Filmszene aus Thor

Thor

Regie: Kenneth Branagh, Kerry Lyn McKissick, Vic Armstrong, Luc Etienne, Greg Hale
Drehbuch:
Schauspieler*innen: Chris Hemsworth, Natalie Portman, Tom Hiddleston, Anthony Hopkins

Kinostart D: (FSK 12)
Kinostart US: (FSK PG-13)
Originaltitel: Thor
Laufzeit: 1:55 Stunden
Filmposter: Thor

Filmkritik zu Thor

Benutzerbild von Phil
4/ 5 von

Ich habe ja so gar nichts mit der germanischen Mythologie am Hut. Thor ist der mit dem Hammer, das wusste ich auch vor dem Trailer schon. Aber ansonsten: Flaute. Und dann war der Trailer zu „Thor“ nun auch nicht gerade ansprechend. Nicht nur, dass er penetrant oft gespielt wurde, sondern ich konnte auch keine Verbindung zu dem Film aufbauen. Worum gehts genau? Wer ist der Gute, vor Allem: Wer ist der Böse?
Dazu wilde Actionszenen, die schon im Trailer unübersichtlich waren, und diese ganze Mythologie drumherum: Nicht mein Ding.
Aber was tut man nicht, wenn man eine Goldcard hat und aus „rein journalistischem Interesse“ Filme schaut? Und manchmal muss man dafür ja schon fast dankbar sein, denn Thor ist tatsächlich ein angenehmer Zeitvertreib mit guter Optik, fetter Action und dem gewissen Biss an Ironie.

Es ist dieser Flair, der schon bei „Iron Man“ mitschwang und den Film erst gut machte: Selbstironie. Wenn drei germanische Götter in voller Montur durch eine amerikanische Stadt gehen, ist das defintiv arg auffällig und wo andere Filme ehrfürchtige Bürger zeigen, sieht eine Person in „Thor“ in den dreien nur irgendwelche Verrückten – ja, das macht den Unterschied.
Wo Thor hin haut, da wächst kein Gras mehr – oder kein Eiszapfen, je nach Auslegung. Und wenn Thor oder auch seine Gottesfamilie und -freunde mal loslegen, dann ist der Zuschauer selbst voll im Geschehen: Zwar manchmal etwas unübersichtlich, aber tontechnisch allem erhaben. Wenn Thor mit dem Hammer zuschlägt, merkt man den Druck in der Magengrube. Auf der Erde ist Thor dann doch der Schwache, der sich erst in der Welt zurechtfinden muss – das ist unterhaltsam und, sofern man davon sprechen möchte, auch realistisch.
Gerade die Götterwelt ist sehr fantasiereich hochgezogen, die Augen kriegen etwas zu sehen und zu stauen. Man merkt eben, dass der Film sich von den „typischen“ Actionfilmen abhebt. Abheben ist sowieso ein tolles Stichwort: Der 3D-Effekt ist schon schön anzusehen, die Szenen haben alle eine angenehme Tiefe, da kann man nicht meckern. Doch solange der 3D-Effekt im Kino für jeden Zuschauer sehr teuer bezahlt werden muss, verbleibt die Erkenntnis, dass man sich das Geld auch sparen kann. Wieder einmal wirkt der 3D-Effekt positiv unterstützend, aber der Film profiliert
sich beileibe nicht durch seine 3D-Effekte.

„Thor“ fällt für mich in die Kategorie „Hättest du nie gesehen, aber gut, dass du ihn doch gesehen hast“. Und es lohnt sich sitzenbleiben – bis ganz zum Ende. Nur so als Tipp 😉

Benutzerbild von andreas
3.5/ 5 von

Mit dem Marvel-Superhelden Thor konnte ich nie so richtig viel anfangen. Vermutlich, weil er in Deutschland nur den echten Comic-Cracks bekannt war – im Gegensatz etwa zum populäreren Spidermann. Entsprechend hielt sich meine Vorfreude in engen Grenzen. Zumal der Trailer auch nicht gerade Lust auf mehr gemacht hat. Schon hier vermisste ich einen charismatischen Bösewicht, der mir leider auch imFilm verwehrt geblieben ist.

Und so erlebt man zwar einige Action-Spektakel mit viel Wumms, aber alle Charaktere bleiben doch ungewöhnlich blass. Natalie Portman, die für ihre wahnsinnige (und wahnsinnig gute) Ballerina zu Recht den Oscar gewonnen hat, verliert hier viel von ihrem Glanz. Den Namen des absolut unspektakulären Hauptdarstellers habe ich schon wieder vergessen. Von ihm wird bei der Damenwelt wohl höchstens eine kurze Sixpack-Szene in Erinnerung bleiben. Und einen wirklichen Bösewicht habe ich bis zum Schluss vergebens gesucht. Loki ist zwar hinter der schüchternen Hülle ein rücksichtsloser Machtmensch, aber eine wirkliche Gefahr geht von ihm irgendwie auch nicht aus, Was bleibt ist eine fiese, große Kampfmaschine mit Feuer in der Rüstung, die zumindest für einen der besseren Witze herhalten kann. Und gerade der Witz ist ausgerechnet das, was diesem Superhelden-Film den Arsch rettet. Er nimmt sich selbst nicht so ernst. So kennen wir das aus vielen Marvel-Verfilmungen. Auch „Spiderman“ war immer wieder für Lacher gut. Hätte Kenneth Brannagh versucht einen ernsten, düsteren Film in der Tradition von Nolans Batman-Verfilmungen zu machen, wäre er mit diesem Cast ganz ordentlich gescheitert. So aber rettet „Thor“ sich mit ein wenig Selbstironie und den daraus resultierenden Sympathiepunkten aus der Mittelmäßigkeit.

