Drehbuch: James MacManus, Jane Hawksley, Simon van der Borgh
Schauspieler*innen: Jonathan Rhys Meyers, Radha Mitchell, 周潤發, Michelle Yeoh
Kinostart D: (FSK 12)
Kinostart US: (FSK R)
Originaltitel: 黃石的孩子
Laufzeit: 2:05 Stunden
Filmkritik zu Die Kinder der Seidenstrasse
Ganz ehrlich?! Die Geschichte hätte spannend werden können. Ich möchte behaupten, sie gibt was her. Leider ist es in diesem Fall so gar nicht gelungen. Es wird keine Spannung aufgebaut. Ich habe den ganzen Film über kaum begriffen, welche Volksgruppen gegen wen kämpfen? Und was haben die Japaner damit zu tun? In Schulfach „Geschichte“ war ich nie schwer von Begriff, aber den historischen Hintergrund des Films habe ich nicht durchschaut.
Sehr schade ist auch, dass die Darsteller nicht sonderlich sympathisch werden oder einem ans Herz wachsen. Auch wenn Hogg vom gut aussehenden Jonathan Rhys Meyers gespielt wird, die Figur hat keine Ausstrahlung.
Wirklich schlimm sind die pseudo-lyrischen Dialoge. Lahm, kitschig, zum-Kopf-schütteln. Stichwort „Du kannst sie haben“ (kleiner Insider).
Die einzig positiv erwähnenswerten Dinge, die mir einfallen: es wirkt hochwertig produziert, einige starke Bilder (z.B. die Hinrichtungsszene zu Beginn) und schöne Landschaftsaufnahmen.
Fazit: Langweiliger Film, der sein Potenzial nicht mal ansatzweise ausschöpft.
Mit intensiven Bildern, die eigentlich keiner sehen möchte, startet der Film und schafft so schon eine Grundstimmung, die noch eine ganze Weile anhalten soll. Die Unterdrückung, die das Volk zu verleben hat, zeigt sich nicht nur in der wüsten Umgebung, sondern auch in den Gesichtern aller Statisten. Man fühlt dank teils fesselnder Kameraführung bereits nach Minuten mit Hogg, sodass der Film auf einer guter Basis startet.
Die Ankunft im Kinderheim gestaltet befremdlich und nur langsam kann Hogg die Sympathien auf sich ziehen. Meist mit der ausreichenden Zeit wird Stück für Stück Vertrauen aufgebaut und die ehemals verschreckten Kinder blühen spürbar auf. Man merkt die Zwischenmenschlichkeit, die einen großen Teil den Film trägt, fernab von Krieg und Meuchelmord, recht deutlich und erahnt, warum Hogg heutzutage von vielen Chinesen fast wie ein weiterer Gott behandelt wird.
Aber so schön die Bilder sind und so schön die Zwischenmenschlichkeit auch rüberkommt, so leidet der Film merkbar an eindeutiger Geschichtsverklärung. Viel zu rosarot wird alles aufgezogen, zu viel geht aalglatt: Die Kinder lernen in Windeseile die englische Sprache, währenddessen Hogg ebenso schnell fließend chinesisch spricht, um mit dem Militär zu verhandeln. Auch die ergreifenden Szenen oder spannungsgeladene Szenen, wie zum Beispiel das Auftreten von Militär, gerät angesichts des immerwährend guten Wetters zur Nebensache.
Und, so sehr es sich auch in mir sträubt, aber man kann den Film auch nicht eine gewisse Schmalzigkeit absprechen. Besonders zum Ende hin wird es geradezu übermäßig pathetisch und es wird mit jahrzehnte alten Phrasen gedroschen, die man zuletzt im schlechten Softporno der 70er gehört hat.
Schafft man es aber, sich über diese Hürden hinwegzusetzen und den Film als solches wirken zu lassen, so sieht man ein packendes Drama, das zudem noch auf einer wahren Geschichte beruht.
Um es ganz kurz zu machen: „So wie ‚Australia‘ – nur in scheiße.“