Drehbuch: Jon Lucas, Scott Moore
Schauspieler*innen: Bradley Cooper, Ed Helms, Zach Galifianakis, Justin Bartha
Kinostart D: (FSK 12)
Kinostart US: (FSK R)
Originaltitel: The Hangover
Laufzeit: 1:40 Stunden
Filmkritik zu Hangover
Viele Komödien bedienen sich in der Vergangenheit des Fäkalhumors oder abgelutschter Witze, die man bereits mehrfach gesehen hat. Kurz: Sie sind nett, aber nie wirklich mirreissend.
Ganz anders ist hier Hangover: Eine recht klassische RoadMovie-Story schiesst eine verdammt abgefahrene Lachsalve ab. Kreative Ideen, die sogar überraschen und den Film so erst richtig lebendig machen, sorgen für den lockeren Fluss der Geschichte. Die Komik ist absolut zum Schiessen, man kommt aus dem Lachen kaum noch heraus. Der Humor ist überraschend „über der Gürtellinie”, nur kleinere, sehr geschickt inszenierte Schläge unterhalb sind vorhanden, stören aber in keinster Weise, im Gegenteil.
Im Grunde bleibt kaum etwas übrig als über diesen Film zu schwärmen: Er ist die echte Komödie, wie man sie schon fast verloren glaubte. Ein solch hoher Lachfaktor über den gesamten Film(!) ist nur sehr selten zu erreichen, wenn überhaupt.
Was habe ich gelacht! Selbst heute, Tage später, schießen mir beim Gedanken an die unterschiedlichsten skurrilen Szenen die Lachtränen in die Augen. Wenn eine Komödie so was leistet, dann muss sie schon was ganz besonderes sein. Und ich finde: „The Hangover“ ist etwas besonderes, denn der Film hebt sich in vielen Belangen vom Comedy-Allerlei aus den USA ab.
Den Anfang machen die Hauptdarsteller. Diese sind nicht wie sonst üblich heranwachsende Teenager „(American Pie“ etc.), sondern gestandene Männer Mitte dreißig. Die Jungs haben was gesehen im Leben – der eine mehr Frauen, der andere mehr Rauschmittel. Alle drei Hauptcharaktere sind grundauf sympathisch, jeder auf seine Weise. Dabei könnten sie unterschiedlicher kaum sein: ein attraktiver Herzensbrecher, der die Party weitab von Frau und Kind als zweite Jugend genießt, ein Weichei, das sich von seiner Freundin herumschubsen lässt und ein abgedrehter Freak, der mit verrückten Sprüchen jederzeit für ein lächelndes Kopfschütteln sorgt.
Hinzu gesellt sich eine – für Komödien-Maßstäbe – ausgeklügelte Handlung. Anfangs wird der Zuschauer ebenso wie die Darsteller mit verschiedenen Informationen konfrontiert, um dann gemeinsam mit der wilden Truppe den Dingen auf den Grund zu gehen. Alles verknüpft sich zu einem schlüssigen Ganzen, das zwar sehr abgefahren, aber doch irgendwie noch dabei glaubwürdig bleibt.
Viele Komödien scheitern an einer Hürde: der „Problem-Hürde“. Meist gibt es nach einem spaßigen Beginn irgendwann nach der Mitte des Films dann ein derbes Problem, das gelöst werden muss. Es kehrt der Ernst des Lebens ein, der dann mit viel Pathos oder auch gerne mit zuviel Romantik der Komödie den Wind aus den Segeln nimmt. Nicht so bei „The Hangover“: der ganze Film ist vollgespickt mit Problemen, doch hier folgen die Lacher so „Schlag auf Schlag“, dass der Film zu keinem Zeitpunkt sein furioses Tempo mindert.
Zugegeben: so einiges in diesem Film ist nicht ganz „p.c.“. Da werden Witzchen mit Kleinkindern gemacht, die man eigentlich nicht machen darf – trotzdem: man lacht darüber! Denn alles ist so sympathisch in die Handlung eingewoben, dass man auch diesen Ausrutschern nicht böse sein kann. Im Gegensatz zu vielen Teenie-Komödien kommt hier zwar auch ein wenig Fäkalhumor vor, wird aber nicht bis zum Umfallen durchexerziert.
Beim Anblick vom erleuchteten Strip in Vegas wurden natürlich einige Erinnerungen wachgerüttelt. Die machten mir den Film noch einen kleinen Tick sympathischer, zumal einem dort solches „Party-Volk“ wie es im Film gezeigt wird, alle Nase lang auf der Straße begegnet.
Fest steht: ich kann nicht sagen, wann ich bei einem Film das letzte Mal so sehr gelacht habe. Und dass ich ihn auch ein zweites Mal im Kino gucken werde, war schon vor dem Abspann beschlossene Sache. Apropos Abspann: ich bin mir sicher, dass ich noch nie in meinem Leben einen lustigeren Abspann gesehen habe. Auch wenn wir uns über die gesamte Laufzeit des Films vor Lachen den Bauch gehalten haben – der Abspann hat selbst das noch mal getoppt.
Fazit: ein Film, den ich jedem nur sehr warm ans Herz legen kann. Wer nicht gerade ein echtes Problem mit dem sehr moderaten Fäkalhumor hat und zum Lachen in den Keller geht, sollte diesen Film gesehen haben.
SPOILER: …und das „bei Mike Tyson in den Pool pissen“ werde ich wohl immer als den größten Fail ever in Erinnerung behalten. 😉