das jetzt mal nebenbei ein bisschen mitzutippen.
Ich hoffe, das ist nicht zu laut. Aber ich glaube, es geht ganz gut.
Und auch die Filme, die wir erwähnen, wenn sie jetzt nicht gerade so Wintersteller,
da glaube ich, brauchen wir nicht die Angaben machen.
Aber der Bienenzüchter, den wir eben hatten, zum Beispiel, werden wir euch mal
mit in die Shownotes packen mit Regisseur und Jahreszahl, wie man das dann normalerweise,
also im Idealfall wissenschaftlich zitiert.
Oder ich glaube, es ist eine ganz gute Idee, dann gerade aus dem Grund,
den Betty gerade sagte, um einen kleinen, besseren Eindruck zu bekommen.
Und sich selber eben auch, wenn man jetzt,
gar nicht studieren will unbedingt, aber trotzdem ein bisschen sich vertiefen möchte.
Das ist ja das, was wir auch, also es geht jetzt nicht darum,
irgendwelche Werbeverantwortungen zu machen.
Doch klar, wir waren hier gerade die FU-Werbeverantwortung. Tatsächlich,
wer einfach sagt, ich möchte mich für Filmentricks, das freut uns ja,
wenn Interesse geweckt wird für, okay, ich möchte gerne ein bisschen mein Filmverständnis
vertiefen. Mein Haulsverarbeitung. Genau, ist eine feine Sache.
Phil
Ich bin mal mir ziemlich sicher, dass es noch weitere Grundannahmen der Filmwissenschaft
gibt, die auch hier in dem Podcast ganz gut aufgehoben sind,
außer der Diagese und der diagetischen Sichtweise eines Films,
gibt es ja noch was weiteres, wo man im Grunde so sagt,
okay, so muss man eigentlich einen Film auch sehen, abseits des unterhaltenden
Faktors und eben der Anerkennung, dass ein Film in seinem eigenen,
ich fand den Begriff Filmuniversum, dieses Universum, er hat sein eigenes Universum,
er ist sein eigenes Kunstwerk, er ist sein eigenes Universum und ob sich dieses
Universum zu 100% mit unserem deckt, ist erst einmal in erster Linie sekundär.
Gibt es da noch weitere Filmannahmen oder ist das eigentlich so der ausschlaggebende
Punkt, dass man dem Film eben sein Universum zusteht und alles weitere ergibt
sich dann eigentlich eher in Detailformen?
Gast
Also für mich, ich habe es gerade nochmal geschaut, wir hatten das uns in der
Analyse zum Daumen zu aufgeschrieben, ein Punkt, der auch sich sehr schnell
verinnerlicht, den man sich glaube ich noch vergeben wird. Oder hast du jetzt noch was? Nicht gut.
Das, wir hatten sozusagen jetzt das, also eingangs, um das mal so ein bisschen
zu strukturieren, eingangs sprachen wir davon, dass man den Film als ästhetisches
System verstehen sollte.
Was es mit dem System auf sich hat, haben wir jetzt durch die Digese erklärt.
Jetzt wäre es, glaube ich, noch wichtig, darauf zu sprechen zu kommen,
was es mit der Ästhetik auf sich hat im Film.
Denn das ist etwas, was so offensichtlich ist und was aber trotzdem so eine
große Implikation mit sich bringt, die selten im Alltag bewusst benutzt wird,
dass der Film ein visuelles Medium ist. Das ist, glaube ich,
so weit nicht nachvollziehbar.
Phil
Ja, einigermaßen.
Gast
Aber dass der Film tatsächlich in der Regel Geschichten erzählt und irgendwie
narratives Erzählkino, blablabla, wenn man jetzt die Avangarden mal rauslässt
und die ganzen Experimentalfilme und so.
Aber nichtsdestotrotz ein Medium des Bildes ist. Und dass alles,
was der Film erzählt, vom Bild ausgeht.
Natürlich auch Dialoge und Voice-Over, blablabla.
Aber das primäre Element des Films ist sein Bild. und alle Elemente des Bildes
und das wäre dann, was wir gleich nochmal ein paar mehr Begriffe erklären können,
was Kamera und Einstellungen und Licht und so weiter angeht.
Aber was glaube ich nochmal als Grundgedanke deswegen vorher ganz wichtig ist,
dass alles, was im Bild zu sehen ist, ist Teil dieses Universums,
dieses Filmuniversums und ist eine eigene ästhetische Entscheidung des Films.
Das wird zum Beispiel bei Farben, glaube ich, als Beispiel ganz deutlich.
Wenn man jetzt die Farbe Rot in einem Film hat, springen alle sofort auf und
denken, oh Liebe oder oh Gewalt.
Das ist Das macht in einigen Filmen so sein und das kann man sicherlich in vielen
Filmen argumentieren, weil das irgendwie eine konventionalisierte Farbsemantik
ist, aber das muss nicht so sein.
Die Farbe Rot ist Teil des ästhetischen Systems des Films, Teil der Ästhetik
des Filmsystems und erfüllt eine spezifische Funktion im spezifischen Film.
Jeder Film nutzt die Farbe Rot anders.
Meistens, klar, nur marginal anders, aber man muss und deswegen ist es eben
wichtig, auch sich in der ästhetischen Hinsicht von seinen Vorurteilen zu lösen
und nicht sofort zu schließen, okay, oder Einstellungskurse,
der ist von unten gefilmt, der ist mächtig.
Das ist natürlich naheliegend, das passt meistens. Er ist von oben gefilmt, der ist devot.
Genau, das muss nicht immer so sein und das ist, glaube ich,
auch wichtig, das vor Augen zu halten, dass jedes Filmsystem ein eigenes System
ist mit einer eigenen Ästhetik und dass man sich eben in der Hinsicht auch darauf...
Was natürlich Das soll natürlich nicht heißen, dass sich Filme nicht auch in
solchen Dingen wiederum auf andere beziehen und damit spielen und so weiter und so fort.
Aber grundsätzlich sollte man davon ausgehen, da sind wir nämlich,
glaube ich, bei dem Begriff, auf den du hinaus willst, dass die Mise-en-Scène
eigenständig zu betrachten ist.
Die Mise-en-Scène meint tatsächlich, also es schreibt sich Mise-en-Szene,
die Mise-en-Scène meint tatsächlich all das, was im Bild zu sehen ist.
Vordergrund, Hintergrund, Kostüm, Ausstattung, die Brechung des Lichts,
sollte es Nebel geben, alles, auch die Schauspieler, die, die im Bild sind und dort zu sehen sind.
Nicht was sie tun, auch nicht wie sie es tun, sondern tatsächlich das,
was da ist. Im zweiten Schritt dann schon.
Genau, und das war jetzt mein Gedankengang, um da rüberzuhalten.
Aber um das nochmal abschließen, deswegen, was du gerade sagst,
meistens gibt es natürlich Rot, Liebe kommt natürlich fast immer irgendwo, wenn es um Rot geht, vor.
Aber man übersieht dann unter Umständen bei Filmen wie Suspiria,
einem fantastischen italienischen Horrorfilm, den wir mit angeben werden,
wo Rot eben nicht diese Funktion erfüllt, sondern wo alle Farben eine ganz andere
eigene Funktion erfüllen.
Und das kann man natürlich nur dann sehen, wenn man sich davon frei macht,
dass man Rot sofort immer als Liebe identifiziert.
Und bei solchen Filmen merkt man es dann auch meistens. Aber man kommt eben
zu spannenderen Ergebnissen, wenn man jeden Film als ein autonomes oder erstmal,
die Einschränkung ist auch immer wichtig, erstmal als ein autonomes System betrachtet,
bevor man dann im zweiten Schritt Historie, Theorie etc. drüber liegt.
So zumindest unsere Sichtweise auf Filme. Ich glaube, andere Sichtweisen gibt
es natürlich auch immer, aber unsere ist zu viel die richtige.
Unsere ist natürlich die richtige.
Wie gesagt, viertes Semester, ne? Der größten waren.
Phil
Das muss man aber tatsächlich auch nochmal relativierend sagen.
Also erstens habt ihr es ja gerade eben selber auch gesagt, ihr seid noch im Studium.
Das heißt, ihr seid generell jetzt noch nicht am Ende des Wissens.
Gast
Ich glaube, man ist nie am Ende des Wissens und man hat nie alle Filme gesehen.
Phil
Genau, darauf wollte ich hinaus. Erstens ist der studentische Inhalt noch gar nicht abgeschlossen.
Zudem, ja, du sagtest es gerade, ist man noch nie am Ende.
Und dann kommt ja noch hinzu, dass man im Grunde ja selber ab einem bestimmten
Zeitpunkt dann doch Wertungen hineinfließen lässt und diese Wertungen und Bewertungen
womöglich natürlich durch persönliche Erfahrungen so ein bisschen gefärbt sind.
Und dementsprechend dann tatsächlich, dann bestimmt sich auch Filmanalysten
irgendwo widersprechen, beziehungsweise dann auch sagen, okay,
diese Sichtweise, ja, die ist möglich, aber ich stehe zu einer anderen.
Das heißt, man muss alles gewissermaßen ein bisschen im Relativismus sehen, korrekt?
Gast
Absolut. Und das ist, deswegen weise ich immer wieder auf diese Einschränkungen,
dass wir jetzt gerade erst mal nur über die Filmanalyse sprechen.
Gerade wenn man spätestens in die Filmtheorie mit hineinschaut als dritten Bereich.
Die drei Teilbereiche sind ja auch in der Praxis nicht so getrennt,
wie wir das jetzt gerade hier der Einfachheit halber und der Übersichtlichkeit halber tun.
Aber die Filmtheorie, da gibt es natürlich dann spätestens dort verschiedenste
Positionen, die man einnehmen kann.
