Filmszene aus Die Eiskönigin 2

Die Eiskönigin 2

Regie: Laura Monti, Jennifer Lee, Chris Buck
Drehbuch:
Schauspieler*innen: Kristen Bell, Idina Menzel, Josh Gad, Jonathan Groff

Kinostart D:
Kinostart US: (FSK PG)
Originaltitel: Frozen II
Laufzeit: 1:43 Stunden
Filmposter: Die Eiskönigin 2

Filmkritik zu Die Eiskönigin 2

Benutzerbild von Phil
3/ 5 von

Schon die ersten Szenen sind symptomatisch für den weiteren Verlauf des Films: Wir erleben Elsa und Anna, wie sie noch jünger im ersten Teil sind und von ihrem Vater die Geschichcte des verzauberten Walds erzählt bekommen. Sie haben kindlich große Augen und schmiegen sich zur Geschichte eng an die Mutter, die sie in die Arme nimmt. Die enge Verbindung der beiden Schwestern wird schon in diesen Szenen deutlich.
Diese Beziehung zieht sich auch quer durch den Film und gibt den Charakteren auch eine gewisse Tiefe, ja gar Abhängigkeit voneinander. Doch auch die kugelrunden Augen und das damit verbundene Niedlichkeitsgefühl zieht sich auffällig stark durch den Film.

Die folgenden Szenen sind von so optischer Genialität, dass man glaubt, Realfilm zu sehen: Kamerafahrten quer durch das Königreich, gründe Wiesen, Bäume, die sich im Wind neigen. Der Realismus dieser Naturbilder wird nur noch übertroffen durch die Animation des Wassers, die so gut gelungen ist, dass die offensichtlichen Animationsfilmbestandteile wie Personen oder das Schloss im und um das Wasser fast als Fremdkörper wirken.
Generell ist der Film optisch herausragend: Zwar war die Vorführung in 2D, aber es bedarf nicht viel Transferkraft, um zu sehen, welche dreidimensionale Wucht diese Umsetzung in sich trägt: Wasserblasen schweben durch das Bild, fliegende Kristalle füllen die Luft des Königreichs, wabernde Nebelwolken fliegen auf die virtuelle Kamera zu.

Doch die hervorragende Animationskunst steht im Konflikt mit dem schwachen Drehbuch. Nach einem recht langwierigen Aufbau wird die Auflösung und Abhandlung der Bedrohung des Königreichs sträflich schnell und lieblos abgehandelt: Über Leben und Tod des gesamten Königreichs wird mit zwei Sätzen entschieden, ehe das Königreich von einem deus ex machina, der besser aus dem Lehrbuch nicht stammen könnte, gerettet wird.
Spannende Waldwesen werden zu Witzwesen oder steinewerfenden Kolossen degradiert, lediglich der glubschäugige Feuer-Salamander im wahrsten Sinne des Wortes bekommt mehr Screentime, obwohl er der Geschichte nichs beizutragen hat außer seiner Niedlichkeit, und wird das Merchandise kräftig anfeuern. Schneemann Olaf bekommt ebenfalls mehr Screentime und entsprechend mehr Raum, seine liebenswürdige Trottelligkeit zur Schau zu stellen. Was in Szenen des Rückblicks auf vergangene Filme hervorragend funktioniert, bricht in anderen Szenen jegliche Tragik und Dramatik.
Die Beziehung der zwei Schwestern wird in vielen Szenen sehr stark positioniert, jedoch wird diese nicht konsequent aufrecht erhalten. Auch in recht präsenten Szenen der Trennung werden die Gefühle des Schmerzes kaum thematisiert, was im direkten Konflikt zu der dargestellten engen Bindung steht.

Der Film hinterlässt das Gefühl, einen deutlichen Fokus auf die Zielgruppe junger Mädchen zu haben: Lieblinge wie Olaf dürfen sich mehr austoben, die enge Schwesternbeziehung kann verglichen werden mit dem Gefühl bester Freundinnen, runde Augen von den jungen Geschwistern oder dem Feuersalamander beflügeln den Niedlichkeitsfaktor, Elsa reitet auf Pferden aus Wasser durch das Königreich, Sven versucht, Anna seine Zuneigung auszudrücken und scheitert: Kaum eine Szene, die nicht die heile Fantasiewelt der jungen Mädchen befeuert und ihre Augen glänzen lässt.
So gesehen hat Disney alles richtig gemacht. Nur dem Film hat es nicht gut getan: Der hat wenig Interesse an seinen bekannten und neuen Charakteren, aber insbesondere erzählt er eine recht generische Geschiche gerade im letzten Drittel mit einer solchen Lieblosigkeit, dass es dem Erwachsenen das Herz bricht.

Die Eiskönigin 2 im Heimkino

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