Bild: SEQR.com

Kontaktlos per NFC zahlen – mit SEQR

ApplePay. Android Pay. Google Wallet. girogo.
Alles Anbieter, um kontaktlos an der Kasse zu zahlen – endlich kein Kleingeld mehr suchen. Aber: Die ersten drei sind nicht in Deutschland freigeschaltet, girogo ist eine verkappte Prepaidkarte. Und die ganzen NFC-Chips auf den Handys langweilen sich, weil sie nichts zu tun bekommen.
Ich zahle mobil mit SEQR – und es macht Spaß!

Kontaktlos zahlen mit NFC – ganz ungefährlich!

In den USA ist es schon Alltag, hier in Deutschland tut man sich mit dem kontaktlosen Zahlen sehr schwer. Das Prinzip ist aber hier wie da technisch erst einmal identisch.
NFC steht für „Near Field Communication„, also zu deutsch „Nahfeld-Kommunikation“. Und wichtig ist der Begriff „Nah“: Ein Datenaustausch findet nur statt, wenn Sender und Empfänger wenige Zentimeter auseinander sind. In diesem Fall wird damit ein Bezahlvorgang losgetreten. Ohne PIN, ohne Kleingeldsuche: Karte oder Handy auflegen, das war es!

Irgendwelche Ammenmärchen, dass man im Vorbeigehen Beträge übermitteln kann: Eher sehr unwahrscheinlich – die geringe Distanz macht es schon nötig, miteinander zu kuscheln, ehe die Transaktion gestartet werden könne. Zudem gibt es eine Grenze von in der Regel 20-25 EUR pro Transaktion, wenn man keine PIN eingibt – das Urlaubskonto kann also nicht geplündert werden.
Ich will im Folgenden insbesondere auf die Handy-App SEQR eingehen, bei Handys ergibt sich noch ein weiterer Aspekt: Die entsprechende App muss aktiv sein, dafür muss also das Handy aus dem Standby geholt und entsperrt werden.
Was zwar in der Praxis etwas nervig ist, ist auch ein zusätzlicher Sicherheitspuffer.

SEQR – der Anbieter aus Schweden

Hinter der App SEQR hängt das börsennotierte Unternehmen Seamless, der sich selbst als „weltweit größten Lieferanten von Zahlungsmethoden für Smartphones“ positioniert. Man legt sich einen SEQR-Account an und kann diesen per Prepaid aufladen (es geht auch SEPA, kommt später im Artikel). Anschließend kann man via „Scan & Pay“ oder „Tap & Pay“ zahlen.

In diesem Modus ist SEQR für das kontaktlose Zahlen bereit.

„Scan & Pay“ ist das Scannen eines QR-Codes, der alle relevanten Informationen zur Zahlung enthält. Die Freigabe der Zahlung geschieht mit einer persönlichen PIN – und schon ist die Transaktion abgeschlossen. Zugegeben habe ich ein solches Zahlungsverfahren hier in Deutschland noch nicht gesehen.
Spannender ist da „Tap & Pay“: Man hält das Handy nahe eines NFC-fähigen Bezahlterminals und die App simuliert eine virtuelle MasterCard. Der Bezahlvorgang wird ohne weitere PIN-Eingabe autorisiert und ist so innerhalb von Sekunden erledigt. Erkennen kann man freigeschaltete Terminals an dem NFC-Symbol, das meist viel zu klein angezeigt wird.

Natürlich gibt es auch andere Apps, die ein kontaktloses Zahlen ermöglichen. Das Problem bei diesen ist jedoch, dass sie entweder nicht in Deutschland freigeschaltet sind (Apple Pay, Android Pay, Google Wallet) oder einen exklusiven Anwenderkreis haben (girogo steht nur Sparkassen-Kunden zur Verfügung, Vodafone Wallet gibt es nur bei Vodafone). Die App boon. agiert ähnlich wie SEQR, kostet aber den Benutzer einen Monatsbetrag.
Vorteile bei SEQR sind, dass es herstellerunabhängig funktioniert, für den Benutzer kostenlos ist und zuletzt auch bis zu fünf Transaktionen offline funktionieren – sofern gerade mal das Netz nicht funkt. Auch kann SEQR SEPA-Lastschrift, sodass man nicht vorher Benutzerkonten aufladen muss – ein für mich großer Vorteil!

SEQR in der Praxis – „piep“ und bezahlt!