Und ich glaube, was du gesagt hast, was wir eben auch schon sagten,
völlig richtig, wir verknappen hier gerade sehr, sehr viel und können natürlich
auch nur von unserem bisherigen Kenntnisstand ausgehen.
Das kann auch sein, dass wir in fünf Jahren nochmal diesen Podcast hören und
denken, Gott, was haben wir damals bloß für einen Scheiß gelabert.
Aber es soll erstmal ja auch zweckgebunden sein und dazu dienen,
einen Einblick zu geben,
viele Dinge natürlich verknappt zu formulieren, aber deswegen ja auch die Literaturliste,
die wir mit anhängen, um eben dann nochmal Sachen zu vertiefen und durchaus
auch eben die Brüche dann zu erfahren, die wir jetzt hier einfach auslassen,
weil es man, wie gesagt, sechs Seminare in zwei Semestern, das kann man nicht
in einer Stunde zusammenfassen.
Darum, das ist glaube ich nochmal eben eben ein ganz wichtiger Hinweis,
dass man nicht alles so wörtlich nehmen sollte, wie wir es jetzt sagen,
aber der Einfluss war dann in Wirklichkeit. Das meiste. Genau.
Mison Sen, sagtest du gerade schon, meint die Gesamtheit der im Bild sichtbaren Elemente.
Erstmal, kommt aus dem Französischen, lässt sich frei übersetzen,
rudimentär übersetzen, als ins Bild gestellt.
Also, dann wird, glaube ich, auch klar, was das bedeutet.
Das ist eigentlich ein Begriff, der eben sehr stark aus der Autorenteorie,
glaube ich, kommt, wo es dann wird, dass der Regisseur die volle.
Ästhetische Gewalt über den Film hat. Meines Erachtens ist das ja völlig egal,
aber dazu kämen wir dann später nochmal, was unsere beiden...
Was unser Verständnis davon ist. Genau.
Wir sind uns oft einig, aber da nicht. Nein, das ist völlig richtig.
Phil
Ja.
Gast
Ich überlege gerade, wie wir weitermachen. Es gibt von zwei sehr berühmten Filmbissenschaftlern,
die auch beide noch leben und zufällig sogar verheiratet sind.
Ich habe mir ja immer vorgestellt, dass sie sich das abends gegenseitig vorlesen, was sie so schreiben.
Ich glaube auch. Also die arbeiten meistens zusammen, schreiben gemeinsam ihre
Bücher und forschen gemeinsam seit 30 Jahren oder so.
Es handelt sich um David Bortwell und Kristen Thompson, zwei amerikanische Filmbissenschaftler.
Auch oft verkürzen wir als Bortwell und Thompson. Genau, Bortwell Thompson ist Standard.
Und dazu werden wir auf jeden Fall einen Hinweis, einen Literaturhinweis geben,
nämlich zu Film Art and Introduction.
Das ist, glaube ich, das einzige Buch, was so einen Schulcharakter hat in der
Filmwissenschaft, wo man sagen kann, okay, das ist so ein Grundlagenbuch.
Was dafür aber auch geeignet ist.
Bei mir steht das, glaube ich, sogar auch mit drauf auf meiner Ausgabe.
Diese Ausgabe ist für alle Schulen außerhalb der USA oder so.
Ja, also es wird auch in vielen Schulen und an vielen Unis eben auch teilweise
einfach verpflichtend gekauft und gelesen, glaube ich. und gibt es mittlerweile in 13 Auflagen oder was.
Die sind aber jetzt alle nicht so unterschiedlich. Wenn ihr euch das Buch gerne
kaufen wollt, das ist auf jeden Fall eine Kaufempfehlung wert.
Alte Ausgaben gibt es gebraucht für ein paar Euro. Das ist völlig egal,
ob ihr jetzt Auflage 7 oder Auflage 12 habt. Da tut sich nicht so wahnsinnig viel.
Das Buch jedenfalls macht einen kurzen Schritt durch Filmart,
durch Filmkunst auf einer analytischen Basis, die eine starke theoretische Werbung
hat, die Wardwell Thompson vertreten, die wir beide glaube ich nicht ganz so
teilen, aber das ist das, was wir jetzt verknappen.
Das Buch jedenfalls ist fantastisch und dringend lesenswert und da werden so
ein paar Grundbegriffe eben auch geklärt und mit vielen Filmbeispielen,
unterstütze ich ja dir für noch drei Texte daraus geschickt, glaube ich.
Extrem viele Filmbeispiele, einfach mit Screenshots, mit verschiedenen Bildern,
um das einfach besser zu illustrieren und immer wieder der Hinweis in dem Film
ist es so, in dem Film ist es so. Das funktioniert ziemlich gut.
Denn im Prinzip kann man jetzt sehr verkürzt und im Dienste dieser Episode, kann man das...
Phil
Im Dienste der Episode, uiuiui.
Gast
Ja, oder um die Episode eben nicht auszufahren zu lassen, kann man das,
glaube ich, verknappen in...
Einmal die Arbeit der Kamera, also wie ist die Einstellungsgröße,
wie ist die Kadrage, das kann man gleich auch nochmal erklären,
was das damit auf sich hat.
Wie ist das Bild begrenzt im wahrlichsten Sinne? Wie bewegt sich das Bild selber?
Also das zu sehende Bild, der Aufraum ist ja dann nochmal was ganz eigenes. Genau.
Dann gibt es die, dann könnte man als zweiten Komplex aufmachen, die Montage.
Wie werden die Bilder aneinander gehängt und was entsteht dadurch?
Auch das ist sehr verknappt, aber das brauche ich jetzt nicht immer wieder erwähnen.
Und ich glaube als dritten, na gut, als dritten von vieren vielleicht Ton,
Filmton, der sehr wichtig ist,
was sowohl die Geräusche eben der Diagese meint,
wo beim Ton meistens auch die Unterscheidung von On und Off sehr wichtig wird,
die wir nachher noch machen könnten oder sollten und aber natürlich auch Musik
und Voice-Over und alles, was nicht die diagetische Quellen hat.
Und als dritten Punkt könnte man vielleicht, ja.
Handlungen, Schrägstrich Figuren, ich weiß gar nicht, wie Bortwell Thompson
das in ihrem Buch strukturieren, ob sie irgendwie eine ähnliche Einteilung machen
oder so, aber jedenfalls als vierten Punkt könnte man alles,
was sozusagen eher auf die Figurenpsychologie vielleicht bezogen ist oder eher auf die,
Handlungskonstruktion, auf die Erzählung, auf das Narrativ des Films, was nochmal,
nochmal ein eigener Punkt ist, der auch nicht bei allen Filmen eben nicht unbedingt
zutrifft, wenn es eben Avantgarde-Filme oder so sind. Die Einschränkung auch.
Im Hinterkopf zu behalten. Noch eine Einschränkung. Wir haben ja verknappt, das ist ja der Punkt.
Phil
Das heißt, auf Basis dieser Theorien gibt es eine Szene oder gar ein Bild und
diese Szene schräg schräg, äh, was ist es eigentlich?
Ist es eine Szene oder ist es ein Bild, was dann bewertet wird?
Gast
Analysiert wird. Das kommt tatsächlich genau darauf, auf diese Unterteilung
an, die Lars gerade gemacht hat, wenn man natürlich irgendwie über Montage, also Schnitt,
Editing, wie auch immer, spricht, brauchst du natürlich die Aufeinanderfolge
von verschiedenen Kammergrößen.
Also das bedingt sich alles sehr gegenseitig.
Im Prinzip kann man das als.
Aufbauendes Modelldenken beginns, also in der praktischen Anwendung,
wo man jetzt von der Methodik ausgeht, hat man eine Fragestellung und überlegt
sich zu der Fragestellung, welche Anwendung, also Also meinetwegen,
wie ist der Krieg in Fury inszeniert?
Dann hat man damit die große Fragestellung und die analytischen Teile dieser
Arbeit, die natürlich nicht alles ausmachen, die analytischen Teile,
fragt man sich, okay, ich nehme mir jetzt diese oder jene Sequenz vor,
also diese oder jene Folge von Einstellungen, meistens, also die Sequenz kennt
jeder, die Kapitel auf dem DVD,
das ist ja ganz verknappt.
Und schauen wir die an und dann kann man anfangen, sich jedes einzelne Bild
anzusehen, jede einzelne Einstellung anzusehen, zu schauen, was passiert in
jeder Einstellung im Bild, Wie ist das? Welche Einstellungsgröße? Welche Mise-en-Scène?
Was dann sowas umschließt wie Licht, Farbgebung, Dekoration, Requisite etc.
Dann kann man sich anschauen, wie folgen diese Einstellungen aufeinander?
Was ergibt sich in der Montage?
Für welche Kombinationen? Welche Systembezüge gibt es innerhalb der Einstellungswechsel?
Und letztlich kann man dann schauen, was erzählt diese Sequenz,
welche Figurenkonstellationen herrschen dort, wie funktioniert das Ding letztlich
in der Erzählung und wenn man das alles zusammennimmt, hat man eine Sequenzanalyse,
die dann eben welche Ergebnisse erzeugt.
Bezogen auf die Fragestellung im Idealfall. Im Idealfall durchaus.
Ich glaube, das kann man ganz gut so zusammenfassen.
Das ist was sehr Aufbauendes, was sich wirklich alles in den verschiedenen Aspekten
gegenseitig bedingt und hervorbringt und weiter.
Man kann das alles nicht eigenständig sehen. Man muss es immer im größeren Zusammenhang
dieser einzelnen Aspekte sehen.
Phil
Das heißt, ein einzelner Aspekt muss zwar schon betrachtet werden,
aber kann nur im Grunde in Relation des Zusammenspiels aller Aspekte,
ihnen sich dann die wahre analytische Aussage geben. Quasi.
Gast
Das ästhetische System besteht aus seinen Elementen und kann als System natürlich
erst funktionieren, wenn die Elemente in Bezug zueinander gedacht werden.
