Drehbuch: Eric Warren Singer
Schauspieler*innen: Clive Owen, Naomi Watts, Armin Mueller-Stahl, Ulrich Thomsen
Kinostart D: (FSK 16)
Kinostart US: (FSK R)
Originaltitel: The International
Laufzeit: 1:58 Stunden
Filmkritik zu The International
Tom Tykwer hat mit Lola rennt * einen der aufregendsten und innovativsten deutschen Filme der 90er gedreht, der ganz nebenbei aus Franka Potente auch noch einen Star machte. Seine folgenden Werke hoben sich durch ihre etwas erschwerte Zugänglichkeit mal mehr (Der Krieger und die Kaiserin * ), mal weniger (Das Parfüm * ) vom Massengeschmack ab. Mit dem lupenreinen Thriller „The International“ habe ich Tykwer nun vollends im Mainstream befürchtet. Zu unrecht.
Der Interpol-Fahnder Louis Salinger ist gemeinsam mit der New Yorker Staatsanwältin Eleanor Whitman auf der Spur einer kriminellen Bank. Durch Waffenhandel und Bereitstellung von Geldmitteln für Revolutionäre und Regime versucht die International Bank of Business and Credit sich in vielen Ländern der Welt ein Stück vom großen Kuchen Macht abzuschneiden. Informanten, die gegen die Bank aussagen wollen, kommen ebenso mysteriös zu Tode wie leitende Ermittler. Findet Salinger einen Weg, handfeste Beweise zu finden – oder wird er selbst Opfer seines eigenen Ermittlungseifers?
Zuallererst: den so viel beschworenen Medienhype um den Film sollte man langsam mal relativieren. Dass Tykwers Film mit einer Bank als Bösewicht zeitlich mit der derzeitigen Finanzkrise harmoniert, mag für das schnelle Marketing ja gut sein. Letztlich hat der Film mit der aktuellen Situation ebenso wenig zu tun wie mit mittelalterlichem Minnegesang.
Ein interessantes Sujet ist ein mächtiges, weltumspannendes Unternehmen aber allemal, zeigte sich doch vor gut 15 Jahren schon, wie schwer Tom Cruise sich mit dem Kampf gegen die allwissende „Firma“ tat. Eine Bank, die ihre Informanten und Hintermänner praktisch in allen Führungsebenen platzieren kann, ist ein erfrischend unverbrauchter Gegenpart in der heutigen Zeit, die meist von Serienkillern und Terroristen geprägt wird.
Einfaches Popcornkino ist der Film hingegen nicht. Viele Namen und undurchsichtige Verflechtungen der Personen untereinander verlangen nach der vollen Konzentration des Zuschauers. Der wiederum wird mit einem vielschichtigen Thriller belohnt, der von Beginn an spannend ist und mit einer sehr sehenswerten (und spannenden!) Schießerei im New Yorker Guggenheim-Museum eine Action-Szene bietet, über die man noch lange sprechen wird. Doch Action ist nur die kleine Dreingabe, sozusagen das Zugeständnis zum Massenpublikum. Dass ein Film keine brachialen Action-Schlachten benötigt, um wirklich spannend zu sein, merkt man spätestens dann, wenn eine mit viel Bedacht platzierte Wanze gerade dann auszufallen droht, wenn das abgehörte Gespräch am interessantesten wird.
Clive Owen glänzt in der Rolle des Interpol-Ermittlers, ist damit aber leider ziemlich allein. Naomi Watts als Staatsanwältin wirkt einfach zu konturlos, Armin Müller-Stahl hat gerade mal genug Screentime, um sein umfangreiches Können ansatzweise unter Beweis zu stellen. Ein wirklich charismatischer Gegenpart oder zumindest ein weiterer Ermittler mit einer Schippe Ausstrahlung hätte dem Film sichtlich gut getan.