Kolumne: „Spiel’s noch einmal Sam“ – oder: wie steht Ihr zu Remakes?

Mit Remakes ist das ja so eine Sache… Einen Film mit einer schon bekannten Handlung neu zu drehen, kann schnell zum Flop werden. Was treibt also so viele Filmschaffende dazu, olle Kamellen neu zu verfilmen? Da gibt es sicherlich mehrere Gründe.

Häufig ist es so, dass Regisseure meinen, sie könnten zu einem alten Thema Neues beitragen. Gerade das jüngere Publikum ist meist nicht für „alte Klassiker“ zu begeistern, die statt mit dem berauschendsten THX-Sound und –Look noch mit dem seinerzeit topaktuellen Technicolor werben. Und dass so manch alter Stoff es durchaus wert ist, dass man sich noch einmal seiner annimmt, zeigen für mich am besten die dramaturgischen Werke William Shakespeares.

Zu jeder Zeit konnten sich Referenzen an sein Werk auch in der Filmkunst finden lassen. Sei es die Verfilmung des Musicals „West Side Story“ von 1961, die ihre Handlung aus „Romeo & Julia“ bezieht, sei es eine Umsetzung des gleichen Stoffs im Umfeld aktueller Bandenkriege in Baz Luhrmanns Verfilmung „Romeo & Julia“. Die Liebe zweier Personen, die unterschiedlichen Familien-Clans angehören, die sich auch noch bis auf Blut hassen, hat eben sehr viel Potenzial.

Auch Hamlet wurde ein ums andere Mal verfilmt. Mal vom wohl passioniertesten Shakespeare-Fan Kenneth Branagh, mal mit Mel Gibson in der Hauptrolle. Branagh löste seinen „Hamlet“ aus dem historischen dänischen Königshaus heraus und verpflanze die Thematik prächtig und sehr farbenfroh in die russische Zarenzeit. „Alte Geschichte in neuem Gewand“. Als gutes Beispiel der jüngeren deutschen Filmgeschichte für dieses Motto, kann sicherlich die Neuverfilmung von „Die Welle“ herhalten. Das Buch, das lange Jahre an vielen Schulen zu den Pflichtlektüren gehörte, wurde bereits in den 80er Jahren in den USA verfilmt. Da dessen Stoff rund um Führer-Verehrung und Gruppendynamik nichts an seiner Aktualität verloren hat (ja, gar nicht verlieren kann), bot es sich an, das für viele Schüler bekannte Werk neu zu verfilmen. Allein die Nähe zum Unterrichtsstoff sicherte dem Film viele Zuschauer: Schulklassen samt Lehrern. Optisch wurde der neue Film ebenso mit polarisierenden Charakteren aufgepeppt, wie auch mit einem flotten, aktuellen Soundtrack. Wer zwischen beiden Versionen hin- und herzappen könnte, würde sich vermutlich schnell für die neue Variante entscheiden, entspricht sie doch viel mehr den modernen Sehgewohnheiten. Man sieht: Neuverfilmungen können durchaus sinnvoll sein, um das alte Thema einem neuen Publikum zu präsentieren.

Was machen wir nun aber mit der Konstellation „[REC]“ – „Quarantäne“? Während ersterer im vergangenen Mai in deutschen Kinos lief, folgt Anfang Dezember mit letzterem eine fast 100%ige 1:1-Kopie. Nun darf man sich die Frage stellen: warum wird eine Story, die in dem spanischen Vorgänger eigentlich fallabschließend behandelt wurde, in einem amerikanischen Remake neu aufgelegt – ohne auch nur eine gravierende Neuerung zu bieten?

Zum einen wurden beide Filme relativ zeitgleich gedreht. Es ist durchaus verständlich, das kein Produzent gerne seine kostspieligen Planungen über den Haufen wirft, weil ein Konkurrent ein ähnliches Projekt auflegt. Wichtiger dürfte jedoch die Tatsache sein, dass fremdsprachige Stoffe in den USA auf wenig Akzeptanz stoßen. Viele europäische Filme finden in den Staaten nur in New York statt. Da scheint es logisch, dass eine profitable Story gern auch noch mal für den internationalen Markt aufbereitet wird. Doch wer nun die Staaten als „imperialistisches“ Land beschimpfen will, sei darauf hingewiesen, dass auch bei uns der US-Film „The Departed“ wesentlich besser in den Kinos lief als das Hong-Kong-Original „Infernal Affairs“. Auch hierzulande zieht der amerikanische Film mehr Zuschauer an als beispielsweise asiatische Horrorfilme. Was echte Film-Freaks im fernöstlichen Original als „Meisterwerk“ abfeiern, bekommt beim Mainstream-Publikum meist erst im Remake Aufmerksamkeit – siehe „The Eye“, der auf dem Film „Gin Gwai“, ebenfalls au sHong Kong, beruht.

Man merkt: es gibt durchaus gute Gründe einen alten Stoff neu zu verfilmen. Tatsächlich ist es aber so, dass viele Remakes von Kritik und Publikum verrissen werden. Klar: ein alter Stoff muss schon viele Neuerungen bieten (dramaturgische oder zumindest optische), um eine Neuverfilmung zu rechtfertigen. Gerade im Bereich der Horrorfilme bestehen die Neuerungen gerne mal aus einer Portion Blut extra, dafür aber weniger echter Spannung.

Ähnlich gering ist die Akzeptanz für Filme, die aus Versatzstücken älterer Filme etwas fast komplett Neues schaffen wollen. Während die Fangemeinde der Comic-Verfilmungen gespannt auf „Wolverine“ wartet, der ein Quasi-Spin-Off der „X-Men“-Trilogie sein wird, wird es vermutlich der neue Film von Will-Smith-Sohn Jaden weit schwerer haben. Der gerade mal Zehnjährige soll die Hauptrolle in einem Martial-Arts-Film spielen, der sich viele Details aus dem 80er-Hit „Karate Kid“ zu eigen macht. Anders sieht es wiederum mit der Neuauflage von „The Day The Earth Stood Still“ aus. Wurde Zeit, dass das Original aus dem Jahr 1951 einen zeitgemäßen Anstrich bekommt. Und wenn man die heutige Tricktechnik bedenkt (und sich die appetitanregenden Trailer ansieht…), kann gerade das Thema „Weltuntergang“ heutzutage sicherlich viel bedrohlicher aufbereitet werden als damals.

Was haltet Ihr von Remakes?
Welche findet Ihr besonders gelungen oder besonders schlecht?
Von welchem Film wünscht Ihr Euch ein Remake – was soll darin anders sein?

Abonnieren
Benachrichtige mich bei
guest
2 Kommentare
Älteste
Neuste Am meisten gevoted
Inline Feedbacks
Alle Kommentare anzeigen
2
0
Uns interessiert deine Meinung - schreib sie in die Kommentare!x