Der Jahresrückblick 2013

Ja, richtig gelesen. Wir pfeifen auf „Menschen 2012“, „Album 2012“ und den großen „Irgendwas-mit-Pilawa-Jahresrückblick 2012“, sondern blicken stattdessen schon mal auf das Jahr 2013 zurück. Was wird es gegeben haben? Was wird passiert sein? Inspiriert von „Basic Thinking“ mache ich mir da mal ein paar Gedanken. Manches vielleicht ein Wunschtraum, manches nur bitterböse – Hauptsache nicht allzu realistisch.

Videogames:

Zu Beginn des Jahres hat die US-Regierung als Reaktion auf die Amokläufe in 2012 die Waffengesetze konsequent verschärft. Im Zuge dessen dürfen Schusswaffen auch nicht einmal mehr in Computerspielen zugänglich gemacht werden. Fortan werden in den erfolgreichen Ego-Shootern Schusswaffen durch Wasserpistolen ausgetauscht. Nach anfänglichen Protesten finden auch Hardcore-Gamer mehr und mehr Gefallen an feuchtfröhlichen Vergnügen wie „Modern Waterfare“ oder „Call of Super-Soaker“.

Über das Ziel hinausgeschossen: Nintendo hat sich bei seiner Neuauflage von „Pitfall“ und einem dazu gehörigen neuen Bewegungs-Controller-Konzept arg verkalkuliert. Zahlreiche Kunden beschwerten sich über die schlechten Montagemöglichkeiten des mitgelieferten Schwungseiles. Andere Kunden, die das gut 2 Meter lange Seil an der Decke ihres Wohnzimmers aufhängen konnten, beschwerten sich in der Folge über demolierte Fernseher, eingeschlagene Glas-Virtinen und haufenweise blaue Flecke.

Wider Erwarten lässt Disney nach dem Kauf von Lucasfilms nicht nur die „Star Wars“-Reihe neu aufleben, sondern bringt auch einen weiteren Teil des beliebten Point-and-Click-Adventures „The Secret Of Monkey Island“ an den Start. In dem neuen Titel „The Secret Of Monkey Island 3 – Arielle got married“ finden sich neben Arielle auch andere Disney-Figuren aus der Piraten-Szene wie etwa Captain Jack Sparrow und Han Solo zu einem gelungenen Mashup-Spaß ein.

Technik:

Nachdem automatisch gesteuerte Autos von Google bereits über 500.000 Kilometer ohne Unfall gefahren sind, erhält der Suchmaschinen-Riese per Eilverfahren die Zulassung zur Formel 1. Um den Einstieg in die Königsklasse des Rennsports mit großem Medienwirbel zu feiern wird für den Boliden ein Ex-Weltmeister als „Fahrer“ gewonnen: Niki Lauda. Zum Jahresende 2013 hat der inzwischen 64jährige dreimalige Weltmeister einen uneinholbaren Vorsprung in der Punktewertung, da Googles optimal eingestelltes Fahrzeug Rundenrekord um Rundenrekord bricht. Während der Rennen zeigt Lauda dem immer wieder konsternierten Vettel beim Überrunden hämisch den Stinkefinger oder verfolgt im bordeigenen System via Twitter die sekündlich aktualisierten Einträge zum Hashtag „#GoogleF1“.

Auch Home-Entertainment wird immer mobiler: Samsung bringt im Frühjahr 2013 als erster Anbieter einen flexiblen LED-Fernseher auf den Markt, dessen Bildschrim sich platzsparend zusammenrollen lässt. Trotz vielfältiger Anwendungsgebiete für die neue Technik kommt es vermehrt zu Klagen junger Väter, deren Kinder den angeschalteten Fernseher zusammenrollen und als Lichtschwert missbrauchen.

Auch Lausprecher-Hersteller Bose rüstet auf: das neue Modell „Super-Boom 203X371A“ fällt nicht nur durch seine Größe (1 x 1 Meter) und Bass-Gewalt auf. Um auch bei lauten Geräuschen ein Verrücken der bollernden Boxen zu verhindern, spendiert Bose seinem Referenz-Modell serienmäßig ABS.

Nachdem Ende September 2013 das iPhone 6 vorgestellt wird, macht sich in Tech-Blogs und den sozialen Medien große Enttäuschung breit. Immer noch kein eingebauter Beamer! Immer noch keine 3D-Funktionalität! Dennoch ist das Gerät, das ohne wirkliche Neuerungen daher kommt, bereits zum Verkaufsstart wegen der vielen Vorbestellungen komplett ausverkauft. Eine Woche nach Verkaufsstart in Deutschland lag die durchschnittliche Lieferzeit bei 8 Wochen.

Zeitung:

Das Leistungsschutzrecht wird unter großen Protesten von weiten Teilen der Bevölkerung verabschiedet. Als Reaktion schließt Google aus seiner News-Suche alle Zeitungen aus, die an der Entstehung beteiligt waren. Übrig bleiben nur SPIEGEL Online und die taz. Als daraufhin die Besucherzahlen für die übrigen Zeitungen um 90 % schrumpfen, lenken die Zeitungsverlage ein. Der Vorstandsvorsitzende der Axel Springer AG Matthias Döpfner dazu: „Ich habe mir das Prinzip von Google News noch mal in drei Minuten erklären lassen. Eigentlich ist das gar nicht blöd, sondern sogar richtig vorteilhaft für uns.“ Nur wenige Wochen nach Googles Reaktion wird das Leistungsschutzrecht per Eilantrag wieder abgeschafft.