Und ja, also ich glaube, was man auch, was wir glaube ich mit auf unsere Literaturliste
packen, ist, ich glaube, die Uni Kiel hat das gemacht, Lexikon der Filmbegriffe.
Das ist online, das ist einfach eine Webseite, nicht Wikipedia,
nur mit Filmbegriffen und von tatsächlich Medienwissenschaftlern aus Kiel,
ich meine, es ist Kiel, kann auch Hamburg sein oder so, die dort diese Begriffe
kurz erklären, insofern auch sehr stichhaltig erklären.
Und auch, glaube ich, Literaturhinweise geben oder so, wo man,
also, weil wir könnten natürlich jetzt anfangen, Einstellungskurse zu erklären,
was ist eine Nahe, was ist eine Halbnahe, was ist eine Teile,
was ist eine Panorama, etc., groß auch im Detail, etc.
Das führt, glaube ich, aber zu einem, das, glaube ich, jetzt nicht so gewinnbringend,
weil das kann man sich besser dann mit Stills ansehen und in der Tabelle oder
so kurz mit anscheinend. Und das sind ja auch Sachen, die man tatsächlich intuitiv
viel weiß, einfach Einfach von Filme sehen.
Genau, und auch da, die Begriffe sind nicht fest. Es geht nur darum,
dass man sich verständigen kann, wenn man jetzt schreibt, die und die Einstellung ist eine totale.
Und kommt jemand anders auf, nee, die Einstellung ist ein Panorama,
ist eigentlich egal, weil es wird deutlich was gemeint.
Es ist eine Einstellung, die sehr weit ist und wie man es dann genau bezeichnet,
ist letztlich nicht so wichtig.
Man sollte halt vielleicht ein Panorama nicht als Detail bezeichnen.
Das sind so Sachen, die sich von selber ergeben.
Insofern, wer da Interesse hat, sich tatsächlich mal das Fachvokabular im Einzelnen
anzusehen. Ich glaube, da ist es einfacher wirklich mal in das Lexikon zu schauen.
Wie gesagt, es ist ein Online-Lexikon oder bei Wikipedia gibt es,
glaube ich, auch nicht ganz so gute Artikel, aber auch zur Übersicht sehr hilfreiche Sachen.
Denn ich glaube, was wir jetzt besser noch machen können, weil es ja darum gehen
soll, Grundgedanken, Einblicke, wie ist das Denken von Film in der Filmbissenschaft,
kann man vielleicht nochmal tatsächlich über On und Off reden.
Ja, On und Off finde ich gut. Oder vielleicht kannst du uns noch fragen.
Phil
Nee, gerne. Es ist schön, dass wir diesen Themenkomplex anreißen.
Wir können mit On und Off starten, gerne.
Aber ich habe dann noch eine weitere Frage, von daher lass uns da mal gerne
in diese Richtung gehen. Ich bin sehr gespannt.
Gast
On und Off. Man unterscheidet diverse, verschiedene Aspekte in On und Off.
Phil
Also in Vertonung jetzt erstmal?
Gast
Nee, eben nicht.
Phil
Ach, siehst du gut, das war so mal angeheiratet.
Gast
Eben, darauf wollte ich jetzt hinaus. Also man versteht zum Beispiel,
ich versuche das mal mit einem Beispiel zu illustrieren.
Wir haben eine gängige Dialogszene, mir fällt jetzt kein Film ein,
aber zwei Menschen sprechen in unserem gängigen Verständnis von Schnitt.
Passiert das immer im Hin- und Herschnitt, je nachdem, wer spricht.
Schuss gegen Schuss ist die Bezeichnung dafür. In dem Moment in unserer Situation,
die Kamera hat Lars im Fokus, ich bin der Gegenschuss.
Je nachdem, wo die Kamera ist, ist der andere Mensch im Off.
Das heißt, alles, was quasi in dem Moment nicht von der Kamera gesehen wird,
befindet sich Off-Kamera.
Es ist trotzdem da. Oder Off-Screen, genau. Es ist trotzdem ja da.
Es ist in der In der Diagese existiert das. Das wäre auch in dem Sinne,
man macht eine 360-Grad-Farb durch einen Raum.
Der Raum ist da, aber man sieht immer nur einen Ausschnitt davon.
Der Raum ist aber da. Im Prinzip kann man da die Unterscheidung machen von Diagese und Mise-en-Scène. Ja.
Denn alles, was in der Mise-en-Scène ist, ist on screen, notwendigerweise.
Aber nicht alles, was in der Diagese ist, ist on screen.
Der Raum noch weiter ist, noch mehr Menschen an diesem Dialog beteiligt sind
und so weiter und so fort.
Phil
Klingt schlüssig.
Gast
Das würde man also auf jeden Fall mit On-Screen, Off-Screen bezeichnen.
Was mit aber zum Beispiel Voice-Over…,
Off-Kommentar und so weiter nochmal was anderes ist? Die sind halt immer Off-Screen,
aber da käme man an die Frage des akustischen Wesens, was ein fantastischer
Gedanke ist von, ich weiß, glaube ich, Michel Chion oder so.
Ja, Chion war das. Den man vielleicht dahin mal anschließen kann.
Phil
Ich wollte gerade sagen, das ist immer Auslage.
Gast
Das würde so einen sehr weit führen. Was On- und Off-Screen aber kann und was
das für mich auch immer wieder so spannend macht,
ich mache es eigentlich in meinen Analysen immer selten, dass ich auf Off-Screen
eingebe, eigentlich ist es total interessant, das mal häufiger zu tun,
denn das natürlich das Potenzial dieser Unterscheidung ist die Verwirrung des Zuschauers.
Und das Spiel mit Diegese und Mise-en-Scène, denn man hat mein,
also das, was ich eben sagte, wir sehen einen Panzer durch Deutschland brettern
und hören Orchestermusik, das ist jetzt ein völlig erfundenes Beispiel,
ich wüsste jetzt keinen Film, in dem das so ist, fällt auch kein besseres Beispiel ein gerade.
Wir sehen einen Panzer durch Deutschland und hören die typische Orchestermusik
des Films und gehen davon aus, dass diese Musik eine nicht-diegetische Musik ist.
Die Kamera schwenkt, zeigt uns den Offscreen-Raum und wir sehen,
aha, die Musik war doch diegetisch, denn da sitzt ein Orchester in dem anderen
Panzer oder so. Das sind natürlich schöne Spiele.
Also das war jetzt ein völlig herbeigezogenes Beispiel. Aber theoretisch wäre
es schön. Aber möglich wäre das. Und wo es vielleicht praktischer deutlich wird, sind Horrorfilme.
Horrorfilme arbeiten natürlich massiv mit dem Off, mit dem Ungewissen,
mit dem Nichtsichtbaren, aber mit dem trotzdem Anwesenden.
Und da hatten wir damals auch eine spannende Diskussion. Was ist mit Spiegeln zum Beispiel?
Die klassische Horrorszene, eine junge Frau geht leicht bekleidet ins Badezimmer,
macht den Spiegelschrank auf, macht den Spiegelschrank wieder zu und irgendwas
steht hinter ihr und wir sehen es nur durch den Spiegel.
Silent, silent, silent. Boom. Genau. Und das ist dann die Frage,
also da wäre dann die grundlegende Frage, ist das offscreen oder ist das onscreen?
Denn wir sehen das Objekt ja onscreen.
Aber es befindet sich, wenn man das diegetisch denkt, natürlich nicht offscreen.
Tatsächlich vor der Kamera, sondern hinter der Kamera. Wir sehen es über den
Spiegel. Das sind dann so lustige Fragen, die man sich stellen kann,
die echt spannende Ergebnisse meistens hervorbringen.
Der Punkt ist jedenfalls in Horrorfilmen... Man kann es auch für völligen Schwachsinn halten.
Genau, kann man darüber diskutieren. Aber der Punkt ist jedenfalls,
in Horrorfilmen wird natürlich, als Beispiel, eigentlich sieht Horrorfilm sehr
gut bei dem Horrorfilm mit dem Offscreen massiv gearbeitet wird,
als wir hören Geräusche, wir sehen damit nicht, wo sie herkommen.
Oder die Geräusche kommen eindeutig von einem anderen Ort, als sie diegetisch sein könnten. Genau.
Phil
Also ist im Grunde das Extrem dessen im Grunde Paranormal Activity,
wo immer wieder die Kameras, Kameraausschnitte gezeigt werden und man weiß,
es passiert noch was anderes, nur der entsprechende Kameraausschnitt ist nicht sichtbar mehr.
Ich habe zum Beispiel spontan, ich glaube Paranormal Activity 3 war es,
auf dem Schirm, wo irgendwer dann anfängt, auf einem Ventilator eine Kamera anzubringen.
Gast
Oh ja, tolles Beispiel.
Phil
Es gibt dann diese Szene, wo dann eben die Kamera läuft,
man sieht on screen eben den Ausschnitt dieser Kamera und ich glaube,
ja, ist ja auch egal, was für eine Szenerie das ist, auf jeden Fall,
man weiß, gleich passiert was und wie so ein Ventilator halt ist,
der schwingt, schwingt die da drauf installierte Kamera natürlich nach links
und man weiß, ficko, ficko, da passiert was, da passiert was.
Und man kann nicht, man würde am liebsten die Kamera wieder zurückreißen,
es geht nicht, die Kamera schwenkt in einer quälend langsamen Geschwindigkeit
wieder zurück und natürlich hat sich an der Stelle etwas verändert,
nämlich um da mal, nein, das wäre jetzt Spoiler, aber es hat sich,
genau, es hat sich etwas verändert und da ist natürlich dann,
glaube ich, ich glaube, du hast gerade eben auch schon gesagt,
das ist, glaube ich, ein sehr gutes Beispiel, um das auch nochmal zu illustrieren.
