Maria Simon

Ich habe mich verliebt! In das mitreißende Schauspiel von Maria Simon.

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Eigentlich sagt der Tweet ja schon alles, aber es lässt mir keine Ruhe. Diese Frau ist es wert, dass ich über sie ruhig noch ein paar mehr Zeilen verliere.

Maria Simon ist eine Frau für’s Fernsehen. Kinotechnisch war sie meines Wissens nur in „Good Bye Lenin!“ und „Die Gräfin“ (an der Seite von Julie Delpy und William Hurt) zu sehen. Dafür sorgt sie auf der Mattscheibe dafür, dass sich die Ferres und Neugebauers unseres Landes ganz warm anziehen müssen.

Zum einen ermittelt sie seit nunmehr zwei Folgen im Leipziger „Polizeiruf 110“ und gibt dort die etwas verschlossene Kommissarin, die aber durchaus auch mal Herz zeigen kann. Das sind zumindest die Polizeiruf-Folgen, auf die ich mich am meisten freue. Richtig in Erinnerung bleiben aber ihre herausragenden Leistungen in Fernsehfilmen.

Beispiel: „Kongo“, hier ermittelt sie als Feldjägerin vor Ort in Afrika, nachdem ein Soldat durch einen Unfall mit Dienstwaffen ums Leben gekommen ist. Besonders sehenswert machte den Film für mich vor allem die Tatsache, dass die „Frau in der Männertruppe“ zwar thematisiert wird, aber sich nicht alles um das Mann-Frau-Ding dreht. Auf Widerstand trifft sie nicht vor allem, weil sie eine von nur wenigen Frauen im Männer-Camp ist, sondern weil sie die unbeliebte interne Ermittlerin ist, die vor Ort die gewachsenen Hierarchie-Strukturen unter die Lupe nimmt. Dass der Widerstand trotzt harter Schale dennoch ordentlich an ihr nagt, stellt Simon beeindruckend dar.

Eigentlicher Grund für diesen Beitrag aber ist ihre Rolle der Johanna in „Es war einer von uns“. Der TV-Film wurde bereits auf mehreren Festivals bejubelt, Maria Simon hat für ihre darstellerische Leistung (zu recht!) den Regiepreis METROPOLIS für die beste weibliche Darstellerin erhalten und ist für den Deutschen Fernsehpreis nominiert. In dem Film spielt sie eine junge Frau, die gemeinsam mit ihrer Freundesclique ausgelassen in deren Wohnung feiert. Als sich zum Ende hin alle nach und nach auf den Weg nach Hause machen, fährt sie volltrunken mit ihrem Fahrrad allein durch die Hamburger Nacht – bis zum Filmriss. Später wacht sie in einem kleinen Waldstück nahe dem Elbstrand auf und muss feststellen, dass sie offensichtlich vergewaltigt wurde. Die Untersuchung ihres Blutes durch die Polizei kommt zu dem Schluss, dass Johanna auf der Party Liquid-Extasy ins Glas gemischt wurde. Somit steht fest: der Vergewaltiger ist mit großer Sicherheit im eigenen Freundeskreis zu suchen. Was für ein heftiges Thema, was für ein heftiger Film. Wenn man den Hintergrundberichten trauen darf (beim ZDF gehe ich mal fest davon aus), dann ist es keine Seltenheit, dass der Vergewaltiger im eigenen Bekanntenkreis zu finden ist. Ebenso wird von einer bemerkenswerten Zunahme von Missbrauchsdelikten in Zusammenhang mit Liquid-Extasy in den vergangenen Jahren berichtet. Ein Thema also, das pressiert. Gerade der TV-Film ist mit seinen zumeist Millionen Zuschauern das probate Mittel, die Thematik in den Fokus der Öffentlichkeit zu bringen.

Durch verschiedene Filme rund um das Thema Vergewaltigung kann sich inzwischen wohl so jeder halbwegs vorstellen, was für ein Trauma die Opfer durchleiden müssen. Sowohl körperlich als noch viel mehr seelisch. Dieser Film hier stößt nun in eine neue Dimension vor, die – so unvorstellbar es anfangs klingt – noch viel mehr die Hölle sein muss als die Vergewaltigung durch einen Unbekannten. Denn was ist denn, wenn mehrere Freunde der Tat verdächtigt werden müssen? Genau das arbeitet der Film hervorragend heraus. Dass sich das Opfer mehr und mehr zurückzieht, den Kontakt zum engsten Freundeskreis abbricht. Dass sich irgendwann die Freunde gegen das Opfer stellen, weil sie es leid sind, allesamt unter Generalverdacht gestellt zu werden. Und plötzlich wird das Opfer noch einmal zum Opfer, nur weil es kein Vertrauen mehr aufbringen kann. Der Film zeigt sehr eindringlich wie sehr die Frage nach dem Täter das Leben des Opfers immer mehr und mehr zerfrisst und ihm droht, jegliche Grundlage zu rauben. Ein Leben ohne ein gewisses Grundvertrauen ist kein Leben mehr.

Und hier kommt Maria Simon ins Spiel. Sie versteht es in diesem Film wirklich bis in die hinterletzte Ecke perfekt, das seelische Chaos, das in ihre brodelt, gelungen darzustellen. Es sind ihre Blicke, ihre brüchige Stimme, und auch das Aussehen, das sie in ihrer Rolle so glaubwürdig macht. In den ersten Szenen ist sie eine, die sich in ihrem Freundeskreis wohl fühlt. Eine offene junge Frau, die das blühende Leben zu sein scheint. Später dann, von Zweifeln und Ängsten zerfressen sieht man sie total heruntergekommen, mit fettig-strähnigen Haaren und tiefen Augenringen. Simon zeigt den seelischen und körperlichen Zerfall einer einst so attraktiven Frau mustergültig. Vor allem der häufige Wechsel zwischen sensibler Frau und knallharter Ermittlerin hat mir durch sein teils nur andeutungsweises Minenspiel sehr imponiert. An ein, zwei Stellen hatte ich wirklich Tränen in den Augen. Nicht nur, weil die Geschichte so herzzerreißend ist, sondern eben auch weil Maria Simon diese gebrochene, aber dennoch für sich selbst kämpfende Frau so bravourös darstellt. Im wahrsten Sinne des Wortes „mitreißend“.

Also: auch wenn der Film sicherlich harter Tobak ist und auch wenn so mancher unter Euch vielleicht eine gewisse Abneigung gegen Fernsehfilme hat. Tut Euch selbst einen Gefallen und guckt Euch diesen Film an (abrufbar bis 29.11.2011). Es lohnt sich wirklich!

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