Film:

Obwohl „Der Hobbit“ mit seiner HFR (High Frame Rate) für einigen Unmut bei Cineasten sorgte, setzt sich die Technik mehr und mehr durch. Doch auch in den kommenden Monaten wird das Verfahren, das Kinobilder sehr nach Fernsehbildern aussehen lässt nicht wirklich beliebter. „Gestern haben wir ‚Kokowä 2’ gesehen. Als ich so nach 45 Minuten das erste mal wieder kurz wach war, dachte ich da läuft eine Folge von ‚Mitten im Leben’.“ Doch einmal mehr pfeifen die großen Cineplex-Betreiber auf die Wünsche ihrer Kunden. Aus gut unterrichteten Kreisen ist zu hören, dass bei einer Cinemaxx-Vorstandssitzung der Satz gefallen ist: „Wir haben dafür investiert, jetzt ist die Technik da und gut is!“

Nach „Skyfall“ komm „Earthrise“: im neuesten James-Bond-Abenteuer kämpft Daniel Craig gegen einen wahnsinnigen Bösewicht (Steve Carrell), der mithilfe eines Satelliten in Weltmetropolen aus dem Nichts gigantische Berge entstehen lassen kann. Zwar kommt der Film erst 2014 in die Kinos, soviel sei aber schon jetzt verraten: der Showdown ist eine Hommage an Sylvester Stallones „Cliffhanger“ und spielt auf dem Londoner Leicester Square.

Die Kino-Kette Cinestar erhört die Klagen vieler verärgerter Kinogänger, die sich über zu hohe Eintrittspreise beschweren. Zahlreiche Kinosäle erhalten daraufhin Stehplätze, die zu vergünstigten Preisen angeboten werden. Die Umbaukosten werden durch einen auf 45 Minuten ausgedehnten Werbeblock vor den Filmen rückfinanziert.

Der Video-on-Demand-Anbieter Netflix geht im Juli 2013 auch in Deutschland an den Start. Nach Beilegung aller Lizenzstreitigkeiten können hier an zentraler Stelle viele Fernsehserien und Filme ange…. ach komm, das glaubt Ihr doch selbst nicht…“Beilegung aller Lizenzstreitigkeiten“? Pffft!

Aber wo wir gerade bei Lizenzen und so sind: nachdem Haribo dem Schokoladenhersteller Lindt die Produktion von goldenen Bären untersagt hat, weil damit Markenrechte verletzt werden („Haribo Goldbären“), beschließen die Organisatoren der Berlinale ab 2014 auch keine Goldenen Bären mehr zu vergeben. Einige unserer Kollegen wittern da ihre Chance. Kevin Körber vom Medien-KuH-Podcast: „Natürlich hätten wir nichts dagegen wenn auf der Berlinale zukünftig in allen Kategorien Goldene Kühe vergeben werden. Das machen wir ja eh schon seit Jahren.“ Eine Stellungnahme der Berlinale-Organisatoren steht noch aus.

Bücher:

Ein Trend der Musikindustrie setzt sich langsam auch im Büchermarkt durch. Während Radiohead mit dem Eigenvertrieb ihres Albums „In Rainbows“ im Jahr 2008 noch ein Vorreiter waren, verzichten inzwischen auch viele namhafte Autoren auf die Unterstützung von Verlagen und publizieren ihre Werke im Eigenvertrieb via Internet. In der älteren Bevölkerung regt sich allerdings Widerstand: viele Rosamunde-Pilcher-Fans sperren sich gegen die moderne Technik. „Ich habe mit diesem Internetz nix am Hut! Ich will weiterhin auf Papier lesen ob Lord Hickory seiner Rebecca Fosterworth den Seitensprung mit ihrem Pilates-Lehrer verzeiht“, so Rentnerin Herta Schuckenbaum.

Durch den Wegfall vieler großer Autoren müssen die Verlagshäuser einsehen, dass sich durch den ausschließlichen Vertrieb von E-Books hier und da noch eine Mark sparen lässt. Große Verlage wie Rowohlt oder Random House vereinbaren eine Kooperation mit Amazon, deren geschlossenes Kindle-Konzept der beste Ansatz gegen Raubkopien zu sein scheint. Auch hier kommt es zum Eklat als mit „50 Shades of Potter“ das neue Werk von Bestseller-Autorin J.K. Rowling ebenfalls nur als Kindle-Edition veröffentlicht wird. Doch Random House bleibt hart und weicht nicht von seinem Weg in die Digitalisierung ab. Durch seine Quasi-Monopolstellung kann Amazon in der Folge mehr E-Book-Reader absetzen als Sony, Nook, Textr & Co. zusammen.

Kleine Randnotiz: Apple hat aus dem Karten-Debakel von 2012 gelernt und kooperiert nun mit dem Diercke-Verlag…

Teasergrafik: photosteve101 / flickr.com

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