Drehbuch: Daniel Speck, Jan Weiler
Schauspieler*innen: Lino Banfi, Christian Ulmen, Mina Tander, Maren Kroymann
Kinostart D:
Kinostart US:
Originaltitel: Maria, ihm schmeckt's nicht!
Laufzeit: 1:39 Stunden
Filmkritik zu Maria, ihm schmeckt’s nicht!
Jan Weilers gleichnamige Buchvorlage ist eine Sammlung kleiner Anekdoten, die auf liebevolle Weise die Unterschiede zwischen Deutschen und Italienern herausarbeitet. Gemeinsam mit Drehbuchautor Daniel Speck hat er aus vielen kleinen Versatzstücken nun einen Kinofilm mit einer runden Handlung gemacht. Die Umsetzung ist durchaus gelungen.
Am meisten tragen dazu natürlich die famos aufspielenden Akteure bei. Christian Ulmen festigt mit seinem hervorragenden Spiel seinen Ruf als „Mister Unbeholfen“. Gerade zu Beginn gibt es viele Szenen, die den schüchternen „Trottel“ sympathisch machen. Sein Gegenpart, der italienische Quasi-Nationalheld Lino Banfi, gibt den knörrigen Antonio ebenso gut. Auf den ersten Blick unsympathisch, merkt man doch schnell, dass auch er sein Herz am rechten Fleck hat – sich aber eben auch der italienischen Ehre und Tradition verpflichtet fühlt. Mina Tander als Sara bietet in Sachen Attraktivität das eindeutige Highlight, während die italienische Verwandtschaft wie aus dem Bilderbuch zusammengecastet wirkt. Da gibt es die uralte Oma, den unter dem Pantoffel stehenden Opa, dem eigentlich alles halbwegs egal ist und natürlich auch den italienischen Romeo, der vor Testosteron förmlich zu dampfen scheint. Für meinen Geschmack etwas zu kurz geraten sind die Auftritte von Jans Eltern, die mit ihrem Bildungsbürgertum alle Klischees erfüllen, die Italiener von uns Deutschen haben: spießig, neidisch auf die lockere Lebensweise und über alle Maßen italophil. Das hätte man ruhig ein wenig ausbauen können.
Von Beginn an sorgt der Film für gute Laune. Im Gegensatz zu vielen anderen Komödien schimmert hier etwas durch, was es heutzutage leider in viel zu wenig Filmen gibt: Herzenswärme. Denn „Maria, ihm schmeckt’s nicht“ versteht sich nicht als lupenreine Komödie, sondern bietet auch ein wenig Tiefgang. Gerade die Rückblenden, in denen Antonios schwerer Start als Gastarbeiter in Deutschland bebildert wird, bieten reichlich Denkanstöße. Während in Italien Fremde mit Gastfreundschaft überschüttet und bis zum Gehtnichtmehr die guten Speisen aufgetischt werden, erwartet Ausländer in Deutschland ein weit härteres Schicksal. Natürlich spielt der Film mit vielen Klischees, aber gerade dieser Aspekt wirkt nicht überzeichnet, sondern ernüchternd real.
Nichtsdestotrotz ist der Grundton des Films natürlich eher beschwingt und letztlich auch versöhnlich. Zwar bietet er nichts wirklich Neues, spielt er doch großteils mit den üblichen platten Klischees herum – für einen vergnüglichen Abend taugt der Film aber allemal.
Es ist kein Wunder, dass sich der Film mit „willkommen bei den Sch’tis“ messen muss, schließlich hat er das selbe Thema: Auseinandersetzung mit einem anderen Volk.
Positiverweise geht er in vielerlei Hinsicht über die französische Verfilmung hinaus: Abgesehen davon, dass in „Maria, ihm schmeckts nicht“ sogar zwei Nationalitäten aufeinandertreffen, schafft es die deutsche Verfilmung auch, dem Film einen unerwarteten Tiefgang zu bescheren.
denn ganz Italien-typisch dreht sich eine Menge um die Familie und die Ehre in dieser. Dass ein Deutscher mit dieser provizialischen Kultur überfordert ist und somit für eine Menge Spannungen sorgt, liegt auf der Hand.
Der Film schafft den perfekten Spagat zwischen Unterhaltung eines Deutschen mit Vorurteilen der Italiener, ohne die Italiener zu diffamieren. Stattdessen wird alles aus einem realistischen, aber doch augenzwinkernden Blickwinkel gezeigt. Anstatt aber den Film durchgehend lustig zu gestalten, bekommt er besonders in der zweiten Hälfte einen unerwarteten Tiefgang über Liebe, Werte der Familie und Freundschaft.
Der Film ist wirklich eine Empfehlung wert, vielleicht sogar ein Stückchen besser als die Sch’tis, schließlich kommt er aus deutschen Landen, ist perfekt besetzt und spiegelt ein umfangreiches Bild über die Italiener wider. Auch mit den typischen italienischen Vorurteilen wird aufgeräumt, ja, sie werden sogar persifliert, dass man sich selbst fast schämt, diesen Urteilen leichtgläubig aufgesessen zu haben.
Der Film verhält sich wie bei einem guten italinischen Wein:
Je länger er liegt, desto besser wird er.