Drehbuch: Valentin Mereutza, Alex Schmidt
Schauspieler*innen: Mina Tander, Laura de Boer, Katharina Thalbach, Max Riemelt
Kinostart D: (FSK 16)
Originaltitel: Du hast es versprochen
Laufzeit: 1:42 Stunden
Filmkritik zu Du hast es versprochen
Zugegeben: Neu klingt die Story nun nicht. Entlegende Insel, einsames Haus, Menschen, die nach langer Zeit an einen Ort zurückkommen, komische Einwohner, Kindererscheinungen. Man muss nun kein Gruselfilmfan zu sein, um gähnend die Hand vor den Mund zu halten. Und verdammt, ja, der Film spannt den Bogen noch weiter: Natürlich steht das Haus einsam. Natürlich gibt es morgens, mittags, abends Nebel ums Haus. Hanna geht zum Kühlschrank (natürlich nachts im komplett dunklen Haus) und während sie sich mit den Speisen beschäftigt, passiert hinter ihr etwas. Wie innovativ. Als Hanna der Sache nachgehen möchte, denkt sie nicht daran, LIcht anzumachen, sondern tapert „Hallo?“-rufend durch die Gänge.
Kurz: Der Film vereint schon viele bekannte Gruselelemente in sich.
Aber das „Wie“ ist entscheidend!
Denn atmosphärisch ist der Film trotz aller bekannten Elemente wirklich großartig – und die Elemente tragen selbst noch dazu bei. Wenn Hanna durch das Haus geht und die Bohlen in bestem Sounddesign knirschen und knarzen, Kinderstimmen akustisch um einen herumfliegen (ja, einmal um einem herum!), dann ist man drin im Film. Doch auch abseits der Gruselszenen gibt es viel zu entdecken. So spiel Katharina Thalbach den perfekten deutschen Steve Buscemi, mit der selben Verschrobenheit, mit der selben Optik, selbst mit der selben zweideutigen Sprache. Der Zuschauer bleibt lang im Dunklen, was wirklich auf dieser Insel passierte und erfährt nur in Form von Gesprächsfetzen und kleinen Flashbacks Stück für Stück, was wirklich passiert ist. Nach einer Weile ahnt man die Richtung des Films, doch der Weg zum Finale ist weiterhin recht gut inszeniert und mit der einen oder anderen Gruselszene angereichert.
Doch all das ist nichts gegen das Ende, das mit seinem Schlag in die Magenkuhle zu überraschen weiß – auf einmal finden alle Gesprächsfetzen und Flashbacks in einer schnellen Schlusssequenz zusammen und nicht nur dies, sondern auch die weiteren Minuten erinnern durchaus an die Finalszenen der Saw-Reihe. Und dann sitzt man da und denkt sich „Hui, was für ein Twist“, hat den Film abgetan, da gibt der Film noch einmal Endspurt und kann auch auf die Zielgeraden überzeugen.
„Du hast es versprochen“ nutzt viele bekannte Elemente aus dem Genre der Gruselfilme, verwebt diese aber mit einer gut inszenierten Atmosphäre. Somit fallen die Anlehnungen an andere Filme weniger auf, sondern gewinnen durch gute Kamera und vernünftiges Sounddesign an neuer Wirkung. Am Ende ist das Debutwerk von Alex Schmidt als durchaus gelungen zu bezeichnen. Auch, wenn dem Film etwas weniger Inspiration an bekannten Filmen, stattdessen mehr eigene Ideen gut getan hätten.