Serienkritik: „Band Of Brothers“

(Anmerkung: leider ist die Serie derzeit nur auf Sky Ticket enthalten, wird aber dennoch empfohlen, weil wegen isso. ;-))

Juni 1944: Der D-Day steht vor der Tür. in England haben sich die Alliierten versammelt, um in einer großoffensive Hitlers Truppen in der Normandie anzugreifen. In vorderster Front steht die Easy Company, ein Elite-Trupp aus Fallschirmjägern. Natürlich läuft bei der Landung in Frankreich nicht alles nach Plan. Nach dem Absprung wild verstreut muss die Truppe erst wieder zusammenfinden, um an der Westfront bei einigen der großen Schlachten des Zweiten Weltkriegs in den Kampf zu ziehen.

Die Easy Company auf der Lauer

Es ist jedes Jahr dasselbe: mit der dunklen Jahreszeit erwacht auch immer wieder mein Interesse für das wohl dunkelste Kapitel der deutschen Geschichte. Vor vielen Jahren habe ich schon einmal die zehn Teile dieser mit 19 Emmys ausgezeichneten Serie gesehen, mir danach die DVD im Steel Book gegönnt. Sie ist in meiner mageren Sammlung die einzige “Limited Edition” geblieben.

Voller Vorfreude habe ich mich also wieder meinem kleinen DVD-Juwel zugewandt und konnte bei der erneute Sichtung, ca. 12 Jahre nach der ersten, erstaunliche Parallelen zur deutschen Mini-Serie “Das Boot” feststellen.

Ebenso im Zweiten Weltkrieg angesiedelt handelt es sich um eine überschaubare Serie, in der viele Darsteller mitgewirkt haben, die später mal zu Weltruhm gekommen sind. Nagelt mich da jetzt bitte nicht drauf fest, aber ich bin der Meinung, dass Michael Fassbender, Tom Hardy, Damian Lewis und Simon Pegg zur Produktionszeit im Jahr 2001 noch nicht die großen Nummern waren, die sie heute sind. Wo wir gerade bei großen Nummern sind: der inzwischen nicht mehr ganz so unbekannte Jimmy Fallon hat in “Band Of Brothers” ungefähr 20 Sekunden Screentime.

Aber natürlich glänzt eine so vielfach ausgezeichnete Serie nicht nur mit guten Darstellern. Produziert wurde “Band Of Brothers” von Tom Hanks und Steven Spielberg, entsprechend ist das Production Value und auch das Drehbuch. Letzteres beruht auf einem Roman des Historikers Stephen Ambrose, beruht also großteils auf wahren Begebenheiten, die vermutlich im Detail ein wenig zuschauerfreundlich ausgeschmückt sind. Für den Wahrheitsgehalt sorgen auch die vor jeder Folge (bis auf die letzte) vorgeschalteten Interviews mit echten Mitgliedern der Easy Company. So wird einem zu Beginn jeder Episode auch deutlich gemacht, dass es sich hier um echte Erlebnisse handelt. Ein dramaturgischer Kniff, der durchaus verfängt.

Ein weiterer Kniff: in den unterschiedlichen Folgen wird teils der Fokus auf unterschiedliche Aspekte des Krieges gelegt. Das liegt teilweise in der Natur der Sache: natürlich muss die Folge der Truppenlandung am D-Day anders sein als der monatelange Stellungskrieg im belgischen Winter. Die Serie zeigt aber auch mal ganz unterschiedliche Perspektiven. Mal wird in einer Folge ein Sanitäter von der Kamera auf Schritt und Tritt verfolgt, in einer anderen wird ein anderer Soldat begleitet, dessen Gedanken dann aus dem Off zu hören sind. Das rundet die Sache noch ein wenig ab.

Das Szenenbild ist jederzeit einwandfrei und historisch korrekt

Ausstattung und Szenerie der Serie sind einwandfrei. In heutigen Zeiten von CGI-überladenen Netflix-Serien hat man sich da allzu sehr dran gewöhnt, aber man merkt der Serie durchaus an, dass da 2001 noch ein wenig mehr Handarbeit vonnöten war, um für die passende Atmosphäre zu sorgen.

Ähnlich wie in Steven Spielbergs Tom-Hanks-Film “Der Soldat James Ryan”, dessen Erfolg die Grundlage für die Serie wurde, wird der Krieg hier sehr schonungslos gezeigt. Hier ist der Krieg wirklich schmutzig und blutig, ohne daraus eine Sensation zu machen oder mit der Kamera explizit und eindringlich auf die verwundeten Kameraden draufzuhalten.

Was viele Kritiker der Serie anlasten ist ihre große Anzahl an Darstellern. Ja, die Easy Company, das waren viele. Und ab und an verliert man zwar ein wenig die Übersicht, aber ich finde das überhaupt nicht schlimm. Es verdeutlicht meiner Meinung nach vielmehr, dass hier eine richtig große Truppe gemeinsam gekämpft hat und nicht nur ein fünfköpfiges Sonderkommando. Einen “Vorteil” hat die Masse an Soldaten zudem: wie im echten Krieg kann hier durchaus mal einer der tragenden Darsteller sterben, ohne dass es in der Personaldecke zu große Löcher reißt. Der Tod ist im Krieg nun mal ein ewiger Begleiter. Und so sollte sich auch der Zuschauer nicht allzu sicher fühlen, dass sein Lieblingsdarsteller auch das Ende der Serie noch erlebt.

Fazit: “Band Of Brothers” wurde vor der großen Ära der High-Class-Serien a la “Game Of Thrones” und “Westworld” produziert und ist dennoch sehr sehenswert, weil es auf charmante Weise in die Jahre gekommen ist. Handwerklich ausgezeichnet gemacht, dramaturgisch wird eine große Bandbreite des Krieges abgedeckt. Und so viel sei verraten: in den neun ersten Folgen hat man so viel Anteilnahme am Schicksal der Easy Company, dass man sich in der finalen Folge mit den Soldaten über die Kapitulation Deutschlands freut. Mich hat die Serie wieder sehr mitgerissen.

Anbieter: Sky Ticket

Wertung: 5/5

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