Mich persönlich konnte die Optik des Films nicht überzeugen. Klar, die CGI-Effekte sind alle „state of the Art“, aber das Fehlen von tragenden Charakteren sorgt dafür, dass auch die dollsten Szenen einen überraschend kalt lassen. Auch der 3D-Effekt konnte mich ein weiteres Mal nicht überzeugen. Vielmehr hat er mich darin bestätigt, dass ich zukünftig um Realfilm-Konvertierungen eine großen Bogen machen sollte. Denke ich mir bei jeder neuerlichen 3D-Enttäuschung: „Nächstes Mal guckste den Film lieber in 2D.“ Irgendwann mach ich’s…

Benutzerbild von Lars
3.5/ 5 von

Diese Story ist sicherlich nicht sehr einfallsreich und innovativ, für einen Superheldenfilm wie Thor reicht sie jedoch vollkommen als Grundgerüst aus. Es geht in diesem Film weniger um seine Geschichte und die nordische Mythologie, derer er sich bedient, als vielmehr rein um die optische Umsetzung.

Nach den einleitenden Szenen, in denen dem Zuschauer schnell ein grober Überblick über die umfassende Götterwelt gegeben werden soll – dies scheitert an der Masse an Information und Wissen – verliert sich die Geschichte um den verbannten Donnergott schnell in Nebensächlichkeit. Das Schicksal des Charakters und seiner Heimatwelt Asgard berührt wenig, es gelingt dem Regisseur Kenneth Branagh nicht, Thor so darzustellen, dass der Zuschauer sich ihm verbunden fühlt. Lieblos kommen die dazu wichtigen Teile der Story daher. Eine Liebesgeschichte bekommt kaum Zeit, sich zu entwickeln, Thors Interaktion mit der Umwelt hält sich stark in Grenzen. Man lernt ihn über den Film hin kaum kennen, sieht nur seine Hülle und erhält keinen Einblick in die Persönlichkeit des Helden. Die namensgebende Figur, eigentlich das Zentrum des Films, wird schnell blass und weniger interessant als die Nebencharaktere.

Es hätte gereicht, mindestens die Hälfte der Story-Elemente zu kürzen und sich dafür auf Persönlichkeiten und Charakterentwicklung zu konzentrieren. Denn dies schließlich ist das Thema des Films: Odin hält seinen Sohn für nicht würdig, den Thron zu besteigen und erlaubt ihm die Rückkehr nach Asgard erst, wenn sich das geändert hat. Es ist, wenn man so möchte, die Coming-of-Age-Story eines ungezügelten, impulsiven Jugendlichen, der durch seine Erfahrungen zu einem reiferen, erwachsenen Mann wird. Der Zuschauer bekommt diese Entwicklung aber nicht mit – vom wilden Raufbold wird Thor plötzlich und ohne Übergang bekehrt. Auch Odin und Thors Bruder Loki, eigentlich zwei enorm reiche Figuren, werden kaum in ihrem Potenzial genutzt. Die vertrackte Familiengeschichte wird zwar angeschnitten, aber auch hier führt Branagh die Story nicht weiter, nachdem sie kurz erwähnt wird. Der Film ist voll von ungenutztem Stoff, der für viele weitere, eigene Filme reichen würde und in Thor nicht in dem Maße hätte angeschnitten werden müssen.

Es muss jedoch gesagt werden, dass die Darsteller dabei in keinem Fall schlecht sind. Sowohl die Unbekannteren, Chris Hemsworth und Tom Hiddleston, als auch Größen wie Anthony Hopkins und Natalie Portman spielen durchweg solide. Nicht herausragend zwar, aber doch so gut, wie man es erwartet. Weder Portman noch Hopkins kommen dabei an ihre großen Leistungen heran, fügen sich aber gut in die sehr passend gewählte Besetzung ein. Tom Hiddleston ist ein hervorragende Wahl für Loki und wer hätte sonst Odin spielen sollen, wenn nicht Sir Anthony Hopkins?

Warum ist Thor dennoch kein schlechter Film? Es ergeht ihm ähnlich wie Avatar. Denn so uninteressant auch Charaktere und Story sind, besticht die Optik und wiegt alle Nachteile des Films auf. Thor ist einer der wenigen der letzten 3D-Filme, der diesen Effekt gekonnt zu nutzen weiß – mal dezent nur zur Unterstreichung der Action, mal imposant und gezielt eingesetzt. Die Welt von Asgard ist von überragender Schönheit und beeindruckender Größe, die Kämpfe sind gekonnt inszeniert, Effekte nicht zu aufdringlich eingesetzt. Wenn auch einigen Szenen des Films überflüssig sind und man sie hätte streichen sollen, so hat Thor keine Längen, lässt den Zuschauer gelangweilt.

Man muss sich darauf einlassen können, einen Film nur der unterhaltenden Optik wegen zu genießen, weder an Dialoge noch Story allzu große Ansprüche zu stellen und sich bewusst zu sein, dass es ein Superheldenfilm bleibt – kein klassisches Drama und kein Arthouse. Dann jedoch wird Thor zu einer hervorragenden Unterhaltung mit der bisher imposantesten Optik des Jahres, die den Größen wie Avatar in nichts nachsteht – ohne aber durch besonders schlechte Handlung oder langweilige Darsteller darin gestört zu werden.

Durchschnittliche Wertung: 1.16666666667/5, basierend auf 3 Bewertungen.

Thor im Heimkino

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