Gast
Genau, das ist eben der Punkt, wo dann mit dem Offscreen gearbeitet werden kann
und wo es auch, ich weiß, wir hatten eben eine Theorie dazu damals gelesen von
Noel Birch, glaube ich, kann mich auch vertun, ist auch eigentlich egal,
wo gerade die Veränderung des Offscreens im Off eine große Rolle spielt.
Also der Offscreen kann sich natürlich verändern, solange während,
was du gerade sagst, wir sehen etwas Onscreen, es bewegt sich in den Offscreen
und währenddessen verändert sich was und wenn es wieder Onscreen ist,
sehen wir erst die Veränderung, wir wissen aber möglicherweise,
oder wir wissen es nicht, wir sind dann überrascht.
Wir haben es gehört, wir haben es durch den Ton mitgekriegt,
dass da irgendwas passiert, wir wissen nur nicht was.
Genau, es gibt also verschiedenste Möglichkeiten, damit zu spielen.
Damit ist aber die Unterscheidung von Onscreen und Offscreen auch eben eine
sehr mächtige Unterscheidung eigentlich.
Die man sich auch bewusst, also es ist was, wie man Filme plötzlich wirklich
neu zu sehen lernt, wenn man sich dessen wirklich bewusst ist,
was Onscreen und Offscreen schaffen können.
Und man kann diese Offscreen-Unterteilung noch, also es gibt da diese Kategorisierung,
ich weiß jetzt auch nicht mehr von wem, die ist jetzt auch eigentlich nicht
so wichtig, in die Richtung, in die sie gehen kann, unterteilen.
Es gibt natürlich den Rechts-Links-Offscreen, ist klar.
Alles, was links und rechts durch Klammer schwenkt, ist dann nicht mehr im Bild zu sehen.
Es gibt oben und unten nicht. Die Kamera kippt nach oben oder nach unten.
Wir sehen meistens die Decken zum Beispiel nicht von Zimmern,
weil es im klassischen Studiofilm ja einfach keine Decke gibt.
Aber solche, also oben und unten. Und es gibt, das ist eigentlich noch mal interessanter.
Hinter der Kamera, also das, was man natürlich nicht sieht, weil die Kamera
sich nicht selbst filmen kann, und das, was hinter den Kulissen ist,
also was hinter der Rückwand eines Zimmers meinetwegen ist.
Oder wir sehen jemanden durch Berge stapfen, wir sehen aber nicht,
was hinter den Bergen ist.
Die Berge davor sind, so doof es klingt und so offensichtlich es ist,
ist das natürlich auch offscreen gesehen.
Meiner Meinung nach ein Wohnzimmer und wir wissen, die Tür geht ins Schlafzimmer,
dann ist das Schlafzimmer im hinteren offscreen.
Obwohl es natürlich vor der Kamera liegt.
Und natürlich Teil der Diegese ist, aber in der Mise-en-Scene in dem Moment
nicht sichtbar ist. Genau, das sind Unterscheidungen, die man machen kann,
mit denen man dann eben nochmal zu ganz anderen spannenden Ergebnissen kommt.
Zum Beispiel was passiert, wenn man, also es gab in dem Text damals ein Beispiel,
was ich ganz faszinierend fand.
Eine Kamera filmt, also die sehen einen ganz normalen Filmausschnitt und dann
sehen wir einen Schnitt und sehen die Kamera, die den vorherigen Filmausschnitt gefilmt hat.
Das heißt, wir haben natürlich diese Kamera jetzt im Onscreen,
aber bis vor drei Sekunden sozusagen war sie noch im eigenen Offscreen.
Und da sind dann, also spätestens da, wenn man wirklich experimentell damit
umgehen möchte, ermöglicht das ganz viele Denkweisen. Ja, oder man hat das,
das sind auch so gerade Horrorfilme, Suspiria war da auch wirklich ein gutes Beispiel.
Man hat das Gefühl, man bekommt nach und nach ein Verständnis von den Räumen.
Man hat das Gefühl, man lernt das Haus kennen und so weiter, aber eben doch nicht.
Gerade durch den Offscreen, immer gerade durch dieses, da gibt es noch andere
Räume oder die Gänge führen irgendwo hin oder die Treppen führen weiter und so weiter,
kann man natürlich eine extreme Verwirrung und räumliche Verunsicherung beim
Zuschauer hervorrufen, die
schwer greifbar ist, die man auch schwer festmachen kann, indem man sagt,
ich weiß nicht, wo das alles ist, ich kann mich nicht lokalisieren in dem Raum.
Aber wir haben das vorhin auch bei Fury kurz besprochen.
Inwieweit wird denn der Raum inszeniert? Wie viel zeigt man denn?
Wie viel zeigt man dann nicht?
Kann natürlich hilft dem Zuschauer, dem Rezipienten enorm, sich einfach zu orientieren
oder eben nicht zu orientieren und damit Orientierung zu verlieren im Film.
Ja, ich glaube, das reicht auch erstmal so. Ich würde nur kurz noch einen Satz zu Voice-Over sagen.
Oh ja, sehr gerne. Also weil tatsächlich Stimme on off ist das eine,
Voice over ist tatsächlich nochmal was ganz anderes,
weil man in der Regel beim Voice over, das ist kein reiner Off-Kommentar,
weil wir wissen nicht, wo er herkommt, in der Regel zumindest. ist.
Das können wir jetzt wieder an den Film Noir binden, mit dem wir uns sehr viel beschäftigt haben.
Voice Over tatsächlich kommt aus einer anderen Raumzeit.
Die Gese kommt von einem anderen Ort und wird ganz oft nicht an die direkte
Handlung, an die Narration zurückgebunden.
Also mir fällt da jetzt die Tour ein. Das ist ein Film Noir aus den 40ern,
wer sich für sowas interessiert.
Wir haben eine Rahmenhandlung. Wir sehen einen Menschen,
in einem Diner sitzen und im Rahmen einer großen Rückblende wird ihm sein Weg
dorthin erklärt und so weiter.
Wir hören diesen Voice-Over, der das Ganze kommentiert. Wir sehen ihn aber auch
in der Rahmenhandlung nie sprechen.
Es ist immer nur die Stimme in seinem Kopf.
Also Voice-Over ist tatsächlich ein ganz spannender Sonderfall,
der aus so einer anderen Dimension fast nochmal kommt.
Phil
Ähnlich wie bei Sin City vielleicht auch, wo ganz viel aus dem Off kommentiert
wird. Und dort Gedanken dann auch verbalisiert werden.
Gast
Aber das nie zusammengefügt wird an ein Bild. Wir sehen nie den Menschen,
der tatsächlich da sitzt und spricht oder die Figur.
Dann wäre es eben kein Boys Over mehr. Genau, dann wäre es was anderes.
Auch einen sehr schönen Film, den wir damals im Seminarplan auch hatten,
nämlich Days of Being Wild von Wong Kar-Wai.
Ja, stimmt. Ein Film von Wong Kar-Wai, ist glaube ich richtig bekannt.
Hong Kong-Filmmacher. Filmmacher aus Hongkong, der auch, glaube ich,
hat die große Westliche bekannt, in Days of Being Wild ist so ein Film,
wo ganz, ganz interessant mit Voice-Overn gearbeitet wird.
Also wo die Figuren dann teilweise schon tot sind, wenn sie diesen Voice-Over
sprechen, offensichtlich, aber es ist auch nicht klar.
Also wirklich einfach auf ihren eigenen Tod anspielen.
Genau, wo auch nicht klar ist, ob sie dann wirklich schon tot sind und in welcher
Zeit sie sich gerade befinden.
Also hochinteressant. Ich trage den mal mit ein in unsere...
Spannender Film, wirklich sehr, sehr spannend und von In the Mood for Love kennen
viele von Wong Kar-Wai Mir fällt auch spontan nicht noch ein anderes Beispiel
ein, aber der war tatsächlich, das war sehr eindrucksvoll.
Auch sehr ruhig, sehr langsam, muss man sich auch ein bisschen drauf einlassen.
Aber gerade von der Art und Weise der Voice-Over war das spannend.
Hatte ich schon wieder vergessen, dass wir den gesehen haben.
Phil
Wie viele Filme guckt man eigentlich so im Schnitt, so als Filmstudent?
Gast
Ich gucke zu wenig Filme für mein eigenes Befinden.
Man guckt nie genug Filme. Das geht, glaube ich, egal wie viele Filme man schaut,
man hat immer das Gefühl, man müsste noch mehr sehen.
Ich habe im letzten Jahr einen Schnitt gehabt von, also ich kann jetzt ja bei
Letterboxd sehr exakt sehen, wie viele Filme ich im Schnitt schaue.
Letztes Jahr waren es mit, glaube ich, 6,4 pro Woche, glaube ich.
Ich kann in meinem Letterboxd-Profil nachsehen, aber das kommt,
glaube ich, ungefähr hin.
Ich versuche immer einen einen an den Tag zu schaffen im Schnitt am Ende des
Jahres. Ich habe es bisher noch nie geschafft.
Das ist also so lange ein Studium, ich jetzt auch nicht, aber ich habe es auch
vorher nicht geschafft, vorher im Studium nicht geschafft, einen Film pro Tag zu sehen.
Aber so um die 300 Filme im Jahr kommen ganz gut. Und ich würde sagen,
dreimal die Woche sind wir bestimmt im Kino.
Ja, ja, mindestens. Also wir sehen natürlich jetzt während dem Semester auch
viele Filme in der Uni, in den Sichtungsräumen, die wir da haben.
Aber ja, dreimal die Woche Kino ist, glaube ich, ein normaler Schnitt für uns. Ja.
Phil
Was aber tatsächlich auch darin begründet, dass einfach dort so ein unfassbares
Filminteresse dahinter ist, weil tatsächlich, da kommen jetzt ja zig verschiedene
Aspekte zusammen, sich dann so viele Filme anzugucken.
