Drehbuch: Alessandro Camon, Oren Moverman
Schauspieler*innen: Ben Foster, Woody Harrelson, Jena Malone, Eamonn Walker
Kinostart D:
Kinostart US:
Originaltitel: The Messenger
Laufzeit: 1:53 Stunden
Filmkritik zu The Messenger – Die letzte Nachricht
Auf diesen Film hatte ich mich ziemlich gefreut, nicht nur weil er für zwei Oscars nominiert wurde, sondern vor allem, weil ich das Thema sehr interessant fand. Wie verändern sich Menschen, wenn sie anderen Menschen Tag für Tag Todesnachrichten überbringen müssen? Leider fährt der Film sich hier allzu häufig selbst in die Parade. Dreh- und Angelpunkt meiner Kritik ist vorrangig Woody Harrelson. Er ist ja einen Standardbesetzung eines schrägen Typen, egal ob in „2012“, „Zombieland“ oder dem schon etwas angestaubten „Natural Born Killers“. Grundsätzlich mag ich seine Art auch sehr, hier schlägt er aber ein wenig über die Stränge. Sein Tony Stone ist natürlich mal wieder ein grober Klotz, ein Kerl mit Ecken und Kanten, der gern mal markige Sprüche rauslässt. Leider reißt er in einigen Szenen sein Maul zu weit auf, als dass ich ihn noch als realistisch empfinden könnte. Seine flapsigen Bemerkungen, die zugegebenermaßen durchaus das eine oder andere Lachen erzeugen, passen nicht zur Grundtonalität des Films. Natürlich wird dieser Bruch von Regisseur Oren Moverman gewollt sein, bei mir verfehlte er aber seine Wirkung, da Stone für mich nicht mehr authentisch war.
Ein anderer Kunstgriff Movermans hingegen hat mir sehr gefallen: Während der Zuschauer mit dem wirklich zu Herzen gehenden Leid der Trauernden konfrontiert wird, wird diese düstere Stimmung an verschiedenen Stellen durch augenscheinlich unpassende Musik durchbrochen. Mal hört man die lustige Melodie eines Eiswagens, mal sinnieren Montgomery und Stone über ihren Job, während im Hintergrund „Good Vibrations“ von den Beach Boys läuft. Mir verdeutlichte gerade dieser Gegensatz, wie weit entfernt das Leben eines solchen „Messengers“ von dem von „normalen Menschen“ entfernt ist – obwohl es parallel stattfindet.
Ben Foster füllt die Rolle des Will Montgomery zwar hervorragend aus, nur schmeißt ihm das Drehbuch einige Stöcke zwischen die Beine. Montgomery ist ein sehr introvertierter Mensch, der augenscheinlich über keine Freunde verfügt und auch sonst nicht weiß, wo er mit seinen Gefühlen hin soll. Dass er zum Dampfablassen lieber zu ohrenbetäubend lauter Heavy-Metal-Musik greift anstatt zu Alkohol und Drogen, rechne ich dem Film an – man muss nicht jedes Klischee bedienen. Nur füllt es natürlich dem Zuschauer schwer, sich in eine Person einzufinden, die allein schon von der Mimik her den gesamten Film über ein Buch mit sieben Siegeln ist.
Man merkt: so ganz im klaren bin ich mir nicht, wie ich diesen Film finden soll. Er macht es mir wirklich nicht einfach, denn gute Ansätze sprechen ebenso für ihn wie eine gewisse Grundsympathie meinerseits. Was diesen Film für mich jedoch letztlich ins Mittelmaß geraten lässt, ist die Trägheit der Story. Die ganze Zeit habe ich auf eine Schlüsselszene gewartet; auf etwas, das mich ein wenig aus der Lethargie reißt, die mit diesem Thema einhergeht. Aber da kam nichts. Der Film plätschert munter vor sich hin, steuert auf kein echtes Ziel zu, beleuchtet keine Konflikte in der Weise, wie ich sie mir bei diesem Thema gewünscht hätte. Somit ist „The Messenger“ sicherlich kein schlechter Film, sondern vielmehr ein Film, der an meinen hohen Erwartungen recht kläglich gescheitert ist.