Bild: 1899 / Netflix

„1899“ bei Netflix – die teuerste deutsche Produktion startet am 17.11.

Am 17.11.2022 startet gefühlt eine weitere, neue Ära bei Netflix: Die Macher von der Erfolgsserie „Dark“ haben eine achtteilige Mystery-Serie gedreht, die die teuerste deutsche Produktion aller Zeiten ist. Wir haben von Netflix die ersten sechs Episoden vorab bereitgestellt bekommen und konnten uns so schon einen Eindruck bilden.

Story

„1899“ spielt, namensgebend, im Jahre 1899: Viele Europäer reisen auf dem großem Schiff „Kerberos“ nach Amerika. Es kommen sofort Vibes wie bei Titanic  Wo kann ich Titanic im Stream sehen? auf: Oben logiert der Adel, unten im fensterlosen Bauch des Schiffs reisen die Armen eng zusammengepfercht.

Auf ihrer Reise empfängt die Kerberos Signale vom der seit vier Monaten verschollenen Schwesterschiff, der „Prometheus“. Entgegen dem Willen der Passagiere weicht die Kerberos vom Kurs ab, um der Prometheus zu helfen. Doch dort angekommen, ist das Schiff leer: Keine Menschenseele scheint auf dem Schiff.

Doch das ist nicht das einzig Komische: Stattdessen scheint nun etwas entfesselt, was reihenweise Vorfälle auf der Kerberos auslöst – und keiner weiß, was der Hintergrund ist und woher diese Vorfälle kommen.

Trailer

Phils Eindruck zur Serie

Wir hatten von Netflix die Möglichkeit, die ersten sechs der acht Episoden vorab sichten zu können.

Die Vorab-Lorbeeren sind groß: Nicht nur, dass hinter der Serie die Macher von Dark  Wo kann ich Dark im Stream sehen? stecken, die für ihre Serie seinerzeit gar Grimmepreise abgeräumt haben – abseits des sowieso immensen Erfolgs der Serie. Auch haben Jantje Friese (Drehbuch, Produktion) und Baran bo Odar (Regie) ein Rekordbudget von 48 Millionen Euro für die erste Staffel erhalten, was die Serie zur teuersten deutshcen Produktion aller Zeiten macht.

Das merkt man der Serie auch in ihrer Optik an: Episch große Essensäle und Maschinenräume mit brachialen Öfen, herausragendes Kostümdesign und zusätzlich ein Grafikdesign, das sich nicht verstecken braucht.
Auch der Sound ist nicht zu verachten: Da quasi die gesamte Serie auf einem Schiff spielt, hört man immer leise im Hintergrund, je nach Lokation, die Maschinen tuckern, den Wind peitschen, die Wellen schlagen – selten ist eine absolute Stille. Das erhöht die Immersion sehr und ist zugleich verstörend, weil der Sound nicht omnipräsent ist, sondern geradezu subtil agiert. In Szenen der Verfolgung oder Verwirrung setzt ein nicht greifbarer Gesang bzw. Fragmente dessen ein.

Viele Figuren mit vielen Geschichten

Die Serie setzt einen Fokus auf die allein reisende Maura Franklin (Emily Beecham), die recht früh zu einem medizinsichen Notfall gerufen wird und so auch für den Zuschauenden kenntlich wird, dass ihre Empathie tragend für die weitere Geschichte sein wird. Eine zweite Hauptrolle sieht man in dem Kapitän Eyk Larsen (Andreas Pietschmann), der als oberste Instanz nicht nur wörtlich den Kurs der Kerberos bestimmt, sondern auch den Gästen gegenüber Weisungen vornimmt.

Schnell lernt man in der Serie auch weitere Charaktere kennen, die alle verschiedene Nationalitäten und Hintergrundgeschichten haben. Was die Serie auszeichnet ist, dass diese Charaktere alle ihre jeweiligen Landessprachen sprechen, sodass wir am Ende auf neun Sprachen kommen (Englisch, Deutsch, Dänisch, Französisch, Spanisch, Portugiesisch, Norwegisch, Polnisch und Kantonesisch). Diese Sprachen werden auch untertitelt (wer will, kann auch alles in deutscher Synchronisation sehen), aber für die Passagiere stellt dies immer wieder eine kleinere Hürde im Austausch dar.