Erstens, zweitens dann vielleicht auch gerade in der Uni Filme,
die jetzt nicht zumindest auf der berühmt-berüchtigten To-Watch-Liste stehen,
sondern tatsächlich eher, man muss mit der Nase draufgestupst werden.
Dann trotzdem sich damit auseinanderzusetzen und überhaupt diese Menge an Filmen
auch kognitiv zu konsumieren und zu verarbeiten, da muss man wirklich dann auch
den richtigen Biss und den Willen dazu haben, um das durchzuziehen.
Gast
Das ist verwirrt mit der Zeit, haben wir öfter jetzt schon drüber gesprochen.
Es verschwimmt immens, ich hätte das nie für möglich gehalten,
aber es verschwimmt immens und Filme, die ich vor einem Jahr gesehen habe,
haben nur noch sehr schwache Schatten hinterlassen.
Umso mehr Spaß machen Zweitsichtungen. Ja, Zweitsicht, also deswegen sehen wir
ja oder versuchen wir, das klappt natürlich nicht immer oder nur selten,
Filme auch mehr als einmal zu sehen, weil man natürlich, also das ist ja auch
ein Punkt, den man sich klar machen muss, wo man wieder ganz zu Anfang,
ups, jetzt bin ich gegen das, wo man wieder zum Anfang der Episode zurückkommt,
was heißt Filmwissenschaft studieren?
Wenn man eine Hausarbeit schreibt, kann man einen Film nicht nur zweimal gesehen haben.
Damit kommt man nicht auf Blasphemie. Nein, man kann es machen,
aber dann ist die Hausarbeit nicht so gut, also erfahrungsgemäß,
weil dann siehst du nicht so viel, du siehst bei jedem Mal, wenn du einen Film
wirklich intensiv siehst und Notizen machst.
Und das heißt nichts nebenbei machen, nicht unterbrechen und nicht in so einen
Quatsch machen, sondern wenn du den Film wirklich intensiv siehst,
musst du den Film mindestens drei, vier Mal gesehen haben, um...
Ansatzweise zu schauen, was du rausholen kannst.
Man muss sich auch vor Augen führen, dass die, die ihn gemacht haben,
da einfach ein Jahr in der Regel intensive Arbeit reingesteckt haben.
Ich weiß, da sind wir jetzt wieder unterschiedlicher Art und Weise,
die spielen für dich keine Rolle.
Ich glaube nur, dass man wirklich, da wir davon ausgehen, dass jedes Element
der Mise-en-Scène bewusst inszeniert und eingesetzt ist, jetzt komme ich zusammen
mit dir, du nickst so selbstgefällig,
da jedes Element bewusst gewählt
ist, wo du ja aber auch von jemandem ausgehst, der das macht, ne, Lars?
Nee, aber darauf kommen wir gleich. Und das sind einfach, es ist ein Detailreichtum,
den man in der Regel nicht beim ersten, zweiten oder dritten Mal sehen,
völlig durchschauen kann.
Also ich erinnere mich zum Beispiel an meine Sequenzanalyse,
die ich gemacht habe, im ersten Semester, wo es dann daran ging,
also wirklich nur eine Sequenz zu analysieren, die hatte bei mir,
glaube ich, vier Minuten Laufzeit, diese Sequenz aus dem Film, die habe ich,
60, 70 Mal gesehen, diese Sequenz und immer noch auch beim 60.
Mal was Neues entdeckt, was ich vorher nicht gesehen habe, was glaube ich noch
auf Augen führt, wie viel es zu entdecken gibt in einem Film.
Deswegen ist es völlig illusorisch, nach zweimal schauen oder nach einem Mal
schauen sowieso nicht, aber also beim ersten Mal schauen ist man vom Film normalerweise
sehr beeindruckt mitgenommen.
Also man reagiert erstmal emotional auf einen Film und beim zweiten Mal kann
man sich dann normalerweise Gedanken darüber machen, was es nun,
also wie der Film funktioniert wird.
Du weißt ja beim ersten Mal auch nicht zwangsläufig, wo es alles hinführt und
welche Elemente wirklich verknüpft
sind. Es geht beim zweiten Mal dann schon deutlich besser und so.
Also mit jeder Sichtung kann man quasi tiefer in den Film absteigen,
wenn man sich immer wieder auf neue Sachen fokussieren kann.
Deswegen sind zwei Sichtungen so klasse, um das abzustellen.
60 Mal hast du deine Sequenz gesehen? Bestimmt. Ich habe die ein Wochenende lang,
Einfach in Dauerstreifen geguckt und nebenbei Notizen gemacht.
Das habe ich nicht gemacht. Ich habe meine vielleicht 20 Mal gesehen. Das hat auch gereicht.
Phil
Was hast du für eine Note, Betty?
Gast
Ich habe eine Sequenzanalyse gemacht zu einem wirklich tollen Film von Peter
Weir, Picnic Attacking Rock.
Kann man auch direkt mit auf die Liste nehmen. Mit auf die Liste ist ein fantastischer Film.
Der auch ganz toll ist für Offscreen. Ja, Offscreen und auch akusmatisches Wesen, Geräusche.
Es ist ein australischer Film über ein Mädchenpensionat. Ja,
lohnt sich sehr, kann ich sehr empfehlen, ist ein fantastischer Film.
Ja, absolut, der auch eben genau ganz viele spannende... Immer noch einen Aspekt,
immer noch eine Schicht, der spannend mit Farben arbeitet, der ganz spannend auch ist.
Ich habe dann irgendwie auch irgendwo noch den Roman ausgegraben dazu und habe
dann wirklich so ein bisschen auch noch Textanalyse dazu gemacht,
wie wird es im Buch dargestellt und so.
War ein spannendes Ding, ja. Peter Weir, Picnic at Hanging Rock.
Phil
Du, Lars, hast in dieser Sequenzanalyse dann Let the Right One In,
beziehungsweise das, was ist denn das für ein Original gewesen?
Gast
Das Original auseinandergenommen.
Phil
Stimmt das so weit?
Gast
Genau, das Original heißt Let the Right One In, das Remake heißt Let Me In.
Das Original ist ein schwedischer Film von Thomas Alfredson,
ich kann kein Schwedisch, leider, leider, wirklich, finde ich es sehr schade,
dass ich kein Schwedisch kann, aber ich finde Schwedisch eine wunderschöne Sprache.
Ich kann nur allen Leuten empfehlen, die schwedische Filme schauen,
das im Original mit Untertiteln zu tun.
Bergmann, Bergmann auf Schwedisch. Bergmann auf Schwedisch ist großartig. ein Fest.
Also Ingmar Bergmann, der Schwäbische
Regisseur, für alle, die ihn nicht kennen, was eine Schande ist.
Also Let's Ride One in, fantastischer Film, den ich, wo eben auch sehr intensiv
mit Farben gearbeitet wird, mit Schwarz-Weiß-Kontrasten, also es ist kein Schwarz-Weiß-Film,
aber wo eben mit hell-dunkel Kontrasten gearbeitet wird, mit der Farbe Rot und Blau, etc.
Also das war auch sehr interessant und da ging es eben um ein Thema,
was mich ja sowieso sehr begeistert, Vampirbeziehungen und das Verhältnis der
Abhängigkeit dazwischen und der Unmöglichkeit einer Liebeserfüllung.
Wie auch gerade jüngst, wie auch ein sehr guter Film, Girl Walks Home Alone
Midnight, den man sich auch auf jeden Fall mal ansehen sollte,
wenn man sich dafür interessiert, für Mensch-Vampir-Beziehungen.
Phil
Ja, ich fand das von Betty gerade sehr interessant. Jedes Element der Mise en
Scène ist bewusst gesetzt.
Daraus würde ich jetzt irgendwie so schließen, damit sagst du,
ein bisschen rein interpretiert, aber damit sagst du, jeder Fehler oder jede Szene, jede Sache,
wo ein Zuschauer sagen würde, das ist ein Filmfehler oder ein Schnittfehler, da sagst du jetzt quasi,
das ist bewusst gesetzt. Stimmt das?
Gast
Nee.
Phil
Unterstützt er?
Gast
Willst du das damit sagen? Nicht ganz, sondern Lars und ich sind uns eben nicht
einig, ob der Filmfehler als solcher wirklich existiert.
Ich würde sagen, ein Filmfehler als solcher existiert nicht.
Was aber existiert, und das ist tatsächlich etwas, was ich aus praktischer Sicht
dann einfach argumentieren würde, ist ein Anschlussfehler.
Ein Anschlussfehler ist tatsächlich, die Zigarette brennt unterschiedlich lang
im Schnitt, Gegenschnitt.
Das kommt im Milchglas aus in Laurie's Bastards, Ja, solche Sachen.
Es gibt bei den Gilmore Girls eine Szene, wo sie wirklich im Schnittrhythmus
die Ärmel hochgekrempelt hat und wieder unten und wieder hochgekrempelt und wieder unten.
Mir selbst ist das schon passiert bei einem Film, da hat die Schauspielerin
zwischendurch die Ohrringe rausgenommen, weil sie sie so unbequem fand und niemand hat es gemerkt.
Und dann siehst du im Schnitt immer, in der Totalen hat sie die Ohrringe drin,
in der Nahen hat sie sie draußen.
Das sind meiner Meinung nach tatsächlich menschliche Anschlussfehler,
die natürlich im Rahmen der DG so existieren, die keine Rolle spielen,
aber die gerade beim Filmemachen einfach passieren, weil man sich eben dann doch,
es wird eben gemacht, jemand stellt dieses Glas Milch bei Inglourious Basterds auf den Tisch.
Phil
Ja, es ist ein bewusstes Stilelement an der Stelle.
