Drehbuch: Doug Jung, Gene Roddenberry, Simon Pegg
Schauspieler*innen: Chris Pine, Zachary Quinto, Karl Urban, Zoe Saldaña
Kinostart D: (FSK 12)
Kinostart US: (FSK PG-13)
Originaltitel: Star Trek Beyond
Laufzeit: 2:02 Stunden
Filmkritik zu Star Trek Beyond
Nach den Ereignissen aus Star Trek Into Darkness (2013) befindet sich die Enterprise mitten in ihrer 5 year mission, um neue Welten und ferne Zivilisationen zu erkunden. Der von J.J. Abrams mit Star Trek (2009) geschaffene alternative Zeitstrahl holt also endgültig den Kern der klassischen Serie (1966-1969) ein, der in den beiden Vorgängern des Reboots schon so nostalgisch aufschien. Aber schafft Justin Lin (der Abrams auf dem Registuhl ablöst) es, dem Star Trek-Universum zu seinem 50. Geburtstag noch eine neue Perspektive zu geben?
Mit einem alten Artefakt an Bord gerät die Enterprise auf einer Rettungsmission in den Angriff von technologisch überlegenen Gegnern. Mit Mühe kann das Schiff auf dem Heimatplaneten der Angreifer notgelandet werden – doch deren fieser Anführer Krall (Idris Elba) hat ganz eigene Pläne mit dem Artefakt …
Klingt erstmal dünn. Nicht dünner als die meisten Episoden der Original Series, zugegeben. Aber wenn schon Into Darkness * Mühe hatte, aus der faszinierenden Figur Khan, im Reboot gespielt von Benedict Cumberbatch, die angemessene narrative Tiefe zu ziehen, so macht Star Trek Beyond es sich mit dieser Minimalgrundlage einer Erzählung nicht gerade leichter. Zwar ist der nostalgische Akzent umso größer: Die Crew der Enterprise sieht sich einem scheinbar überlegenen Gegner gegenüber, der nur mit List und Mut und der gemeinsamen Anstrengung des Teams im letzten Augenblick besiegt werden kann – doch irgendetwas fehlt dieses Mal.
Schon bei Into Darkness * wurde häufig bemängelt, der Film lasse die philosophische Note vermissen, die Star Trek immer ausgezeichnet hat. Und auch die dünnste Allegorie der großen Vorbild-Serie(n) enthält immer noch Fragen, Gedankenspiele oder einfach eine greifbare Moral. Der Vergleich zu einer Fernsehserie aus den 1960ern mit einem großen Effekt-Blockbuster der Gegenwart hinkt dabei sicherlich, offenbart aber das große Problem dieses dritten Films im Reboot-Universum.
Es fehlt an Interesse. Der Film interessiert sich etwa kaum für seine Figur Krall – erst kurz vor Ende wird die Motivation hinter seinem Handeln aufgedeckt, ohne dass dieses dadurch in ein anderes Licht gerückt würde. Der Kampf des Guten gegen das Böse ereignet sich in genau dieser starren und uninspiriert umgesetzten Gegenüberstellung. Das Interesse für das Aufeinandertreffen mit dem Fremden, der Einsatz von Kirks Mut und Spocks Logik, die Verteidigung der fortschrittlichen Werte spielen keine Rolle, da es keine Rolle spielt, gegen wen genau eigentlich gekämpft wird.
Interesse hat der Film somit vor allem an Explosionen und beeindruckenden visuellen Effekten. Horden von insektenähnlich agierenden Angreifer-Schiffen und eine mitten im All schwebende Raumstation in einer Luftglocke sehen großartig aus und werden von schwindelerregender Kameraarbeit angemessen in Szene gesetzt. Doch es handelt sich bei all dem um nichts, was nicht schon hinreichend aus unzähligen Filmen bekannt wäre. Star Trek ist nicht das richtige Vehikel, um rein visuell zu überzeugen – dafür ist die Zusammensetzung der Crew und die Weltanschauung einer utopischen Gesellschaft des Friedens und der Gerechtigkeit zu bedeutend für den Kern dieser großen Reihe.
So schafft Star Trek Beyond es nicht, seinem eigenen Anspruch gerecht zu werden – selbst die Nostalgie wirkt, als wäre sie mühsam übergestülpt und die vielen Anknüpfungspunkte an die Vorbilder lassen deren Tiefe nur umso schmerzlicher vermissen. Als kurzweiliges Action-Spektakel ist der Film allemal ausreichend – als Fortsetzung der nun seit fünfzig Jahren bestehenden Reihe vergisst er jedoch die Prämissen, die Star Trek so einzigartig machen und so aktuell hätten machen können. Herzlichen Glückwunsch zum Fünfzigsten, Star Trek, und entschuldige bitte das durchwachsene Geschenk.