Hier wurde jedoch auch Potential verschenkt, da gerade bei den mysteriösen Vorfällen in der Serie viel Unsicherheit entsteht, die durch den Mangel an gemeinsamer Sprache nur schlimmer werden kann. Hier zeigt die Serie zwar immer wieder Verständigungsprobleme, größere Probleme treten aber nur isoliert auf. Die soziale Facette, die neben dem rein mysteriösen Wesen noch in Erscheinung getreten wäre, hätte an vielen Stellen den emotionalen Druck für Besatzung und Kapitän frühzeitiger erhöht und somit weitere Spannungsmomente erzeugt.

Alle Figuren sind Bestandteil der Serie und erhalten ihre eigene Backstory

Mysterös

Ist die Kerberos erst einmal bei der Prometheus angekommen, greifen viele ungewöhnliche Ereignisse über und auf einmal taucht überall dieses Dreieck als Symbol auf.
Es entsteht Zwietracht auf dem Schiff: Die Passagiere haben Angst, doch der Kapitän entscheidet sich für die Rettung des Schwesterschiffs. Der Druck ist also durchgehend spürbar.

Nicht alles konzentriert sich auf wenige Personen, sondern die Vorfälle greifen auf mehrere Personen in ganz verschiedener Art über. Über diese Vorfälle lernt der Zuschauende auch mehr über die jeweiligen Nebencharaktere. Hier bürdet sich die Serie viel auf, da sie diverse Sideplots und Geschichten verschiedener Personen zusammenhalten muss. Das klappt nicht immer perfekt, aber stets gut, sorgt aber auf jeden Fall für einen schnellen Erzählstil: Kaum eine Szene bringt nicht eine neue Perspektive hinein oder erläutert mehr Backstory zu einzelnen Figuren.

Dabei sind die Verstrickungen der einzelnen Personen sowie die Nachvollziehbarkeit der Mystik nicht derart symbolisch und teils verworren wie in der Vergleichsserie Dark  Wo kann ich Dark im Stream sehen?. Stattdessen merkt man der Serie an, dass sie bewusst weniger sperrig, sondern mainstreamiger designed wurde. Dennoch ist eine hohe Aufmerksamkeit gefordert.

Bis zur Episode 5 häufen sich die verwirrenden Dinge, ehe der Zuschauer und Protagonisten Maura von der Serie mitgenommen werden, die Mysterien zumindest ansatzweise zu durchschauen. Es startet kein langwieriges Reveal, aber es entfaltet sich eine neue Dimension der unbekannten Ereignisse an Bord. Der Moment ist gut gesetzt, da man als Zuschauer nun satt des Unbekannten gegenüber war.

Epochal, doch nicht erschlagend

Man merkt der Serie an, dass sie den Fokus auf einen noch größeren Erfolg als Dark setzt: Das Budget sieht (und hört) man der Produktion an, dafür wurden aber auch Kompromisse bei der Komplexität gemacht. Die Serie schafft es, einen möglichen wilden Ritt durch das weite Meer vieler Charaktergeschichten und mystischer Symbole so zu inszenieren, dass man der Serie auf ihrer Reise folgen kann – und doch eine Grundanspannung der Unsicherheit in sich trägt.

In der Menge der Charaktere und ihrer Backstories gehen diese nicht zu tief, jedoch deutlich tiefer und ausgefüllter als es zu erwarten wäre. Das Mysteriöse folgt ebenfalls nicht der bisher nie gesehenen Idee, greift aber bekannte Motive und Ideen geschickt auf, verwebt sie und schafft so einen eigenen Stil mit einer eigenen, beklemmenden Wirkung.
Die Serie profitiert auch von der teils sichtbaren, teils nur spürbaren Enge des Schiffs – und generell der begrenzten Ausweichmöglichkeiten auf einem solchen Dampfer.

Der geneigte Nerdtalk-Hörer weiß, dass ich nicht der Serien-Frontrunner bin.
Dass ich dennoch interessiert an den ersten sechs Episoden dran geblieben bin, auch über die Verpflichtung der Sichtung für diesen Artikel hinaus, ist möglicherweise schon Zeichen genug, dass hier eine sehenswerte und spannende Serie veröffentlicht wird.

„1899“ gibt es ab 17.11.2022, exklusiv auf Netflix.

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