Gast
Ja, aber es soll ja trotzdem nicht wandern. Das war tatsächlich bei meiner Arbeit
beim Film einer der Haupt,
mit meiner Hauptaufgabe, dass du das nicht siehst. Das Hauptding ist,
dass du die Anschlüsse hältst, dass es immer passt, dass die Anschlüsse wirklich
selbst entfalten, am Schal möglichst nicht sichtbar sind, was eine schreckliche
Arbeit ist, weil man ja eigentlich nie chronologisch und nie kontinuierlich
dreht, sondern immer sprunghaft.
Und wenn du irgendwie zwei Monate später den direkten Anschluss,
also Hauptdarstellerin geht hier aus der Tür raus und zwei Monate später drehst
du sie, geht in die Tür wieder rein und du musst den absoluten direkten Anschluss schaffen.
Darum geht es ja, dass die Mise-en-Scène und auch die Diegese nur dadurch so
komplett erscheinen können,
weil du verhinderst, dass solche Anschlussfehler passieren und weil du versuchst,
dass wirklich die Illusion dessen so,
stark wie möglich aufrecht zu erhalten.
Und deswegen denke ich, dass es so eine Art Anschlussfehler dann doch leider gibt.
Die werden sehr gerne in verschiedenen Filmforen völlig verrissen und wenn Menschen
anfangen, sich auf Filmfehler und auf Anflussfehler zu konzentrieren,
dann hat der Film leider grundsätzlich ein bisschen was falsch gemacht in der
Regel. Aber ich ertappe mich auch dabei.
Also ich fange an und suche danach, wenn mich der Rest nicht überzeugen kann.
Ich habe ja da eine komplett andere Herangehensweise, weil ich natürlich auch
den praktischen Einschlag nicht habe. Das werde ich auch nie loswerden.
Phil
Das finde ich aber tatsächlich sehr interessant und darum ist es auch ganz gut, dass ihr beide da seid.
Ihr beide kommt zumindest, habt dieselbe, ich nenne es mal filmwissenschaftliche
Basis, aber, und das schließt ja genau, oder unterstreicht ja genau das,
was ich in dieser Sendung auch sagte,
dass man trotz dessen, dass man dieselbe Basis hat und dasselbe lernt,
ganz verschiedene Ansichten haben kann und das ist okay so, solange man das
begründen kann und sagen kann, okay,
damit, also mit deiner Meinung darf auch existieren, die ist schlüssig,
aber ich sehe es anders und jetzt bei dir halt tatsächlich anders, Lars.
Gast
Ja, genau. Sicherlich durch die Literaturwissenschaft bin ich ja durchaus einer
semiotisch-strukturalistischen Herangehensweise,
was jetzt also eine bestimmte Theorierichtung meint, aber jedenfalls durch die
Literaturwissenschaft stark von dem Gedanken beeinflusst, dass es keinen Autor gibt.
Also Roland Barthes, ein berühmter französischer Literaturtheoretiker.
Den Lars heiraten würde, wenn er noch leben würde. Ja, naja.
Hat in den 60ern, ich glaube in den frühen 60ern einen Austatz geschrieben,
der Tod des Autors und erklärt, warum der Autor in der Literaturbetrachtung
überhaupt gar keine Rolle spielen kann.
Und das finde ich sehr schlüssig und ich finde das sehr in meiner Denkweise
von Film und Literatur enorm wichtig, die Argumente. Also das,
natürlich kann man ein Werk nicht so isoliert betrachten, als wäre es an einem
völlig luftleeren Raum.
Wir hatten das eben für die Analyse, für die reine Analyse-Teile einer Arbeit,
das ist sicherlich sehr wichtig, aber wenn man sich natürlich dann mit einer
Frage auseinandersetzt, kann man die Historie und so nicht außer Acht lassen
und den Betrachter des Films in einem bestimmten historischen Kontext nicht
außer Acht lassen, etc. Aber der Punkt ist,
Wir wissen es nicht. Wir können es einfach nicht wissen, wenn man bei Filmfehlern meinetwegen bleibt.
Das Milchglas wandert durch den Tisch. Wir sehen das und denken,
ach Gott, ein Filmfehler.
Oder wir sehen das und denken, ach Gott, das war bestimmt bewusst von Tarantino
da so hingestellt. Wir wissen es, wir werden es nie erfahren.
Wir können nicht herausfinden, wie das beim Dreh abgelaufen ist und was nun
bewusst in diesem Film passiert und was nicht bewusst in diesem Film passiert.
Deswegen ist die einzige Konsequenz, die man daraus ziehen kann,
es ist völlig egal, egal was irgendwer mal irgendwann gewollt haben könnte mit
dem, was da passiert, wie können du mit dem arbeiten, was wir im Film haben,
was wir im Bild des Films oder eben was uns der Film als ästhetisches System präsentiert.
Und da ist notwendigerweise, da es ja ein ästhetisches System ist,
das haben wir ja jetzt relativ umfangreich bisher ausgeführt.
Hat alles im Film im Zweifel eine Funktion.
Und eine Berechtigung. Und eine Berechtigung. Man kann natürlich dann sagen,
dieses Milchglas ist jetzt eigentlich auch für den Film jetzt nicht so wichtig,
warum es rumwandert, man kann das außer Acht lassen.
Man muss jetzt sich nicht an jedem Filmfehler irgendwie aufgeilen und dann da
die große analytische Schlüsse rausziehen, aber meine Analysearbeit zum Beispiel
basierte auf einem Filmfehler, auf einem Anschlussfehler.
Also meine ganze Analyse bezog sich darauf, dass es einen räumlichen Sprung
gibt, wo die beiden Figuren plötzlich nah beieinander stehen im Schnitt,
obwohl sie davor weiter auseinander standen.
Was sicherlich ein Anschlussfehler ist, weil es einen Einstellungswechsel gibt
von der Totalen in die Nahe.
Was aber in dem Fall einen wundervollen analytischen Schluss zulässt,
dass nämlich Vampir-Mensch-Beziehung Nähe, Trennung, Ferne, Nähe etc. Da passt es ganz gut.
Vielleicht war das beabsichtigt, vielleicht war es... Wir wissen es nicht.
Deswegen gibt es in meinem Denken keine Filmfehler.
Beziehungsweise es gibt Brüche, räumliche Brüche im Film, die einfach keine
so große Rolle spielen. Das ist Clark.
Phil
Ja, finde ich einen sehr spannenden Aspekt und zeigt eigentlich ganz gut auf,
wie unterschiedlich Filme auch produziert werden können, aber auch konsumiert werden können.
Jetzt haben wir ganz schön viel über die Theorie gesprochen und ich glaube auch
einen ganz guten Eindruck über die Filmwissenschaft.
Was ist eigentlich Filmwissenschaft und was sind so die Grundbegriffe dessen
gemacht? Natürlich, dafür gibt es ja Nerd Talk Extended, werden wir in der nächsten
Zeit so ein bisschen mehr immer einzelne Themengebiete wieder herausgreifen.
Mich würde jetzt mal tatsächlich so zum Abschluss so interessieren,
seit wann gibt es ungefähr Film an sich?
1910er, 1912 oder sogar schon die 1800er sozusagen? Seit wann gibt es Film ungefähr?
Gast
1895. 1893. 1995. Also man kann sich, also es gibt kein Datum,
wo man sagen kann, ab dem Tag gab es Film.
Die Fotografie gibt es seit den 1840ern, glaube ich ungefähr, sowas um den Dreh.
Erste Experimente mit filmbewegten Bildern gibt es, wenn man ganz weit zurückgehen
möchte, in der Höllenmalerei, mit Fackel und Schattenwurf und so, aber tatsächlich.
Kamera, Skura, was es da alles gibt.
So Skop und so. Also es gibt verschiedene Möglichkeiten, gezeichnete Bilder
durch schnellen Bildwechsel den Eindruck an Bewegung zu verleihen,
was dann auch letztlich eine Vorform des Films ist.
Den Film, wie man ihn jetzt klassischerweise denken würde als wir stellen eine
Kamera irgendwo hin, filmen irgendwas und das ist dann auf der der Leute,
wir könnten nachher abspielen. 1895.
Phil
Also Pima-Auge, 100 Jahre, bisschen mehr als 100 Jahre.
Gast
120 Jahre, ja.
Phil
Revolutioniert sich aus filmwissenschaftlicher Sicht der Film eigentlich immer
wieder Oder ist jetzt tatsächlich,
wenn man das von der Filmanalyse betrachtet, so langsam aber sicher eigentlich
der Film von seiner Kreativität und auch von der Art der Inszenierung,
also wirklich dem rein Filmanalytischen erschöpft?
Gast
Finde ich eine Frage, die sehr schwer zu beantworten ist, weil es gibt Tom Gunning zum Beispiel,
auch ein relativ bekannter Filmwissenschaftler sagt, es gab in der Frühzeit
des Films das Kino der Attraktionen, wo es darum ging, dass irgendwie viel passiert.
Und dann gab es irgendwann das Kino, der, ich weiß gar nicht,
was sein zweiter Begriff ist, habe ich jetzt nicht vor Augen,
aber das Erzählkino, wo es darum geht,
Kino-Narration, ja, wie auch immer, wo es darum geht, Geschichten zu erzählen,
was dann in den 10er-Jahren, glaube ich, 1913, meine ich, oder sowas, hatte als Schnitt.
Das wäre so ein Schnitt, den man machen kann, das in der frühesten Phase der
Film vor allem irgendwie Bewegung gezeigt hat.
Also die Einfahrt eines Zuges, wir kennen das irgendwie alle.
Auch noch einen hohen wissenschaftlichen Aspekt hatte. Tatsächlich,
wie Menschen in Bewegung,
solche Tiere in Bewegung sind, ganz, ganz frühe Filmdinge, die sich Menschen
auch in der Frühform von einer Art Kino angesehen haben.
Die Einfahrt des Zuges war tatsächlich etwas, was aufgeführt wurde.
