Drehbuch: Juan Diego Solanas, Pierre Magny, Santiago Amigorena
Schauspieler*innen: Kirsten Dunst, Jim Sturgess, Timothy Spall, James Kidnie
Kinostart D: (FSK 6)
Kinostart US: (FSK PG-13)
Originaltitel: Upside Down
Laufzeit: 1:40 Stunden
Filmkritik zu Upside Down
Das Setting und die grundsätzliche Idee des Films verlangen dem Zuschauer erst mal einiges an Vorstellungskraft ab. Aber wer so unrealistische Filme wie „Zombieland“, „Avatar“ oder „Die Stadt der Blinden“ verarbeiten kann, sollte sich auch diesen Film grundsätzlich nicht verschließen. In seiner Art hat er mich noch am ehesten an „Die Frau des Zeitreisenden“ erinnert, den ich als einen sehr guten Liebesfilm mit einem gewissen Mystery-Touch in Erinnerung habe.
Ähnlich hier: die Liebe wird durch eine nicht gerade alltägliche Unwägbarkeit auf die Probe gestellt – die Physik. Zu Beginn des Films werden die grundsätzlichen Gegebenheiten dieser Fantasiewelt anschaulich erklärt. Hier begeistert der Film noch mit seinen imposanten und farbenfrohen Bildern, in denen diese kuriose Planetenkonstellation als Naturschauspiel präsentiert wird: Berge unten, Berge oben – Meer oben, Flusslandschaften unten. In den Einstellungen, in denen man sowohl oben als auch unten einen Horizont mit einer städtischen Skyline sieht, kommen Erinnerungen an die „Straßenumkrempel-Szene“ aus „Inception“ auf. Kurzum: tolle Bilder, die einen nur staunen lassen, versprechen einem einen bildgewaltigen Film. Leider verliert sich dieser Reiz recht schnell wenn die komplette Handlung fast ausschließlich in einer der beiden Städte spielt. Ja gut, da hängt dann eben eine andere Stadt am Himmel – so what? Da hätte man sicherlich noch einiges mehr draus machen können.
Letztlich läuft es darauf hinaus, dass zwei Menschen nicht zueinander kommen können/dürfen. Und auch wenn es mit den physikalischen Finessen einen gewissen Reiz hat, so ist es doch irgendwie nur die x-te Version von „Romeo und Julia“. Nicht nur wegen der ab und an flott durchs Bild fahrenden Trabbis erinnert die Situation ein wenig auch an den früheren „Eisernen Vorhang“, der zwei Welten, zwei Ideologien, zwei Klassen voneinander getrennt hat.
Von den Darstellern her kann man eigentlich nicht klagen: Jim Sturgess spielt mal wieder den strubbeligen Sympathieträger (das kann er gut!), der bis über beide Ohren in eine immer wieder liebreizende Kirsten Dunst verliebt ist, die sich bei diesem Film nicht wirklich anstrengen muss, um trotzdem zu gefallen. Echte Drama-Momente, in denen schauspielerische Klasse gefragt sind, sind eher selten. Und mal ehrlich: ist Kirsten Dunst nicht das perfekte Love Interest? Auf die eine Weise so elfenhaft-zerbrechlich, dabei aber auch immer ein wenig verschroben und abwesend. Hach…
Die technische Umsetzung zeigt leider deutlich, dass es sich hier um einen Film europäischer Prägung handelt, produziert u.a. vom französischen Canal+. Zu Beginn war ich noch schwer begeistert von den optischen Leckerchen, die einem als Einführung geboten werden. Im Verlauf des Films flacht dieser optische Reiz aber stark ab. Die Szenen, in denen die futuristischen Städte zu sehen sind, wirken diese wie frisch gerendert und irgendwie unwirklich. Vor allem aber in den wenigen Action-Szenen wirken die CGI-Effekte nicht besonders hochwertig, teils gleichen sie eher Animationen aus Computerspielen. Da die Action in diesem Film aber ganz weit im Hintergrund steht, stört das nur bedingt den Filmgenuss.
Der wird vielmehr durch das magere Drehbuch zunichte gemacht: Dass mir der Ausgang der Geschichte ein wenig gegen den Strich ging, weil ich sie mir ein wenig unkonventioneller gewünscht hätte, ist die eine Sache. Dass aber Teile des Publikums in der letzten Viertelstunde in schallendes Gelächter ausgebrochen sind, ist der unfreiwilligen Komik geschuldet. Und so schafft der Film es tatsächlich quasi im Nachklapp noch mal gut ein bis zwei Noten runterzurutschen. Schade, ein so dümmliches Ende hat dieser Film wahrlich nicht verdient, zumal er bereits 20 Minuten früher zu einem anständigen Ende hätte kommen können, das diesem düsteren Film weitaus besser gerecht geworden wäre.
Was bleibt ist ein Film, der zu Beginn mit einer interessanten Idee und tollen Bildern auftrumpfen kann, zur Mitte hin ein wenig zum 08/15-Film verflacht und dann im Abgang noch mal alle Sympathien verspielt. Echt schade.