Drehbuch: Rian Johnson
Schauspieler: Rachel Weisz, Adrien Brody, Mark Ruffalo, Rinko Kikuchi
Kinostart D: (FSK 12)
Kinostart US: (FSK PG-13)
Originaltitel: The Brothers Bloom
Laufzeit: 1:54 Stunden
Filmkritik zu Brothers Bloom
Für mich war „The Brothers Bloom“ der „un-amerikanischste“ US-Film seit langem. Gleich zu Beginn geht es außergewöhnlich beschwingt-poetisch mit einer kleinen Vorgeschichte los, die mit vielen kleinen charmanten Lachern auf den Film einstimmt. Leider hält dieser das Versprechen nicht konsequent ein: im Mittelteil gab es doch einige Längen, die vor allem dem behäbigen Erzähltempo geschuldet sind. Nichtsdestotrotz erzählt der Film eine außergewöhnliche Geschichte, die sich erfreulich stark vom Comedy/Drama-Einerlei abhebt.
Besonders hervorzuheben sind die brillant aufspielenden Darsteller: Oscarpreisträger Adrien Brody gibt mit seinem markanten Gesicht mal wieder das perfekte Opfer der Umstände ab, während sich Mark Ruffalo durch Dreitagebart, Anzug und nicht zuletzt sein spitzbübisches Lächeln neben George Clooney einen Platz in der Bundesliga der männlichen Heartbreaker erspielt hat. Rachel Weisz kann ihre Rolle ebenso glaubhaft mit Leben füllen wie Schwergewicht Robbie Coltrane. Absolutes Highlight ist jedoch die eher unbekannte Japanerin Rinko Kikuchi, die als gelungener Sidekick Bang Bang immer wieder für wirklich tolle Lacher gut ist.
Etwas unausgegoren war das Bühnenbild. Kleidung und Mobiliar wirken häufig wie aus einer Gangster-Klamotte der 40er Jahre entnommen. Ein häufig anzutreffender knallegelber Lamborghini ist jedoch kein Anachronismus, sondern eines der wenigen Anzeichen dafür, dass der Film in der modernen Zeit angesiedelt ist. Vermutlich sollte all das dem Film etwas zeitloses geben; mich hat es jedoch nur verwirrt, so dass ich mich nicht wirklich gut im Film „aufgehoben“ gefühlt habe.
Auch wenn der Film im Mittelteil ein paar Schwächen hat: das Ende ist grandios und wirklich großes Kino. Eine Überraschung folgt der nächsten, die gut durchdachte Story wird zu einem ebenso durchdachten und tatsächlich nicht konstruiert wirkenden Ende gebracht. Besonders bemerkenswert war für mich das Ende der Lovestory: grandiose Dialoge, die im Zusammenhang des Films nicht kitschig wirkten, es in vielen anderen Filmen aber getan hätten. So muss gutes Kino aussehen.
List und Tücke bringen von Haus aus für Aussenstehende immer etwas Amüsantes mit sich, so auch dieser Film. Anstatt aber den Witz in den Vordergrund zu verlagern und die Brüder zu Witzfiguren verkommen zu lassen, geschieht viel der Komik im Hintergrund – zwar klar ersichtlich, aber eben nicht mit dem Presslufthammer auf Schenkelklopfer getrimmt. Besonders die Dritte im Gespann, die ewig schweigende Japanerin, zieht einen Großteil der Komik auf sich, stellt vielleicht sogar die insgeheime Hauptrolle dar – aber ihr Auftreten bleibt jederzeit derart, dass man ihr nicht nachts begegnen möchte. Eine schwierige Gratwanderung, die aber jederzeit aufgeht.
Der Film verfolgt seine ganz interessante Linie: Er zeigt Betrüger bei ihrem letzten Coup, aber führt teilweise auch den Zuschauer an der Nase herum, denn er weiß nie, ob das Verhalten der Brüder echt oder gespielt ist. So spürt man Anspannung angesichts manch brenzliger Szene und wird vor den Kopf gestoßen, wenn sich auf einmal alles umdreht. Trotz einer leichten Geschichte gibt es immer wieder Wendungen und der Zuschauer muss durchaus mitdenken, um zwischen List und Realität zu unterscheiden. Nur, weil ein Mensch blutend zusammenbricht und augenscheinlich stirbt, heisst das nicht, dass er in der kommenden Szene nicht wieder auftauchen kann. Dieser Fakt macht den Film erst zu etwas ganz besonderem, denn solch erwähnte Szenen sind häufig im Film zu finden – mit jederzeit ungewissem Ausgang.
Zum Ende hin gesellt sich zu einer sanften Komik sowie leichter Romanze auch noch das Drama, das die Magenkuhle absolut unerwartet trifft. Aber selbst dieser Genreeinschlag passt sich wunderbar in die Gesamtgeschichte ein und schließt zufriedenstellend mit einer kleinen Filmperle ab.