audible – der Hörbuch-Anbieter im Test

Dieser Artikel ist in freundlicher Zusammenarbeit mit audible entstanden.

Glaubt man einem Artikel der WELT, so erscheinen in Deutschland etwa 90.000 neue Bücher. Pro Jahr. Statt des klassischen „Lesens“ gibt es immer mehr die Möglichkeit des „Hörens“: Bücher werden vorgelesen. Der wohl bekannteste Anbieter für Hörbücher ist hierzulande vermutlich audible.
Grund genug, sich diesen Anbieter mal genauer anzuschauen.

Der kostenlose Start

Der Einstieg zu audible ist verhältnismäßig einfach. Der Anbieter ist ein Unternehmen von Amazon und entsprechend eng ist die Verbindung der beiden Dienste: Wer bereits ein Amazon-Konto hat, kann dieses per Mausklick zu einem audible-Konto erweitern. Der Umfang des Hörbuch-Katalogs belief sich laut Wikipedia im Juni 2015 auf knapp 190.000 Hörbücher, davon knapp 30.000 in deutscher Sprache (Auf @audiblede spricht man von 200.000 Hörbüchern).

audible macht es einem recht attraktiv, sich auf die Plattform einzulassen: Jedem Otto-Nomalnutzer wird ein Probemonat angeboten, in dem man sich ein Hörbuch kostenlos aussuchen und herunterladen kann. Als Amazon-Prime-Kunde erhielt sich sogar drei Monate kostenlos geschenkt. Und als wäre das nicht genug, lächelte mich nach der Aktivierung sogar eine Aktion an, die über vier Wochen jeweils ein Hörbuch freischaltet. Erneut kostenlos zu beziehen und zudem auch wirklich geschenkt: Die Titel dürften behalten werden, auch, wenn man das Abo nicht verlängere.

Das Hörbuch für 10 EUR – oder quasi-kostenlos

Neukunden-Bonus: Da sind wir mal gespannt!

Natürlich kann man auch einzelne Hörbücher einfach so kaufen: Als digitaler Download sind sie meist auch spürbar günstiger als die entsprechenden CD-Versionen. Der klare Fokus für audible und auch der Charme für den Hörer liegt aber auf dem monatlichen Abo: Man zahlt 9,95 EUR und kann diese monatlich in ein Hörbuch investieren. Zudem werden mit dem Abo quasi alle Hörbücher auf 9,95 EUR reduziert. Teilweise geschieht die Ausweisung in sogenannten Guthaben, teilweise in EUR – der Wert ist der selbe. Nahezu jedes Hörbuch kostet 1 Guthaben (oder 9,95 EUR – ich beschränke mich nun nur auf die Darstellung mittels Guthaben).

Dabei ist der Umfang des Hörbuchs recht egal: Zum Testzeitpunkt gab es „Ein wenig Leben“ von Hanya Yanagihara (fast 36 Stunden Spielzeit) ebenso für 1 Guthaben wie „Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind“ von J.K. Rowling (2 Stunden Spielzeit). Besondere Aktionen kosten teilweise nur ein halbes Guthaben, aber auch nicht in Abhängigkeit zur Spielzeit.
Nach Ablauf eines Monats wird das Guthaben wieder aufgefüllt und man kann ein weiteres Hörbuch beziehen. Unverbrauchtes Guthaben summiert sich auf und verfällt nicht. Das ermöglicht es, auch mal ein längeres Hörbuch zu hören oder für den kommenden Entspannungs-Urlaub zu „sparen“.
Es gibt keine automatische Kündigung. Egal, ob Probeabos oder reguläre Abos: Sie laufen automatisch weiter und kosten 9,95 EUR im Monat, überschreitet man eine mögliche kostenlose Phase. Zwar kann man monatlich kündigen, doch sich selbst verlängernde Probemonate haben immer einen faden Beigeschmack.

Wer Amazon Prime-Kunde ist, kriegt von audible noch ein kleines Schmankerl hinterhergeworfen: Im Rahmen von kindleunlimited bekommt man für 9,95 EUR pro Monat nicht nur Zugriff auf viele eBooks aus dem Kindle-Store, sondern auch auf einige Tausend Hörbücher im Flatrate-Prinzip. So kann man also so viele Hörbücher leihen und hören, wie man möchte. Die Beschränkung auf zehn gleichzeitig geliehene Hörbücher ist bei vernünftigem Hörverhalten eher auch eine symbolische Grenze.

