Drehbuch: Josh Appelbaum, Bruce Geller, André Nemec, Bruce Geller
Schauspieler*innen: Tom Cruise, Paula Patton, Simon Pegg, Jeremy Renner
Kinostart D: (FSK 12)
Kinostart US:
Originaltitel: Mission: Impossible - Ghost Protocol
Laufzeit: 2:13 Stunden
Filmkritik zu Mission: Impossible – Phantom Protokoll
Das ist doch mal wieder gelungenes Popcorn-Kino erster Güte. Schon in den ersten Szenen stellte ich mir die Frage, ob wir mit diesem Film quasi den Bond-Streifen alter Machart zu sehen bekommen, der unter Daniel Craig nicht mehr möglich zu sein scheint. „Phantom Protokoll“ bietet sehenswerte Bauwerke (das Burj-Khalifa-Hochhaus, den derzeit höchsten Turm der Welt in Dubai und einen Kreml in Trümmern), exotische Schauplätze (kunterbuntes Indien) und perfekt choreographierte Stunts mit ordentlich Wumms.
Besonders toll: der Film nimmt sich selbst nicht zu ernst. Natürlich haben wir hier keine klamaukige Krimi-Komödie a la „Hot Fuzz“, aber: wir haben immerhin auch Simon Pegg. Und der ist für den knallharten Tom Cruise ein brillant besetzter Sidekick, der auch in den aussichtslosesten Action-Sequenzen mit einem flotten Spruch die Stimmung löst. Und wo wir gerade bei der Action sind: hervorragend choreographiert und festgehalten. Der Zuschauer behält auch in den wirrsten Situationen jederzeit den Überblick und kann sich somit vor Anspannung auch gut in den Sitz verkrallen. Da wo man in „Transformers“ nur Explosionen über sich ergehen lässt, packt einen die Action in „MI4“ und lässt den Atem ein ums andere Mal aussetzen.
Doch nicht nur durch Action und Witz kann der Film auf ganzer Linie überzeugen. Besonders spannend sind auch die Szenen, in denen Hunt & Co. sich einfach getarnt irgendwo einschleichen und hoffen, nicht entdeckt zu werden. Manchmal ist der stille Schritt eben spannender als der lauteste Schusswechsel.
Fazit: „Mission: Impossible – Phantom Protokoll“ steht erfrischenderweise in der guten alten Tradition der Connery-Bond-Filme. Tolle Schauwerte, die einen staunen lassen, geekige Gadgets (die auch gern mal im Ernstfall versagen…), eine kunterbunte Reise um die Welt und eine gehörige Schippe Selbstironie. Das macht den Film zu einer sehr schön ausbalancierten Mischung aus Spaß, Spannung und Action(-Spiel). Dass hier die Schokolade fehlt, lässt sich gut verschmerzen.
Gehen wir doch einmal ganz analytisch vor: Was erwartet man von einem Mission Impossible? Tom Cruise, klar. Ohne geht nicht. Kreative Gadgets, die noch kreativere Infiltrierungsmöglichkeiten zulassen. Jeder erinnert sich an den ersten Teil, wo sich Cruise von oben abseilen ließ. Und natürlich auch ausreichend Action.
Schauen wir uns nun mal MI:4 an. Man stellt fest: Alles erfüllt – sogar über Notwendigkeit!
Insbesondere die Gadgets sind einfach nur grenzgenial: Die Handschuhe, die einen Menschen wie einen Chamäleon an glatten Oberflächen entlanggehen lassen. Das allein ist schon eine tolle Idee, aber Cruise mit diesen Handschuhen Hunderte Meter über dem Erdboden das höchste Gebäude der Welt entlangkraxeln zu lassen: Perfekte Spannung. Auch dieses Magnet-Hovercraft-Ding habe ich so noch nie gesehen und abgesehen von der Funktion selbst, entspinnt sich auch um dieses Ding eine spannende Szene. Von der Videowand ganz zu schweigen, deren Funktion ich aber hier nicht ausführe, weil es wohl das beste Gadget des gesamten Films ist und ich so die Überraschung nehmen würde.
Viele Actionfilme sind ständig mit Musik unterlegt, die auch dem letzten Vollspaten mit seiner Ische klar macht: „Hier musst du nun Action fühlen“ oder „Achtung, das ist nun romantisch!“. Nicht so bei MI:4. Angenehm häufig verzichtet der Film auf Musikunterlegung und schafft es so, eine angespannte Stimmung zu erzeugen. Wenn das Team auf leisen Sohlen durch einen Flur schleicht, während der Wächter nur wenige Meter von ihnen sitzt, fiebert man mit jedem Schritt mit und auf einmal ist selbst ein Türschließmechanismus verräterisch laut.
Auch missionskritische, ja sogar lebensgefährliche Gespräche sind ohne Musikuntermalung inszeniert, man hängt förmlich an den Lippen der Protagonisten und die Luft ist zum Schneiden, so spannend ist es.
Doch auch im Actionbereich kann der Film überzeugen. In regelmäßigem Wechsel mit den ruhigen Momenten geht es heiss her und dabei greift man gern auf das Repertoire von Actionfilmen zurück: Handfeste Rangeleien sind genauso dabei wie Schusswechsel oder der geschickte Einsatz von irgendwelchen Geheimwaffen. Dass dabei die Übersicht im Kampf nicht leidet, sondern jederzeit klar ist, wer gerade wie agiert, wertet die Actionszenen nur noch auf.
Die Summe der Kathetenquadrate ist gleich der Fläche des Hypothenusenquadrats. Was ich damit sagen will, weiß ich nicht, aber ich wollte es auch nicht unerwähnt lassen. Vielleicht kriege ich den Bogen dergestalt, dass viele einzelne gute Faktoren dazu beitragen, dass das Gesamtergebnis unterm Strich einfach großartig ist. So wie das Hyptohenusenquadrat ja auch immer größer ist als…
Lassen wir das und freuen uns einfach, dass MI:4 ein sehr unterhaltsamer Actionfilm ist, der auch beim zweiten und dritten Mal Spaß macht.