Das führt jetzt wirklich extrem weit, jetzt die Filmgeschichte. in...
Wir haben nicht die Zeit jetzt sozusagen den Querschnitt Schwimmgeschichte mit
den großen Brüchen irgendwie zu diskutieren.
Was sich, glaube ich, für das uns naheliegende Kino etabliert hat,
ist in den Zwanzigern spätestens der Hollywood, die Hollywood-Konvention,
das Erzählkinos, Continuity-Schnitt.
Genau, wo solche Sachen wie Continuity-Editing, also wirklich,
dass man eigentlich nicht wahrnimmt, wann diese Brüche stattfinden,
dass das alles sehr smooth und möglichst bruchlos erzählt wird,
dass man sich an gewisse Narrative kümmert.
Formen einfach auch bindet, hat sich ja schon in den 20ern dann sehr etabliert.
Das sind Grundkonventionen. Natürlich ändert sich viel in dem Moment,
wo sich die Produktionsbedingungen ändern.
Wenn du nicht mehr im Studio drehen musst, weil du auch plötzlich draußen drehen kannst.
Wenn du Ton machen willst und dein Studio plötzlich umbauen musst.
Ja, oder sowas. Wenn sich neue Kameralinsen entwickeln, gibt es natürlich immer Verschiebungen.
Man kann man kann feststellen, dass der durchschnittliche große Film der Gegenwart,
erheblich viel schneller geschnitten ist, als der durchschnittliche große Film,
der meinetwegen 50er oder so, weil das sind auch alles Sachen,
wo man nicht wirklich eine Linie ziehen kann, weil es dafür zu viele Verschiebungen
gibt in der Filmgeschichte.
Im Grunde bleibt Erzählkino, das kann man glaube ich sehr kurz geschlossen.
Auch solche, nur um das ganz kurz anzureißen, reißen, auch solche Sachen wie
3D ist natürlich eine Erfindung, das gab es das schon in den 40ern.
Das gab es dann wieder in den 70ern. Jedes Mal, wenn das, ich zitiere unseren
Dozenten, jedes Mal, wenn das Kino glaubt, es stirbt, erfindet es 3D und rettet sich selbst.
Oder auch nicht, weil es mit Rom war. Aber das ist auch so ein Punkt,
das ist, glaube ich, in der Medientheorie viel stärker.
Was wir jetzt gar nicht so stark machen, dass letztlich alles in Zyklen verläuft.
Also, dass keiner das gerade neu erfindet.
Und natürlich gibt es dann so Brüche wie Erfindung des Films,
Erfindung der Fotografie, Erfindung des Radios.
Vor allem auch gerade Tonfilme. Also der Bruch, glaube ich, zwischen Stummfilm
und Tonfilm ist ein wirklich, wirklich elementarer, weil der Film als solches verändert hat.
Nicht nur im Sinne von, wir können jetzt plötzlich sprechen,
sondern weil das wirklich narrative Formen verändert hat. Das Interessante ist,
dass diese wirklichen Brüche,
Wenn man sie so bezeichnen möchte, man kann so einen Buch ja auch nicht genau
datieren. Das sind ja dann auch Übergangsphasen, wo sich dann irgendwas Neues entwickelt.
Hybridformen oder was auch immer. Genau, lassen sich letztlich zurückführen
auf technische Entwicklung.
Also es ist nichts, wo plötzlich jemand hinkommt und sagt, oh,
ich mache einen Film jetzt ganz anders, weil ich den großen kreativen Schub hatte.
Sondern wirklich grundlegende Veränderungen passieren auf technischer Seite.
Natürlich gibt es auch Engage-Filme und natürlich gibt es Leute,
die kreative Dinge tun. Aber Sachen, die sich wirklich etablieren als neue Konvention
sind in der Regel technischer Natur. Auf jeden Fall.
Phil
Spannend. Spannend. Ihr seht, 300 Filme plus minus pro Jahr.
Gast
Ich bin jetzt schon bei 110. Du schwächelst. Du schwächelst. Das ist richtig.
Phil
Oh meine Fresse, da will ich mal pro Jahr hinkommen.
Gast
Es gab Jahre, in denen wir das geschafft haben. Achso. Das wäre auch nochmal
ein ganz spannendes Thema in dem Sinne, weil natürlich Serien auch etwas sind. Das ist nichts Neues.
Serielles Erzählen gab es früher im Kino genauso, dass man wirklich Reihen von
Filmen gemacht hat, wo wirklich jede Woche eine neue Episode veröffentlicht wurde.
Mit der Einführung des Fernsehens haben sich Reihen und Serien etabliert.
Inwieweit sich natürlich die Narration selbst in den Serien verändert,
ist nochmal eine ganz andere Frage.
Kenne ich mich auch tatsächlich nicht mit aus, aber ich fände es auch hochinteressant,
mir das mal näher anzusehen, inwiefern diese neue große Erzählserie der letzten
20, der letzten 10 Jahre.
Ich würde spontan sagen, ohne das bitte ich jetzt, da habe ich kein Wissen in der Richtung.
Ich würde überhaupt nicht so beantragend nur... Würde ich auch sein.
Die Frage ist halt nur, ob es neu ist in der Form der Erzählserie oder ob es,
ich habe den Aufsatz gelesen über die Gilmore Girls als Erbe von der Screwball-Comedy.
Also dann kann man auch wieder Bezüge herstellen, die eben in Genre-Fragen ausarten und so weiter.
Etwas, was auch unser Dozentenwetter betont, man kann nie, ich glaube,
das kann man auch sehr umfassend so behaupten, nie monokausal denken.
Man kann nicht sagen, es gab an dem und dem Tag den Tonfilm und da brach alles
um und es gab dann ganz andere Filme.
Es sind immer dynamische Prozesse, die in ganz, ganz vielen verzweigten Abhängigkeitsverhältnissen
stehen, quer durch die Filmgeschichte und auch sowas. Man kann nicht sagen,
die Erzählserie ist plötzlich radikal erneutig und neu aufgetan und seitdem
gibt es ein ganz anderes Verständnis von Fernsehserie.
Auch da sind Traditionen erkennbar, auch da sind Abhängigkeitsverhältnisse in
ganz vielen Richtungen.
Und das ist glaube ich auch was, was unsere Wissenschaft so spannend macht,
weil das so viele wenn man ein bisschen gräbt, so viele Zweige gibt man merkt
das an dieser Episode, dass wir immer wieder betonen mussten.
Wir kommen vom Hundertsten ins Tausendstamm reißen alles nur an.
Genau und das ist aber auch das Spannende an dieser Wissenschaft,
meines Erachtens, was mich so glücklich macht mit diesem Fach.
Phil
Wenn man jetzt so ein, ich nenne es mal ein normaler Filmkonsument ist,
der ab und zu mal ins Kino geht, wahrscheinlich als Nerdtalk-Hörer ein bisschen
mehr als der tatsächlich normale, wie häufig geht ein normaler Mensch ins Kino?
Ich glaube irgendwie 1,6 Mal im Jahr oder irgendwie so ein Schmutz.
Gast
Oh Gott, das ist ja schrecklich. Und was machen wir denn dann mit der Statistik?
Phil
Sie hochreißen ohne Ende. Naja, auf jeden Fall gibt es ja dann auch den normalen
Kinogänger, einen Filmgucker.
Habt ihr irgendwie so spontan einen Film, der euch gerade hinsichtlich des Filmstudiums
dann in der letzten Zeit im Positiven überrascht hat, wo ihr sagt,
eigentlich hätte ich diesen Film, für mich kommt er beispielsweise als regulärer
Unterhaltungsfilm rüber, aber er trägt einen hohen filmwissenschaftlichen Wert
in sich, weil man ihn an vielen Stellen sehr.
Gut und sehr plastisch analysieren kann, beziehungsweise durch die Analyse sich
ein ganz anderer Subkontext ergibt.
Frage verstanden, war sehr lang.
Gast
Ich würde das erstmal jedem Film zusprechen, dieses Potenzial.
Meine Grundeinstellung, wenn ich einen Film sehe, ist ja, ich lasse mich immer
gerne positiv überraschen und freue mich, wenn ich einen Film nachher mehr abgewinnen
kann, als er auf den ersten Knack gibt.
Das ist einer der schönen Momente der Filmwissens, wenn man Filme sieht,
meistens im Studium Filme sieht, die man sonst nie gesehen hätte oder die man
gar nicht auf dem Schirm hat und dann nachher denkt, Mensch,
das war echt ein total überraschender, toller Film.
Oder wenn ich ins Kino gehe und denke, oh Gott, tatsächlich,
Edge of Tomorrow mit Tom Cruise.
Der war fantastisch. Und der war so gut, er war so klasse. Das ist ein gutes Wort, meine ich.
Edge of Tomorrow war so ein Film, wo ich dachte, ja gut, Tom Cruise stirbt ganz
oft, aber der Film gibt ganz viel, der gibt, glaube ich, wirklich viel,
gerade was Zeitkonstruktion, natürlich gerade was Zeitkonstruktion angeht.
Und der war auch ganz spannend in dieser Interdisziplinarität zwischen Film
und Videospiel zum Beispiel.
Ja, ja. Edge of Tomorrow, oder der heißt jetzt anders.
Der heißt jetzt Live, Die, Repeat oder so.
Fantastischer Film. Ich hatte lange nicht so viel Spaß im Kino.
Wirklich. Und das war letztes Jahr, aber er ist lange hängen geblieben.
Ich hätte Birdman angeführt, den ich nicht so fantastisch fand, wie er.
Ich auch nicht. Wie die Menschheit scheinbar. Auch bei den Oscars ein wenig
überbewertet und überrepräsentiert waren. Sei es drum.
Aber was der macht mit dieser einen Kameraeinstellung ist einmal technisch sehr interessant.
Wo sitzen die Schnitte? Wie macht man das? Und so weiter.
