Drehbuch: Vincent Graf
Kinostart D:
Originaltitel: Sleep Paralysis
Laufzeit: 1:00 Stunden
Filmkritik zu Sleep Paralysis
Zwar ist der Dokumentarfilm ein Projekt von Studenten einer Fachhochschule, doch er fühlt sich nach deutlich mehr an.
Der Film hat ein äußerst angenehmes Erzähltempo, das den Zuschauer stets mit neuen Inhalten versorgt, aber zugleich eine beständige Ruhe ausstrahlt – was angesichts der emotionalen Öffnung der Protagonisten schon fast einen geschützten Raum im Saal hervorruft.
Spannend ist die Zusammenstellung der Protagonisten: Es kommen sowohl Wissenschaftler als auch Personen aus verschiedensten Kulturkreisen zusammen. Gerade die Sichtweise der unterschiedlichen Kulturen stellt die Schlafparalyse stets in ein anderes Licht, die wissenschaftliche Betrachtung flankiert das Emotionale passend. Auch sind die Protagonisten vom ersten Moment an sympathisch, zumal sie alle auch ganz eigene Geschichten über die Schlafparalyse haben, die neben dem puren Eintreten des Phänomens ganz eigene Verläufe haben.
Besonders im Fokus stand das Sounddesign: Viele Halluzinationen sind akustisch und der Film schafft es hervorragend, die verstörende Tonkulisse, die eine betroffene Person nur im eigenen Kopf erlebt, auch als Außenstehender nachzuvollziehen. Hierbei arbeitet der Film bewusst mit dem Surround-Sound und verschiedenen Lautstärken. Dabei schafft er es, über die Akustik eine spürbare Beklemmung hervorzurufen, ohne diese zu übertreiben – man spürt, dass den Filmemachern das Thema und auch die Emotion der Protagonisten sehr ernst ist.
Optisch arbeitet die Dokumentation an vielen Stellen mit einer gewissen Cleanness, was sich in insbesondere in den Zwischensequenzen und starken Kontrasten widerspiegelt. Dies wechselt sich stets ab mit längeren Kamerafahrten durch die Natur oder die Wohnräume der Protagonisten. Dieser Wechsel zwischen Wärme und Nüchternheit fängt gut ein, wie abstrakt und weltfern die Halluzinationen sein können.
Auch unabhängig dessen, dass ich über eine Interview-Reihe mit dem Regisseur die Produktion begleitet habe, ist die Dokumentation ein thematisch wie auch inszenatorisch sehenswertes Werk.
Es könnte ohne Auffälligkeiten in den Kanon vieler Dokumentationen auf großen Streaming-Plattformen aufgenommen werden, ohne zu bemerken, dass es „nur“ ein Studentenprojekt ist. Mehr noch: Aufgrund des Themas und der handwerklichen Umsetzung kann ich mir vorstellen, dass diese Produktion sogar hervorstechen würde.
Eine solche Entwicklung ist dem Dokumentarfilm nur zu wünschen.