Drehbuch: Edgar Wright, Joe Cornish, Adam McKay, Paul Rudd, Edgar Wright, Joe Cornish, Stan Lee, Jack Kirby, Larry Lieber
Schauspieler*innen: Paul Rudd, Michael Douglas, Evangeline Lilly, Corey Stoll
Kinostart D: (FSK 12)
Kinostart US: (FSK PG-13)
Originaltitel: Ant-Man
Laufzeit: 1:57 Stunden
Filmkritik zu Ant-Man
Marvel erweitert mal wieder das hauseigene Comic-, Film- und nicht zuletzt Produkt-Universum um einen weiteren Helden und damit ein weiteres Sub-Franchise unter dem großen Banner des MCU (Marvel Cinematic Universe). Nachdem Avengers: Age of Ultron * zwar finanziell durchaus erfolgreich war, dem Hype aber insbesondere in der Kritik nicht gerecht werden konnte, ist natürlich gerade ein etwas kleinerer Film wie Ant-Man (mit „nur“ $130 Millionen Budget der bislang günstigste Marvel-Film) spannend für die Richtung, die Marvel generell einschlagen möchte. Schon Guardians of the Galaxy erwies sich im Rahmen der Marvel-Möglichkeiten als Spielwiese, auf der sich das sonst doch so verhältnismäßig ernste Franchise einmal ein wenig austoben und das eigene Augenzwinkern in den Mittelpunkt stellen konnte. Vielleicht der Grund, weshalb gerade dieser Film so schnell eine große Begeisterung bei Kritikern und Fans erwecken konnte.
Zunächst möchte Ant-Man deutlich den Weg weitergehen, den Marvel mit Guardians of the Galaxy also bereits gewählt hatte: Einige Momente wirken seltsam vertraut, wenn etwa Paul Rudd einen pathosgeladenen Augenblick bewusst bricht, indem er ihn als solchen entlarvt (wir erinnern uns an Rocket im Stehkreis). Klar ist: Der Film möchte tatsächlich an vielen Stellen eine Komödie sein, indem er sich bewusst mit den eigenen Konventionen und Bedingungen als Superhelden-Film auseinandersetzt. Das geht soweit, dass er selbst die Tatsache reflektiert, dass es sich um einen Film innerhalb des Marvel-Universums handelt, wenn etwa die Abwesenheit der Avengers bei dieser Weltrettungs-Aktion explizit thematisiert wird. Man bekommt fast den Eindruck Ant-Man müsste diese Abwesenheit damit auch legitimieren, sich dafür rechtfertigen, nicht ein so enges Netz aus Verweisen und Bezügen aufzuspannen, wie es eben in den Avengers-Filmen notwendigerweise der Fall ist.
Doch sieht man einmal davon ab, in welchem Rahmen sich Ant-Man verortet, so schwer das bei einem Marvel-Film nun einmal sein mag, erweist sich der Film als tatsächlich sehr spaßiges, kurzweiliges und selbstironisches Heldenkino. Das Spiel mit der Größe von Umgebung und Figur gelingt hervorragend und führt zu immer wieder spannenden Sequenzen, die stark davon leben, die uns bekannte Welt aus den Augen der Ameise zu zeigen. Es muss gar nicht immer der Weltraum, die endlose Weite, die ferne Welt sein – es reicht, den Zuschauer ein Setting, das wohl im gesamten Film nicht mehr als ein paar Blocks umfasst, aus einer anderen Perspektive entdecken zu lassen, den Alltag zur fremden Welt zu machen, in der sich der Held den Gefahren der Flutwelle im Dusch-Abfluss oder den tödlich-stampfenden High Heels einer Party aussetzen muss.
