Drehbuch: Max Zähle, Oliver Keidel
Schauspieler*innen: Lucas Gregorowicz, Frederick Lau, Jan-Gregor Kremp, Alexander Scheer
Kinostart D: (FSK 12)
Originaltitel: Schrotten!
Laufzeit: 1:35 Stunden
Filmkritik zu Schrotten!
Der Plot ist nun nicht die frischeste Erfindung auf dem Filmmarkt: Zwei zerstrittene Brüder treffen im Leben erneut aufeinander, haben sich zwischenzeitlich auseinandergelebt, erkennen jedoch ihre Gemeinsamkeiten und setzen sich für das Gute ein. Es gibt ein paar Unwägbarkeitkeiten, aber am Ende wird alles gut. So funktioniert auch Schrotten .
Also braucht es etwas, was einen Film aus der Gewohnheit hervorhebt, die häufig erzählte Geschichte in ein neues Gewand hüllt.
Blickt man auf die Geschichte, so fällt einem hier sofort das Vorhaben der Schrottplatzbewohner auf: Um den Platz zu retten, werden Bahnschienen verlegt, um einen Zug umzuleiten. Das ist gewissermaßen absurd, aber zumindest ein Hinschauer. Unkonventionelle Aktionen kennt man aus diesem Genre ja durchaus, vielleicht wird es sogar durch diese charakterisiert. Man kann sich aber nicht dagegen wehren, dass die Idee kreativ ist.
Im Schauspiel tut sich Frederick Lau als etwas einfacher, aber irgendwie sehr liebenswürdiger Letscho hervor. Seine zeitweise arg maskuline Art, Probleme anzugehen, sorgt zugleich auch für eine der besten Szenen im Film: Wenn sich Letscho und Bruder Mirko auf dem Schrottplatz das erste Mal prügeln und in gemeinsamer Abstimmung ihre Klammergriffe lösen, so braucht es gar nicht die eingespielte Musik, um zu erkennen, welche Kluft zwischen den beiden überwunden wurde. Auch abseits solcher emotionalen Szenen haucht Lau Litscho ein eigenbrötlerisches, aber durchaus liebenswertes Leben ein.
Der Film spielt mit der ganz eigenen Sprache von Schrottern, irgendwo aus dem Norden Deutschlands. Die Idee hätte viel mehr ausgebaut werden können, jedoch gibt es nur wenige Szenen, bei denen die Schrotter derart Kauderwelsch sprechen, dass es gar untertitelt werden muss. Auch abseits dieser Idee kommt der Film an vielen Stellen nicht so in Schwung, wie man es sich vorstellen könnte. Ein großer Teil des Films ist schematisch nach dem Brüderzwist-Prinzip aufgebaut, sodass manche Szenen bereits absehbar ablaufen.
Erst zur großen finalen Aktion, die zwar im Ergebnis ähnlich schematisch, im Detail aber durchaus spannend inszeniert ist, weiß der Film zu überraschen, zu packen und nimmt den Zuschauer mit.
Regisseur Max Zähle hat mit Schrotten seinen ersten abendfüllenden Film abgeliefert und zeigt grundsolide Kost, jedoch auch nicht viel mehr. Angesichts seiner Vorerfahrungen und Auszeichnungen im Kurzfilmbereich freue ich mich auf noch einige Filme – die Weiche ist gestellt…