Am vergangenen Wochenende habe ich es auch endlich mal geschafft mir den vieldiskutierten „Baader-Meinhof-Komplex“ anzusehen. Grundsätzlich fand ich den Film auch sehr gut. Die Besetzung war mehr als hochkarätig, die schauspielerischen Leistungen gingen von solide (Bleibtreu, Gedeck) bis hervorragend (Uhl, Wokalek).
Es stellt sich mir nur die Frage, inwieweit der Film tatsächlich den Werdegang der RAF abbildet bzw. inwieweit uninformierte Zuschauer etwas mit dem Film anfangen können. Klar: wer zehn aufregende Jahre der deutschen Geschichte in 150 Minuten Film pressen will, der muss Details auslassen und sich auf einzelne Fakten konzentrieren. Doch leider muss ich dem Film unterstellen: wer sich mit der Materie null auskennt, wird vieles nicht im notwendigen Umfang verstehen.
Schon für mich war es teilweise schwer nachzuvollziehen, wo die ganzen Akteure auf einmal herkamen. So nach und nach darf jeder deutsche Schauspieler mal seine prominente Nase in die Kamera halten, ohne jedoch tatsächlich als Charakter zu wirken. Besonders aufgefallen ist es mir bei Anna Thalbach und Stipe Erceg („Die fetten Jahre sind vorbei“). Irgendwann saßen sie mit in der konspirativen Runde, ohne dass der Film auch nur mit einer Szene erklärt, wie sie Zugang zur RAF gefunden haben. Dass Erceg Holger Meins spielt, bekommt man erst Minuten vor dessen Leinwand-Tod mit. Die zweite Generation der RAF, die mit ihren Gewalttaten die Freilassung ihrer ideologischen Anführer erzwingen wollte, war auf einmal einfach da – ohne jegliche Erklärung.
Und so bleibt der Film für mich doch eher ein „dokumentierender Action-Film“, der mehr auf Schauwerte setzt als auf Information. Kaum lief Moritz Bleibtreu als Andreas Baader das erste Mal durch das Bild, schon brennt das Frankfurter Kaufhaus. Da stellt sich mir die Frage, in wie weit ein Kinofilm das richtige Medium ist, um einen derart komplexen Stoff (steckt ja sogar im Filmtitel) wirklich informativ aufzubereiten. Zwar soll der Film bereits im kommenden Jahr als Zweiteiler mit ca. 30 Minuten mehr im ZDF laufen, doch auch da vermute ich, dass sich vieles einem unwissenden Zuschauer nicht so einfach erschließen wird.
Ich hätte mir vielmehr gewünscht, dass man aus diesem gut 900 Seiten starken Buch eine Fernsehserie mit sechs Teilen á 60 Minuten gemacht hätte. Neben dem guten dramaturgischen Teil wäre dann auch Platz gewesen, auf den Werdegang der vielleicht nicht ganz so prominenten Terroristen einzugehen. Vor allem hätte die Möglichkeit bestanden das Ganze mit dokumentarfilmgleichen Info-Schnipseln und Augenzeugenberichten anzureichern, was dem Ganzen sicherlich mehr Nachhaltigkeit verliehen hätte.
Immerhin muss man dem Film zugute halten, dass er durchaus Interesse wecken kann, sich mit diesem Teil der deutschen Geschichte genauer auseinanderzusetzen.
Wie seht Ihr das? Funktioniert „Der Baader-Meinhof-Komplex“ als „Aufklärungsfilm“ oder blieb bei Euch auch nicht viel mehr als „Geballer“ hängen?