Im Endeffekt bleibt es aber dabei, dass diese visuelle Attraktion die größte Stärke des Films ist. Der Humor, das Spiel mit der Selbstironie, ist zwar aus anderen Marvel-Filmen zur Genüge bekannt, funktioniert aber noch immer für den einen oder anderen Lacher. Die Figuren sind durchweg sympathisch und insbesondere Ant-Mans Sidekick Luis (Michael Peña) macht riesigen Spaß und die Selbstständigkeit, die der Film sich relativ gut vom MCU erlaubt, ist ebenfalls für das überladene Netz dicht verwobener Filme, die nur noch aus gegenseitigen Bezügen zu bestehen scheinen, eine dringende Auflockerung. Ant-Man setzt das Erfolgsprinzip von Marvel auf eine erfrischende Art und Weise fort und schafft sich dennoch seinen Platz für eigene Akzente. Im Endeffekt erfindet aber auch dieser Film das MCU nicht neu und macht lediglich Hoffnung, dass Marvel es sich zunehmend zutraut, einfach gute Filme abzuliefern, anstatt die Dichte des eigenen Produktnetzes immer enger zu weben. Ant-Man wählt da nach Guardians of the Galaxy durchaus den richtigen Weg.
Was war ich auf diesen Film gespannt. Das Spiel mit Groß und Klein faszinierte schon aus dem Trailer und endlich konnte ich den Film nun auch sehen.
Ant-Man spielt zwar im selben Universum wie die Avengers, die Geschichte und die Charaktere laufen aber parallel zu den anderen, großen Marvel-Helden. Umso besser, denn so ist der Einstieg in den Film weitestegehend auch ohne Querreferenzen möglich, ohne große Verzahnungen in andere Filme. Zwar gibt es die eine oder andere Anspielung auf den Rest des Universums, aber diese bleiben glücklicherweise eher selten.
Umso mehr Möglichkeiten, die Figur Ant-Man selbst zu entfalten.
Es dauert schon eine Weile bis Scott das erste Mal auf Ameisengröße schrumpft. Aber, heidinei, in was für einer Situation. Es ist eine packende Einführung der kleinen Welt, wenn das Badezimmer auf einmal zur lebensgefährlichen Bedrohung wird. Man ist angefixt, wartet auf die nächste kritische Situation im Kleinen, verbunden mit dem im Trailer versprochenen Witz.
Und da wartet man lang. Überaus lang. Selbstverständlich wird Scott in schon beruhigend regelmäßiger Konstanz ameisenklein, doch das augenzwinkernde Spiel mit Groß und Klein bleibt enttäuschend lange aus. Erst zum Finale steigt die Skala des Zusammenspiels von der Größe, hier findet sich auch die aus dem Trailer bekannte Szene der Spielzeugeisenbahn. Solche Szenen vermisst man über weite Strecken – das Finale entlohnt für sich isoliert, aber nicht für die Wartezeit.
Abseits davon hat der Film, Mavel-typisch, immens gute Effekte und Action – komplett auf Höhe der Zeit. Auch, wenn vielleicht das Spiel mit Groß und Klein etwas zu kurz kommt, so ist der selbstreferenzielle Humor ala Guardians of the Galaxy wieder einmal dabei. Obwohl die Vorlage es besser brachte. Besonders muss man die einfach nur komischen Erzählungen von Luis genießen – selten wurden
Rückblenden so pointiert persifliert.
Am Ende ist Ant-Man im besten Sinne des Ausdrucks nett.
Der Film logiert irgendwo im Mittelfeld, ist hervorragende Marvel-Kost. Doh irgendwie mangelt es dem Film daran, was ihn so besonders macht: Er hat so viele Chancen, die große Welt aus der Sicht der Ameise darzustellen und mit Zusammenspiel beider Welten Spannung und Witz erzeugen können. Dieser Chance ist der Film nicht nachgekommen: Entweder wird in der großen Welt gekämpft oder in der kleinen, dass beide Welten gemixt werden, sieht man erst im Finale.
Zudem fehlt es dem Film an Witz, wie man ihn von „unabhängigen“ Marvel-Filmen wie Guardians of the Galaxy kennt.