Auch da ist der spannende Bruch zwischen Produktion und Rezeption.
Es gibt keinen Schnitt in diesem Film, aber es wurde geschnitten.
Es muss ja geschnitten sein.
Beziehungsweise auch nicht. Also je nachdem. Also das ist das,
was ich meine. Es gibt keinen Schnitt. In der Analyse, wenn man jetzt sich anguckt,
wie wurde das gemacht, wurde natürlich geschnitten.
Das ist das, wo das hier auseinanderfällt. Birdman dann wiederum zum Beispiel
in Bezug zu setzen, wie heißt der Hitchcock-Film, dessen Titel ich immer vergesse.
Vertigo? Nein, der auch in einem Schnitt. Achso, Rope. Rope.
Das ist ein Cocktail für eine Leiche. Genau, deswegen kann ich mir das nie merken.
Also da kann man jetzt auch wieder sagen, okay, es gibt den Bezug,
das hat man schon vor 60 Jahren mal gemacht.
Das ist das eine. Das andere ist, dass Birdman zum Beispiel eine kurze Sequenz
hat, wo die Akteure doppelt im Bild sind. Also du quasi sie schon im Hintergrund
auf der Bühne siehst und gleichzeitig im Vordergrund aber noch.
Was ist das mit räumlichen und zeitlichen Konstruktionen und Parallelitäten?
Das ist mir gar nicht aufgefallen, das ist interessant.
Phil
Doch, doch, doch, mir ist das aufgefallen, ja.
Gast
Du hast oben auf der Balustrade im Theater Edward Norton und Emma Stone und
siehst schon unten Edward Norton nochmal, nochmal auf der Bühne sitzen und dann
geht die Kamera runter und landet dann unten bei ihm auf der Bühne.
Und das sind natürlich Sachen, die auch, die für gerade Überlegungen zur Diegese,
finde ich, hochspannend sein können.
Was passiert denn, wenn die Figuren gleichzeitig an zwei Orten sind?
Was passiert denn auch mit dem Off, mit dem Raum im Off, mit dem Birdman-Alter-Ego
und so weiter und so fort?
Und dann noch der Bezug Michael Keaton in seiner historischen...
Batman-Verknüpfung. Also, Batman war schon sehr intelligent gemacht.
Da wussten die Macher einfach, auf welche Filmgeschichte sie auch einfach rekurrieren.
Phil
Finde ich einen schönen Abschluss eigentlich für dieses Thema.
Gast
Und trotzdem fand ich ihn nicht gut. Also, das ist auch der Punkt,
wo man wieder trennen muss von was gibt es politisch her und was mag ich dann letztendlich.
Phil
Man muss natürlich, ihr habt das zwischendurch immer wieder ein paar Mal gesagt,
aber jetzt auch zum Abschluss nochmal ganz klar sagen, natürlich kann man jetzt in dieser Sendung,
nicht vollumfänglich die Filmwissenschaften auseinander nehmen und auch die
Filmanalyse nicht auseinander nehmen und natürlich leidet die Vorstellung,
ja die Vorstellung von Begriffen und überhaupt den Herangehensweisen jetzt natürlich
unter der Kürze der Zeit dieser Sendung.
Das heißt, es wird gerafft, es wird vielleicht manches verallgemeinert,
wo jetzt jeder Filmwissenschaftler sagen würde, oh alter, das stimmt so nicht.
Ja, es geht ja nur darum, erstmal das Grundprinzip zu übermitteln.
Gast
Und das soll natürlich auch nicht heißen, dass es nicht Filme gibt,
die wir beide nicht trotzdem scheißverfinden würden.
Also es gibt trotzdem viele Sachen, wo man aus dem Kino kommt und hinterher
denkt, Alter, was war das denn?
Und das ist vollkommen egal, ob das jetzt ein alter oder neuer Film ist.
Also auch wir sind ja trotzdem nicht gefeit vor dem, dass man manchmal Sachen,
einfach... Das ist ja auch das, was du gerade nochmal bedroht hast.
Wir schweben ja nicht in irgendwelchen höheren Daseinsformen,
sondern wir sind trotzdem wir sind trotzdem wir sind trotzdem Kinogänger und
lieben Filme und haben einfach eine große Filmleidenschaft und wir haben dazu
das kleine große Glück das studieren zu dürfen, also insofern,
Du hast es aber, glaube ich, gerade schon, ich wollte dich gar nicht unterbrechen.
Ich wollte dich nicht unterbrechen, entschuldige.
Phil
Ja, ich wollte auch, ich finde ganz interessant, worauf ihr antwortet,
weil darauf wollte ich gar nicht hinaus.
Es geht darum, dass die ganzen Begriffe sehr unklar natürlich oder an vielen
Stellen unklar bzw. nicht scharf genug definiert wurden.
Und ein Kenner dann an der Stelle natürlich sagen wird, okay,
da gibt es noch mehr Aspekte.
Ja, da sind wir uns alle drei drüber einig und wissen das, dass bestimmte Begriffe
halt nicht so klar definiert werden können. ist eben ein Effekt des Mangels
der Zeit dieser Sendung.
Das wollte ich im Grunde so zum Abschluss jetzt so sagen, noch einmal erneut,
um da wirklich dann auch nochmal, ja, diese Klarheit herzustellen.
Fand ich aber tatsächlich sehr interessant, diesen Eindruck.
Und in den kommenden Sendungen wird es immer wieder halt verschiedene Themengebiete geben,
wo wir dann eben auf Teilbereiche der Filmanalytik, der Filmwissenschaft an
sich, vielleicht auch der Filmkritik eingehen. und...
Gast
Filmgeschichte, immer gerne Filmgeschichte. Es wird, glaube ich,
dann auch nämlich deutlich in den kommenden Extended Episoden,
mit der wir gleich noch aufzeichnen,
dass eben das, was wir jetzt gerade beschrieben haben, sehr stark analytisch
fokussiert ist und wie das dann angewendet werden kann und sich zusammenfügt
mit Filmgeschichte und Filmtheorie und einem ganz,
erheblich viel weiteren Fokus, wird, glaube ich, dann in der Praxis deutlich,
die wir dann hier in den nächsten Episoden...
Phil
Richtig, ganz genau. Und die nächste Extended-Episode, die ist auch schon in
der Mache quasi, das Thema steht schon fest.
Gebt ihr mal so mit drei, vier, sieben Stichworten mal so einen kurzen Überblick,
was können wir jetzt in der nächsten Nerd Talk Extended erwarten?
Gast
Wir werden also gleich diese aufzeichnen, wie gesagt, deswegen werden wir nicht
auf Feedback eingehen können, wir sagten das am Anfang.
Es geht darum, was ist Film-Noir und was ist Neo-Noir und was sind die Probleme,
die sich mit diesen beiden Begriffen verknüpfen, weil wir beide gerade eine
Hausarbeit darüber geschrieben haben über das Thema.
Das sind tatsächlich Fragen, also einmal eine historische Epoche eines Films.
Manche sagen, das ist ein Genre. Wir können keine Genrediskussion aufmachen, das führt extrem weit.
Aber einfach, dass man vielleicht anhand von Filmen noir so ein bisschen ein
Verständnis dafür bekommt, wie schnell da Schwierigkeiten auftauchen,
wenn man versucht, so ganz extreme Kategorisierungen einfach nur zu fassen.
Wann ist ein Kriegsfilm ein Kriegsfilm? Wann ist ein Liebesfilm ein Liebesfilm?
Was soll Film noir?
Und es eignet sich eben sehr gut zu zeigen, einerseits, was kann man analytisch
nochmal machen und wie verknüpft man das dann mit einem historischen Filmverständnis
oder mit einer Fragestellung, die eher filmhistorisch orientiert ist,
um glaube ich dann diese jetzt gerade erste Episode, die ja doch sehr theoretisch
sehr sprunghaft sein konnte,
nur nochmal etwas zu vertiefen und das dann glaube ich auch klarer zu machen.
Und nochmal einen tieferen Einblick zu geben.
Phil
Ganz genau. Ja, super. Dann vielen Dank, dass ihr dabei wart.
Schreibt natürlich gerne eure Fragen oder Anmerkungen in die Kommentare.
Nehmen wir natürlich gerne auf.
Auch wenn ihr ein Filmgebiet haben wollt, das wir ein bisschen vertiefen sollen
oder ein Themengebiet, auch das gerne in die Kommentare schreiben.
Wir nehmen eure Ideen da ganz gerne auf.
Und so bleibt es eigentlich nur noch zu sagen, ja, geht viel ins Kino, viel Spaß.
Und natürlich das nächste Mal wieder bei Nerd Talk Extended einschalten,
wo es dann um den Film Noir oder auch Neo-Noir geht.
Gut, auch danke euch. Bis zum nächsten Mal.
Gast
Ja, sehr gerne. Auch von uns nochmal vielen Dank. Vielen Dank fürs Zuhören.
Wenn ihr so lange dabei geblieben seid.
Wir freuen uns über eure Anregungen. Wir hoffen, dass ihr mit unseren Anregungen was anfangen könnt.
Dass wir halbwegs klar waren. Genau, dass wir einen kleinen Einblick davon konnten,
was man machen kann. Und wir hoffen, dass wir ganz viel Interesse geweckt haben.
Ich glaube, das ist das wichtigste Ziel, dass man Interesse weckt.
Ob jetzt alles stichhaltig so bleiben kann, das ist eben schon dahingestellt, muss auch gar nicht.
Freut euch auf Filme. Geht, schaut euch viele Filme an. Lest vielleicht ein
paar Texte zu Filmen. fragt in den Kommentaren, regt uns an,
kritisiert uns, macht was und wir hören uns in vier Wochen wieder zur nächsten
Nerd Talk Extended zum Thema Film Noir.
Phil
Bis dahin.
Gast
Tschüss.
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