Filmszene aus Piranha 3D

Piranha 3D

Regie: Alexandre Aja, Judi Townsend, Betty Hugo, Nicole Garcea, Rip Murray, Dennis Burrell
Drehbuch:
Schauspieler*innen: Elisabeth Shue, Jerry O'Connell, Steven R. McQueen, Jessica Szohr

Kinostart D: (FSK 18)
Kinostart US: (FSK R)
Originaltitel: Piranha 3D
Laufzeit: 1:28 Stunden
Filmposter: Piranha 3D

Filmkritik zu Piranha 3D

Benutzerbild von andreas
3/ 5 von

Der Trailer sagte eigentlich schon alles. Hier geht es um ein blutgetränktes Schlachtefest, das lieber auf nackte Haut und ausführliche Gewaltdarstellung setzt anstatt sich allzu lange mit der Story abzukämpfen. Wer „Piranha 3D“ mit „Der weiße Hai“ vergleicht, einfach nur wegen der ähnlichen tödlichen Bedrohung aus dem Wasser, der wird Spielbergs 70er-Jahre-Schocker nicht gerecht. Im Gegensatz zu dreidimensionalen Kinoerlebnis von heute nimmt sich „Der weiße Hai“ fast als Drama aus. Damals wurde der Frage „Party wegen der Gefahr abbrechen/Badesaison aussetzen?“ weit mehr Aufmerksamkeit geschenkt als im neuen Film. Schade, denn aus den Rededuellen zwischen Sherriff Brody (Roy Scheider) und dem Bürgermeister von Amity Island zog der „Weiße Hai“ seinerzeit einen nicht unbeträchtlichen Teil seiner Spannung. In „Piranha 3D“ kann diese Frage eigentlich gar nicht gestellt werden, denn noch bevor eine Absage der Feierlichkeiten in Betracht kommt, sind auch schon die hungrigen Piranhas da.

Zentrale Handlung ist vielmehr der Ausflug eines Soft-Porno-Produzenten mit ein paar netten Chicks auf einer Yacht, um auf dem Lake Victoria ein paar Soft-Porno-Clips zu spielen. Um auch wirklich die angelegensten und schönsten Ecken des Sees zu finden, wird der einheimische Jake mit an Bord genommen, seines Zeichens Sohn der hiesigen Dorf-Polizistin. Eigentlich sollte der auf seine beiden jüngeren Geschwister aufpassen, die stattdessen natürlich selbst in Gefahr geraten. Wir kennen das. Nichts Neues.

Schauspielerisches Highlight ist in diesem Film tatsächlich Jerry O’Connell, der den Porno-Regisseur mit sehr viel Hingabe spielt: absolut überdreht, partygeil, aufgeputscht und jederzeit derbst ordinär. Seine Cheauvi-Sprüche sind echt Höhepunkte des Films. Andere Höhepunkte werden nur das männliche Publikum interessieren, gab es doch seit dem neuerlichen 3D-Boom noch nicht dermaßen viele vollbusige Frauen in knappen Bikinis auf der Leinwand zu bestaunen. Dass die Kamera hier natürlich immer ein paar Sekunden länger draufhält als es üblicherweise die Sehgewohnheiten des erfahrenen Kinogängers erwarten, ist selbstverständlich.

Mein größter Kritikpunkt am Film: der braucht zu lange, um wirklich in Fahrt zu kommen. Abgesehen von einer ersten Schocker-Szene, in der kein geringerer als Richard Dreyfuss aus dem Cast von „Der weiße Hai“ zum ersten Opfer der Killerfische wird, passiert 60 Minuten lang horrortechnisch erst mal nix. Zwar ist das Finale für Splatterfreunde wirklich furios, aber ein wenig mehr Spannung auf dem Weg dorthin, anstatt sich nur auf weibliche Reize in 3D zu konzentrieren, hätte dem Film ganz gut getan.

Das Finale wiederum hinterlässt bei mir einen zwiespältigen Eindruck. Einerseits bekommt der geneigte Zuschauer hier wirklich noch mal was für das Eintrittsgeld geboten. Ein paar Minuten lang spritzt das Blut nur so durch die Gegend und färbt den Lake Victoria großflächig rot. Natürlich werden die Piranha-Opfer nicht einfach nur von den Fischen in Sekundenschnelle aufgefressen, durch die Massenpanik kommt es natürlich auch ganz unabhängig von den Piranhas zu diversen Todesfällen. Da haben sich die Macher noch mal ordentlich was einfallen lassen und machen so einige Schwächen der ersten Stunde wieder wett. Ich stellte mir aber dann doch die Frage: „Will ich mich von so was unterhalten lassen?“ Wenn eine junge Frau sich mit ihren Haaren in einer Schiffsschraube verfängt und ihr die komplette Kopfhaut abgerissen wird, geht ein Johlen durch das Publikum, zu dem ich in diesem Moment eigentlich nicht mehr gehören will. Die Reaktionen der Zuschauer haben gezeigt, dass fast alle dabei ihren Spaß hatten. Für meinen Geschmack ging die Darstellung dann aber doch vielfach zu weit. Grausamer Tod als Unterhaltung? Zerfetzt werden als Entertainment? Das ist nicht meine Welt und geht meiner Meinung nach einen ganz ordentlichen Schritt zu weit.

Auch hier muss ich wieder den „Weißen Hai“ bemühen. Dort gab es natürlich auch Tote, doch sie dienten dort der Spannung, der Handlung. Bei „Piranha 3D“ ist schon vorab klar, was passiert: „Wir zeigen Euch Blut, Blut, Blut und abgetrennte Gliedmaßen!“. Mit dieser Art von Kinounterhaltung kann ich nichts anfangen.

Ein Wort noch zur 3D-Technik. Ich habe wohl schon so einige schlechte 3D-Umsetzungen gesehen („Alice im Wunderland“, „Die Legende von Aang“), aber keine war so miserabel wie „Piranha 3D“. Dass es sich bei dem Film um einen Konvertierung handelt und keinen originär in 3D gedrehten Film, wird schon in den ersten Szenen klar. Wenn das Spring-Break-Getümmel aussieht, als wenn die Personen im Hintergrund nur auf einer platten Ebene durch die Gegend wuseln, bemerkt man die lieblose Umsetzung sehr deutlich. Entsprechend habe ich auch bei der Darstellung der mannigfaltigen weiblichen Rundungen nie das Gefühl gehabt, wirklich auf „Rundungen“ zu gucken, sondern nur auf eine platte Ebene, die per Mausklick vom Hintergrund abgehoben wurde. So macht 3D keinen Spaß.

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