Filmszene aus Wenn der Wind weht

Wenn der Wind weht

Regie: Jimmy T. Murakami, Gary McCarver
Drehbuch:
Schauspieler*innen: Peggy Ashcroft, John Mills, Robin Houston, James Russell

Kinostart D: (FSK 6)
Kinostart US:
Originaltitel: When the Wind Blows
Laufzeit: 1:20 Stunden
Filmposter: Wenn der Wind weht

Filmkritik zu Wenn der Wind weht

Benutzerbild von andreas
3.5/ 5 von

In den 80ern gab es für mich in meinen jungen Teenager-Jahren einen Kinobesuch, der mich nachhaltig verstörte. Der kalte Krieg war auf seinem Höhepunkt, fast täglich wurde proklamiert, dass die Atomwaffen der Supermächte uns alle zigfach auslöschen könnten – und Frankie goes to Hollywood sangen passend dazu von den „Two Tribes“. Unter diesem Einfluss hinterließ der Animationsfilm „Wenn der Wind weht“ bei mir tiefe Spuren. Und wie ich inzwischen mitbekommen habe: nicht nur bei mir.

Die Handlung des Filmes gibt eigentlich nicht viel her, erleben wir doch nur wie sich ein englisches Seniorenpaar auf den bevorstehenden Atomschlag vorbereitet bzw. danach versucht, sein Leben wieder in Ordnung zu bringen. Doch wie diese Thematik inhaltlich umgesetzt wurde, ist schon etwas ganz besonderes. Anstatt wie etwa in „The Day After“ mit bombastischen Bildern von Chaos und Massenpanik aufzuwarten, beschränkt sich „Wenn der Wind weht“ tatsächlich nur auf das kleine Häuschen von Ehepaar Bloggs und die Dialoge der beiden.

Beide Charaktere werden sehr detailliert in Szene gesetzt. Während er mit den technischen Neuerungen versucht Schritt zu halten und von der unendlichen Zerstörungskraft der Bombe gar fasziniert erscheint, schwelgt seine Frau in Erinnerungen und zeigt eine bis ans Unglaubhafte getriebene Naivität. So schwärmt sie von den Nächten im Luftschutzbunker während des Zweiten Weltkrieges, die ja alles in allem doch ganz schön waren, oder sie sorgt sich um die Wäsche, die durch den Bombenangriff ja gleich wieder dreckig werden würde. Nie kann sie wirklich erfassen, was für eine Bedrohung auf sie zukommt.

Vom Zeichnerischen komm der Film recht außergewöhnlich daher: während die beiden handelnden Personen und einzelne animierte Gegenstände gezeichnet sind, ist die Kulisse ein reales Puppenhaus. So ergeben sich viele Möglichkeiten für Kameraschwenks mit Perspektivwechseln. Besonders interessant ist diese Technik immer dann, wenn ein vorher animierter Gegenstand kurz danach dann als realer Gegenstand in der Szenerie auftaucht. So wird ein Geschirrtuch in einer Szene via Zeichentrick gebügelt und erscheint in der nächsten Einstellung dann aus realem Stoff.

Bei mir hat der Film in früherster Jungend schon einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Dazu trugen sowohl die überaus sympathischen Hauptfiguren als auch das absehbar traurige Ende bei. Ein Film, der nahe geht und in der heute doch etwas entspannteren Situation zwischen den Weltmächten als Zeitdokument angesehen werden kann.

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