Die Optik des spröden Buchladens

Großflächige Grafiken und viele Kacheln – die Startseite

So fancy die Konditionen sind, so spröde ist die gesamte Optik des Dienstes.
Die Startseite enthält immerhin noch diverse großflächige Grafiken, aber irgendwie wirkt die Anordnung etwas altbacken und nicht einem Marktführer entsprechend. Zwar ist die Struktur in sich schlüssig und die Amazon-typischen Empfehlungen treffen ziemlich gut ins Schwarze. Aber es bleibt eine recht simple Auflistung von Titeln. Ich als Literatur-Laie fühle mich wie in einer großen Buchhandlung: Zwar habe ich den (digitalen) Buchgeruch in der Nase, aber ich fühle mich angesichts der Masse verloren.
Ein Guide wäre hier hilfreich. Egal, ob digital und automatisiert, oder menschlich kuratiert: Maxdome hat mit seinen „maxperten“ vieles richtig gemacht.

Herrje – da geht aber optisch deutlich mehr: Die Listenansicht

Klickt man Bestenlisten oder Top10-Listen an, fühlt man sich um Jahrzehnte im Web zurückgeworfen – oder in schlecht beleuchtete Buchhandlungen mit meterhohen massiven Regalen, wo sich Buchrücken an Buchrücken reiht.
Der Zweck wird ohne Zweifel erfüllt, aber Spaß macht das Stöbern nicht: Standardisierte Schriftarten (mehr noch: es wird noch nicht einmal eine explizite Schriftart genutzt, sondern die generische „sans-serif“), blaue unterstrichene Links, mangelnde Lockerheit in der Anordnung und lieblose Listen-Optik sind bei weitem nicht mehr Stand der Technik. Die Listenansichten von vergleichbaren Anbietern sind da deutlich weiter, besonders gefallen tut mir hier die Ansicht von Thalia.de.
Zur Einordnung muss man aber sagen, dass dies alles nur die Listen-Bereiche betrifft. Klickt man sich durch Genres, erhält man eine Optik ähnlich der Startseite mit einer entsprechenden Auswahl. Das ist weiterhin nicht perfekt, aber weitaus besser als die Listenansicht. Auch ist das Stöbern innerhalb der Apps von audible wesentlich ansehnlicher.

Zielführend und vollumfassend. Aber optisch irgendwie nur zweckmäßig: Die Einzelansicht.

Die einzelne Seite des Hörbuchs ist im Vergleich zu den Listen schon ein Stück besser gelungen, wennauch hier die neusten Optiktrends nicht angekommen sind.
Besonders positiv hervorheben muss man hier aber das Bewertungssystem: Statt nur das Hörbuch an sich bewerten, soll man zugleich den Sprecher und die Geschichte bewerten. Die Differenzierung ist sehr gut, denn ein guter Sprecher rettet nicht die schlechte Geschichte und ein schlechter Sprecher kann die beste Geschichte zerstören. Mit der Trennung der Bewertungen bekommt man hier einen guten Eindruck.
Die Rezension wird durch Fragen gesteuert, die einem die Charakteristika des Hörbuchs näher bringen sollen. Die Fragen sind leicht abhängig von der Bewertung und breit gefächert: Wem würde man das Hörbuch empfehlen? Wenn man die Sprecher aus anderen Hörbüchern kennt: Wie ist dieses Hörbuch im Vergleich? Welcher Teil hat besonders berührt? Was hätte man anders gemacht, würde man selbst das Hörbuch produzieren?
Die Antworten entsprechen natürlich selten einer fachlich fundierten Auseinandersetzung, aber da ein Hörbuch per Medium ein recht intimes, persönliches Produkt ist, sind persönliche Meinungen wesentlich hilfreicher als eine professionelle Literaturkritik.

