Filmszene aus Star Trek

Star Trek

Regie: J.J. Abrams, Dawn Gilliam, Petra Jorgensen, Nicole Rubio, Vanessa Meier, Tommy Gormley, Hal Olofsson, Danny Green
Drehbuch:
Schauspieler*innen: Chris Pine, Zachary Quinto, Leonard Nimoy, Eric Bana

Kinostart D: (FSK 12)
Kinostart US: (FSK PG-13)
Originaltitel: Star Trek
Laufzeit: 2:07 Stunden
Filmposter: Star Trek

Filmkritik zu Star Trek

Benutzerbild von andreas
4.5/ 5 von

„Star Trek“ hat mein Leben – wie das von vielen anderen – so ziemlich von Anfang an begleitet. Die Originalserie war ein frühes Fernseh-Highlight meiner Kindheit. Und natürlich habe ich alle Folgen der „Next Generation“ gesehen. Bei „Deep Space Nine“ habe ich dann so langsam meinen Abschied gefeiert; „Voyager“ und „Enterprise“ habe ich nie gesehen. Sagen wir es so: die Charaktere der beiden ersten Serien waren mir weitestgehend sympathisch, die Stories abwechslungsreich. Doch das Feuer war in den letzten Jahren doch ziemlich erloschen. J.J. Abrams hat es mit seiner Vision von „Star Trek“ neu entfacht!

„Star Trek“ zeigt uns, wie aus den unterschiedlichsten Charakteren eben die Enterprise-Crew geworden ist, die dann in der ersten TV-Serie durch dick und dünn ging. Man sieht den trinkenden Raufbold James T. Kirk, der nach ein wenig Zuspruch von richtiger Seite in die Fußstapfen seines Vaters tritt und bei der Sternenflotte anheuert. Und wir erleben den jungen Spock, der seit frühester Kindheit im Zwiespalt war: während seine menschliche Mutter ihm eine Menge Empathie mit in die Wiege gelegt hat, ist sein vulkanischer Vater für die Logik verantwortlich, die in späterer Zeit das Handeln des Halbvulkaniers bestimmen wird. Gemeinsam kämpfen sie gegen einen rachsüchtigen Romulaner, der ganze Planeten zerstören kann und lesen auf ihrem Weg auch den Rest der Crew – Scotty, „Pille“ McCoy, Uhura, Zulu und Chekov – auf.

Der Film beginnt mit einem Paukenschlag nach dem anderen: wird der Zuschauer mit einer fantastischen Weltraumschlacht ohne Umschweife in das Geschehen gesogen, gibt es kurze Zeit später einen ganz jungen Teenager-Kirk zu sehen, der bei einer wilden Verfolgungsjagd einen alten Chevrolet über die Klippe springen lässt. Diese Szene ist sinnbildlich für den gesamten Film: knallharte Verabschiedung mit dem liebgewordenen Oldtimer aus den 60ern (die Originalserie startete 1966 im Fernsehen…), hin zu mehr Action, mehr Effekten und sogar mehr Witz.

Das Facelifting steht Kirk & Co. sehr gut zu Gesichte: restlos alle Darsteller sind fabelhaft gecastet, meine Befürchtungen einer Space-Oper a la „O.C. California goes space“ waren absolut unbegründet. Kirk ist nun endlich der blauäugige Schönling, der er eigentlich schon immer hätte sein sollen. Spock-Darsteller Zachary Quinto wirkt dem Original-Mimen Leonard Nimoy wie aus dem Gesicht geschnitten und beherrscht zudem dessen minimalistische (aber dennoch hochwirksame!) Mimik in Perfektion. Der Rest der Crew besteht aus jungen und unverbrauchten Gesichtern, denen man ihre Rollen wirklich abnimmt. Jeder hat sich gut in die Eigenschaften seiner jeweiligen Vorlage eingefunden. Eric Banas Präsenz als Bösewicht leidet einzig dadurch, dass er nie tatsächlich als der “Ober-Bösewicht“ manifestiert wird: kein Thron, kein tatsächliches Machtgebaren. Er scheint immer nur “einer von den vielen Bösen” zu sein. Doch über solche Kleinigkeiten kann man hinwegsehen.

Der Film vollbringt das, was „Wolverine“ schuldig geblieben ist: während die meisten Witze in der X-Men-Verfilmung platt und unlustig blieben, können in „Star Trek“ viele kleine Anspielungen und Witzchen wirklich gut unterhalten. Sei es der chronisch überdrehte Scotty mit seiner formidablen Technik-Begeisterung, Chekov mit seinem borat-ähnlichen Russland-Akzent oder selbst Spock, der den Noch-nicht-Captain Kirk ganz beiläufig mit einem „Get off my chair!“ des Kommandoplatzes verweist.

Die Effekte aus der bewährten Industrial Light & Magic-Schmiede von George Lucas sind über jeden Zweifel erhaben. Nie sahen Weltraumschlachten imposanter aus. Bei all der Spannung geht dem Zuschauer die Orientierung jedoch nie wirklich verloren. Wer im Hinblick auf den Abrams-Vorgänger „Cloverfield“ ein Wackelkamera-Chaos erwartet hat, kann beruhigt sein.

Eingefleischte Trekkies werden bemängeln, dass der Film mit einigen Konventionen alter Filme bricht, ja sogar ganze Serien ad absurdum führt. Doch Abrams (der eigentlich bekennender „Star Wars“-Fan ist) wollte die Serie von den alten Ketten befreien, quasi bei null anfangen (Arbeitstitel für diesen Film war zeitweise „Star Trek Zero“). Das ist ihm gelungen. Für meinen Geschmack waren genug kleine und große Anspielungen auf die alte Serie eingebaut, um wirklich zu sagen „Jau! Das ist tatsächlich der Anfang der Enterprise!“. Vielleicht ist diese fehlende Detailverliebtheit auch ein Grund, warum so viele Nicht-Trekkies diesen Film so überzeugend finden.

Fazit: wer die alten Serien nicht als ein „Goldenes Kalb“ und die ewig wahre Wahrheit betrachtet, der wird mit diesem perfekten Popcorn-Kino voll Witz, Spannung und gigantischen Effekten einen Riesenspaß haben!

Star Trek im Heimkino

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