Drehbuch: Giorgos Lanthimos, Efthymis Filippou
Schauspieler*innen: Colin Farrell, Rachel Weisz, Olivia Colman, Léa Seydoux
Kinostart D: (FSK 16)
Kinostart US:
Originaltitel: The Lobster
Laufzeit: 1:58 Stunden
Filmkritik zu The Lobster – Eine unkonventionelle Liebesgeschichte
Allein die Grundprämisse ist absurd genug: Menschen, die nicht rechtzeitig unter die Haube kommen, werden in eine Anstalt eingeliefert, hier im Bestfall verkuppelt und bei weiterem Single-Dasein in ein Tier des eigenen Wunschs verwandelt. Glücklicherweise nimmt der Film den Schwung des Absurden auf und erzählt konsequent eine Geschichte, die es genau schaft, den Grat zwischen vielen Überraschungsmomenten und interessanter Erzählung auszuloten.
Nach Dogtooth ist dieser Film Yorgos Lanthimos‘ zweiter Film, der mit einer sehr kreativen Idee auffahren kann. Hierbei übertrifft er sich zudem noch und baut eine Welt, in der ein Singledasein schlichtweg nicht mehr vorgesehen ist. Hierfür hat er mit Colin Farrell eine großartige Besetzung gefunden: Er spielt den unbeholfenen David hervorragend. Ständig auf der Suche, hilflos und möglichst gesellschaftskonfom schlägelt er sich durch das Leben, nur die große Liebe bleibt aus. Die Konsequenzen sind klar. Sein leerer, zutiefst hoffnungsloser Blick und die in jeder Szene spürbaren Unbeholfenheit sind Kernmerkmale von Daniel, die Farrell wirklich hervorragend darstellt.
Auch das Zusammenspiel mit der Hauptdarstellerin Rachel Weisz klappt hervorragend – Szenen der gemeinsamen, jedoch eigentlich verbotenen Kommunikation über Liebe und Gemeinschaftlichkeit sind jetzt schon Klassiker des Films. Abseits von den Hauptdarstellern ist der Film mit Ben Wishaw oder John C. Reily, Olivia Colman oder Lea Seydoux auch in den Nebenrollen hervorragend besetzt.
Der Film strotzt nur vor vielen kleinen Anspielungen und Absurdem: Ständig laufen Tiere durch das Bild – Menschen, die „es“ nicht geschafft haben. Es gibt psychologische Gespräche über die Unpaarbarkeit. Es gibt Verkupplungsabende, in denen deutlich gemacht wird, warum es immens wichtig sei, einen Partner zu haben, um dann mit einer schrillen Glocke das Partnern künstlich anzustoßen. Es gibt fragwürdige, doch im Film ernst gemeinte medizinische Maßnahmen, um insbesondere dem Mann aufzuzeigen, was ihm ohne Frau fehlen würde. Es gibt aber zugleich Gemeinschaften, die sich gegen dieses soziale Dogma wehren und kommunenähnlich abseits jeder Bevölkerung leben, um sich der Verwandlung zu entziehen.
Zeitweise verrennt sich der Film jedoch in seiner Liebe zur Groteske und sorgt so für unnötige Längen.
Hier wurde ein Film geschaffen, der eine ganz eigene Welt kreiert: Komisch bis hin zu surreal, aber doch angesiedelt in einer Welt, die der heutigen recht ähnlich ist. Ob der Film nun mit erhobenen Zeigefinger mahnen, in einer Pseudo-Dokumentation kritisieren oder schlichtweg unterhalten möchte, das muss der Zuschauer selbst entscheiden. Fest steht, dass hier eine bizarre Welt erschaffen wurde, in die es sich einzutauchen lohnt. Denn in nahezu jeglicher Hinsicht weiß der Film zu überzeugen.