Möchte man „Tap & Pay“ nutzen (und ich will es!), muss man wahrheitsgemäß seine Daten in der App hinterlegen. Spätestens bei der Anforderung, den Personalausweis oder Führerschein abzufotografieren und einzusenden, wurde ich dann doch skeptisch: Wem sende ich eigentlich diese Daten und ist das alles notwendig?
Ich kam zum Ergebnis: „Ja, alles gut!“. Jeder muss für sich selbst entscheiden, ob er einem Anbieter traut. Seine Marktpräsenz, seine langjährige Erfahrung und letztlich auch die Beobachtung auch dieses Dienstes durch die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht gab mir das notwendige Vertrauen. Bei einer echten Bank wäre es ja nicht anders. Viele Fragen klären auch die FAQ von SEQR.
Es dauerte nur wenige Stunden und schon war bei mit Typ & Pay freigeschaltet.

Ich habe zudem ein Lastschriftmandat eingerichtet, SEQR kann also autorisierte Transaktionen direkt vom Konto abbuchen – ein unfassbarer Luxus, weil man nicht dem Prepaid-Prinzip unterliegt, das natürlich immer im falschen Moment aufgebraucht ist.
Zu Anfang ist der Rahmen für Transaktionen 75 EUR, nach wenigen Zahlvorgängen wird er automatisch auf 750 EUR erhöht. Ausgehend davon, dass ich insbesondere meinen täglichen Einkauf oder das Essen bei McDonals zahlen möchte, ist der Rahmen mehr als ausreichend.
Wer mehr als ca. 20-25 EUR auf einmal bezahlen möchte, kann vom entsprechenden Terminal nach der PIN gefragt werden. Hier ist, ähnlich einer Bankkarte, eine PIN von SEQR vorgegeben, die man als Autorisierung eingeben muss.

Überall, wo man dieses Symbol sieht, kann man via „Tap & Pay“ zahlen. Manchmal ist es auch nur ganz klein im Display eingeblendet.

Da SEQR eine virtuelle MasterCard simuliert, muss man an der Kasse darum bitten, „mit Karte“ zahlen zu wollen. Doch statt der echten Plastikkarte startet man die App, wählt „Tap & Pay“ aus und hält das Smartphone gegen das Terminal. Nach nur 1-2 Sekunden ertönt der Bestätigungston, die App zeigt die erfolgreiche Transaktion an und der Bondrucker wirft die Quittung aus.
Anfangs dachte ich, dass die separate Aktivierung der App aufwändig und blöd sei. In der Praxis ist das aber gar nicht so schlimm: Einerseits hat man das Handy in der Schlange eh meist in der Hand, um kurz Facebook zu checken. Andererseits ist das Hervorkramen von Portmonee oder physischer Karte auch ein Vorgang, der alternativ getätigt werden müsste.

Aus der Praxis heraus kann ich sagen: Anfangs wurde mein OnePlus3 nicht unterstützt, das wusste ich nicht. Also sind die Transaktionen immer fehlgeschlagen. Technisch kann ich es nicht bewerten, jedoch muss bei vielen Terminals nach einem erfolglosen NFC-Zahlversuch der gesamte Zahlvorgang händisch abgebrochen und erneut angestoßen werden. So etwas ist sehr unangenehm und kostet natürlich auch viel Zeit.
Zudem war ich am Anfang natürlich unsicher, wie App und Terminal zusammenspielen: Würde alles funktionieren?
Ich empfehle euch also, den Feldtest nicht zu Stoßzeiten vorzunehmen: Die Schlange hinter euch und das gestresste Kassenpersonal wird es euch danken. Zwischenzeitlich funktioniert aber auch das OnePlus3 reibungslos.

Fazit: Wozu noch Kleingeld dabei haben?

Das kontaktlose Zahlen kommt nur langsam in Deutschland in Schwung. Die Gründe sind meist Datenschutzbedenken oder Angst vor Missbrauch. Hier hat jeder eine andere Toleranzschwelle – man muss sich entscheiden. Das habe ich getan – und ich bereue es nicht. Hinsichtlich des häufig behindernden Datenschutz Deutschlands gibt es genug Material, in Bezug auf Sicherheit fühle ich mich mit Budgetsperren und Aktivierung der App zur Zahlung sicher.

Die Zahlungen gehen wirklich unfassbar schnell und unkompliziert, die Möglichkeit zur Lastschrift ist sehr bequem und ich muss nicht mit Kleingeld hantieren. Und die unterstützten Terminals sind massig vorhanden, wenn man sich mal bewusst auf die Suche begibt.
Zwischenzeitlich zahle ich mehrmals pro Woche mit SEQR und ernte immer erstaunte bis hin zu erleichterte Gesichter, dass ich überhaupt mit einem Handy zahle und dass dies am Ende auch noch sehr schnell geht.

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