Eigentlich gehöre ich ja zu den getreuen Verfechtern der öffentlich-rechtlichen Medien. Gerne werde ich immer wieder für meine These „Nicht jeder deutsche Fernsehfilm ist aus Prinzip schlecht“ belächelt.
Natürlich gibt es auch für mich einiges, bei dem ich mich wirklich frage, ob ich dafür Rundfunkgebühren zahlen mag. Wenn etwa ARD und ZDF jeweils ein eigenes EM-, WM- oder Olympiastudio herrichten (vor allem wenn es dann auch noch eine imposante Seebühne irgendwo in der Ostsee sein muss…) oder ich mit meinen Gebühren dafür sorge, dass die dreiunddrölfzigste Wiederholung einer Sendung läuft („Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ lässt grüßen…).
Eins ist klar: Aschenbrödel gehört zu Weihnachten wie „Dinner For One“ oder Ekel Alfreds „Silvesterpunsch“ zum Jahreswechsel. Warum aber alle dritten Programme ihre teure Sendezeit dafür verballern müssen, bleibt mir weiterhin unklar.
Egal, ich schweife ab. An sich kann ich also dem öffentlich-rechtlich finanzierten Fernsehen weit mehr abgewinnen als diesem ganzen „DSDS“-, „Bauer sucht Frau“- oder „Schwiegertochter gesucht“-Gedöns der Privaten. Manchmal muss ich mich aber auch über meine lieben öffentlich-rechtlichen Sender wundern und fragen: „Merkt Ihr’s noch?“.
Ein Beispiel: da gibt es eine hervorragende kleine Serie namens „Der Tatortreiniger“, die ohne großes Budget, aber mit viel Liebe produziert wurde. Bjarne Mädel (der Ernie aus „Stromberg“) spielt hier einen etwas prolligen Typen, der blutige Tatorte mit allerlei Chemikalien reinigt und nebenher Menschen trifft, meist Bekannte der Gestorbenen. Es entwickeln sich schöne, hintersinnige Dialoge, die mal sehr plump und banal sind, dann aber auch herrlich philosophisch und tiefgründig. Immerhin: die Serie war so gut, dass sie diverse Preise gewonnen hat, etwa den Grimme-Preis der Kategorie Unterhaltung und den Deutschen Comedypreis 2012.
Wer nun nicht gerade regelmäßig die Feuilletons der Zeitungen durchforstet oder per Zufall den falschen Menschen auf Twitter folgt (vorausgesetzt man nutzt Twitter überhaupt), kann man sich fragen: „Der … was?“. Genau, denn obwohl „Der Tatortreiniger“ eines der besten neuen Formate der letzten Jahre ist, ist es an vielen Fernsehzuschauern vorbeigegangen. Der Grund: die Ausstrahlung erfolgte in den Dritten Programmen zu unregelmäßigen Zeiten. Mehr dazu findet sich im Blog von Stefan Niggemeier.
Eigentlich ist das Prinzip der Serie gar nicht so schwer zu verstehen: dienstags, 21:45 Uhr auf dem Ersten „Dallas“, mittwochs, 21:00 Uhr im ZDF „Der Denver-Clan“ – hat doch früher auch ganz toll funktioniert. Und heute? Heute werden gute Serien teilweise gut versteckt, gelten dann als „Testballon“, ohne bei Erfolg auch eine Garantie auf einen festen Sendeplatz zu haben. Pro 7 treibt das mit seinem „…und jetzt zeigen wir dienstags immer fünf Folgen ‚Two and a half Man’“-Prinzip ebenso auf die Spitze wie RTL 2, die gerne mal eine komplette Staffel „Game Of Thrones“ am Stück verballern. Kann man gut finden oder auch nicht, aber doch zumindest von den öffentlich-rechtlichen Sendern wünsche ich mir da klare Linien und Konstanz.
Warum ich hier überhaupt so rumrante? Ganz einfach: endlich schafft es das ZDF die überaus erfolgreiche britische Serie „Downtown Abbey“ doch noch aus dem staubigen Archiv zu kramen. Eine Serie, die in England über alle Maßen abgefeiert wurde und als die beste Serie gilt, die der Sender ITV je abgeliefert hat. Ebenfalls mit Preisen zugeschüttet – und zwar u.a. mit dem Emmy. Aber auch in diesem Fall macht es das ZDF jenen Leuten, die sich seit Jahren auf die Serie freuen, nicht gerade leicht. Man schaue einfach mal auf die Sende-Termine:
Es muss ja nun nicht gerade immer zur allerbesten Sendezeit sein, da kann ruhig der Herr Pilawa weiterhin mit seinen debilen Spielshows herumglucken. Aber wenn man einer so prominenten Serie mit derartigen Sendeplätzen selbst das Wasser abgräbt, stelle ich mir doch die Frage, ob sie es dann nicht gleich ganz hätten bleiben lassen können. Ich will doch nicht erst immer auf Fernsehprogramm-Seiten suchen müssen, um den Termin der nächsten Sendung zu erfahren.
Wer sein Programm dermaßen (Verzeihung) beschissen plant, der braucht sich nicht darüber wundern, dass
a) ihm die Zuschauer davonlaufen
b) die einen Serien nur noch in DVD-Form konsumieren
c) die anderen sich die Serien illegal aus dem Netz ziehen
Schönen Dank auch, liebes ZDF. Meine Loyalität zu Euch schwindet…