Drehbuch: Scott Z. Burns
Schauspieler*innen: Rooney Mara, Jude Law, Catherine Zeta-Jones, Channing Tatum
Kinostart D:
Kinostart US: (FSK R)
Originaltitel: Side Effects
Laufzeit: 1:46 Stunden
Filmkritik zu Side Effects – Tödliche Nebenwirkungen
Der Film nimmt sich eine Menge Zeit, die Charaktere vorzustellen: Es dauert eine ganze Weile, bis er Film an Flow aufnimmt und endlich das in den vielen Trailern und Kritiken vorgestellte Setting einsetzt.
Ich verzichte ganz bewusst auf das Zwischenwort „endlich“: Denn auch, wenn der Film erst eine Weile braucht, um den erwarteten Plot aufzunehmen, tut das dem Film sehr gut.
Durch das Herausarbeiten von Emilys Depression gewinnt der Film erst an der notwendigen Tiefe, um die folgenden Ereignisse emotional richtig einzuordnen. Dazu wird auch nicht auf längere, wortlose Kamerafahrten verzichtet, manchmal fehlt die Hintergrundmusik, wodurch viele Situationen noch viel bedrohlicher, auswegsloser wirken. Der Zuschauer muss spüren, wie es Emily geht. Und der Zuschauer spürt es.
Um so mehr scheint sich der Knoten zu lösen, wenn Dr. Banks endlich ein Medikament an Emily testet. Um so größer ist auch die Freude beim Zuschauer, dass Emily endlich aus ihrer Depression herauszukommen scheint.
Die titelgebenden Nebenwirkungen machen sich aber schon schnell bemerkbar, dennoch ist die Szene, die dem sich postitiv wendenen Plot sein jähes Ende beschert, unerwartet und von grausamer Nüchternheit.
Was sich dann entspinnt, scheint zuerst ein Gerichtsthriller zu werden, dessen Inhalt schon ausreichend Brisanz mit sich brächte: Wer ist Schuld an dem Mord? Emily, weil ihre Fingerabdrücke an der Mordwaffe gefunden wurden? Doch Emily beteuert, nichts davon zu wissen, schließlich liebte sie ja auch Martin. Also muss das Medikament Schuld sein und damit Dr. Banks, weil er es empfohlen und eingesetzt hat. Aber Dr. Banks weist die Schuld von sich: Er hat doch nur ein Medikament verschrieben, kann doch nicht für die offensichtlichen Nebenwirkungen Schuld sein. Die Pharmaindustrie verweist darauf, dass das Medikament in einer Pilotphase war und man deswegen den Tod bedauere, aber dafür keine Verantwortung übernehmen könne.
Drei Parteien, die sich gegenseitig aufreiben wollen.
Doch der Film geht noch tiefer, bringt Wendungen mit sich, die mancher Kritiker mit den Meisterwerken von Hitchcock vergleicht. Was ruhig startet, entwickelt ab einem Punkt eine unvorhersehbare Dynamik, in der die Frage der Schuld nur noch Nebensache wird und zugleich wie ein Ping Pong-Ball die Seiten wechselt. Mittendrin: Der Zuschauer, der angesichts der vielen Wendungen irgendwann selbst nicht mehr weiß, wem zu trauen ist.
Ein großartiges Stück Thriller, das ich jedem ans Herz legen möchte.