Hörbücher hören – plattformunabhängig

Dem mangelnden Spaß beim Stöbern zum Trotz: Bei einer durchschnittlichen Laufzeit eines Hörbuchs von deutlich über zehn Stunden verbringt man doch die meiste Zeit damit, die Hörbücher zu hören. Das klappt bei audible auch recht gut, zumindest, wenn man sich im gewünschten Universum bewegt.

audible bietet seine Hörbücher in eigenen Dateiformaten an. In diesem sind alle Funktionen wie Kapitel, Lesezeichen und auch das Rechtemanagement gekapselt. Das Rechtmanagement sorgt dafür, dass man die Hörbücher nur in den audible-eigenen Apps, in iTunes oder kompatiblen mp3-Playern hören kann. Ein uneingeschränkter Download und die freie Nutzung, wie man es zwischenzeitlich vom Amazon Musicstore gewöhnt ist, sind nicht möglich.
Die audible-Software zum Hören oder Übertragen von Hörbüchern auf kompatible Geräte gibt es für Windows und Mac, Linux-Nutzer sind komplett ausgesperrt. Mobile Apps gibt es für iOS (ab iOS 9.0), Android und Windows Phone (bzw. Windows 10). Zudem bietet sich die Möglichkeit eines WebPlayers, direkt im Browser.

Simpel, aber überall einsetzbar: Der WebPlayer

Mein Testpark bestand aus dem WebPlayer, der Windows10-App und der Android-App.
Den Webplayer startet man direkt von der Webseite und er bietet rudimentäre Navigationselemente. So kann man kapitelweise springen, Lesezeichen setzen oder die aktuelle Wiedergabe um 30 Sekunden zurückspulen.
Mehr geht da in der Android-App: Hier kann man auch 30 Sekunden nach vorn springen, wobei die Sekundenwerte sowohl nach vorn als auch zurück in der App angepasst werden können. Manchem wird der Regler zur Abspielgeschwindigkeit gefallen: Je nach eigener Vorliebe kann man die Geschwindkeit von 0,5-facher bis 3-facher Geschwindigkeit variieren. Zum Einschlafen passt der Sleeptimer, der das Abspielen nach Zeit oder nach dem Kapitel beendet. Wer nicht zur Bedienung Schaltflächen suchen will, kann auch einen Modus aktivieren, der den Player komplett über Taps und Swipes bedient – praktisch im Auto oder beim Joggen. Um das Transfervolumen zu schonen, kann man die Hörbücher auch herunterladen und offline speichern. Wer will, kann natürlich auch streamen.
Für Zahlen-Nerds gibt es auch eine schöne Statistik über die Zeiten, die man mit Hörbüchern verbracht hat. Selbst Trophäen kann man gewinnen, wenn man eine gewisse Menge Stunden zugehört hat.
Die Windows 10-App ist featuregleich mit der Android-App und funktioniert entsprechend gut.

Der Sync unter den Playern funktioniert, im Hintergrund der Player (englische Sprache ist meinem Android geschuldet – die App kann deutsch)

Nutzt man eine Abspielmöglichkeit, die sich ins Internet verbinden kann, so synchronisiert sich der aktuelle Abspielstatus über alle Apps hinweg. Und das funktioniert wirklich hervorragend: Beim Start einer App wird man gefragt, ob man zum zuletzt gehörten Punkt springen möchte. Dieser ist auch nahezu sekundengenau getroffen. Wenn unterstützt, gibt es noch das Feature „Whispersync for Voice“: Besitzt man zum Hörbuch auch das eBook, so synchronisieren sich beide Medien, sodass das eBook zum aktuellen Bereich des Hörbuchs springt und umgekehrt.

Fazit:

Menge und Qualität der Hörbücher machen schon etwas her: Fans des gesprochenen Wortes haben mit audible ein kleines Paradies. Das Stöbern auf der Webseite ist eine Qual, dafür ist das Bewertungssystem durchaus sinnvoll gewählt. Die Technik funktioniert hingegen gut, insbesondere die Synchronisation funktioniert hervorragend. In Zeiten von Smartphones, Spotify und Netflix verliert das Argument des Kopierschutzes auch an Bedeutung, zumal der App-Park umfangreich genug ist.
Ein Hörbuch für 9,95 EUR -ganz unabhängig von der Länge- ist ein extrem konkurrenzfähiger Preis.

Eigentlich gibt es am Ende nur ein Problem: Man braucht auch die Zeit, die Hörbücher zu hören.
Aber dafür kann audible am wenigsten.

Für die Transparenz:
Dieser Artikel ist in freundlicher Zusammenarbeit mit audible entstanden.
Wir hatten volle Entscheidungsgewalt bei Umfang und Inhalt des Artikels, eine Einflussnahme fand nicht statt.

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