Drehbuch: Michael R. Perry
Schauspieler*innen: Ryan Reynolds, Gemma Arterton, Anna Kendrick, Jacki Weaver
Kinostart D: (FSK 16)
Kinostart US: (FSK R)
Originaltitel: The Voices
Laufzeit: 1:43 Stunden
Filmkritik zu The Voices
Hört man von einem Film, dessen Protagonist mit seinen Haustieren sprechen kann, liegt zunächst ein Hauch von Disney-Direct-to-DVD in der Luft. Doch sollte man dieses Urteil nicht zu früh fällen – schließlich handelt es sich bei besagtem Protagonisten um einen Serien-Killer. Einen unfreiwilligen. Der darüber mit seinen Tieren spricht. Und beruflich Badewannen in pinken Kartons verpackt. The Voices folgt keinen abgegriffenen Schemata, sondern vermengt in seinem Humor das Düstere eines psychopathischen Serienkillers mit der abgefahrenen Fantasie-Welt seiner Illusionen.
Dass daraus ein Humor entsteht, der mindestens so schwarz ist, wie Jerrys Psyche, funktioniert gerade in dieser Mischung hervorragend: Man kommt nicht umhin, diese Figur sympathisch zu finden und sogar ein gewisses Grad an Mitleid zu entwickeln. Der Film verhandelt darin die spannende und alte Frage der Zurechnungsfähigkeit und Schuld eines geistig verwirrten Menschen. Jerry würde gerne ein normaler Mensch sein – doch er kann es einfach nicht. Er würde gerne ohne die Stimmen seiner beiden Haustiere leben – aber zu schnell fehlen ihm die Unterhaltungen mit Bosco und Mr. Whiskers. Er möchte gerne ein nettes Mädchen kennenlernen und sich verlieben – leider tötet er die Mädchen dann doch.
Ryan Reynolds hat sich in den letzten Jahren nicht unbedingt als Darsteller komplexer Figuren hervorgetan – umso erfrischender seine Performance in The Voices : Er spielt sich hier in eine Ebene, die etwa Ryan Gosling schon zu Beginn seiner Karriere in Lars und die Frauen * erreichte. Reynolds verleiht der Figur eben jene Tiefe, die sowohl Mitleid weckt, als auch tiefe Abscheu und damit der Komödie ein angenehmes Maß Tiefe gibt.
Natürlich liegt letztlich der Fokus des Films auf seinem Humor: Es ist schließlich keine Charakterstudie, sondern eine schwarze Komödie, die aber gerade deswegen so gut funktioniert und gerade deswegen so lustig ist, weil sie nicht bloß durch Tabubrüche schockieren möchte, sondern eine differenzierte Figur entwirft, deren Spirale in immer abgefahrenere Illusionen am Ende vor allem eins erreicht: Eine ganze Menge Spaß.
Der Film schafft es zwar nicht immer, seine Schwärze in seinen Humor zu integrieren und gelegentlich geht der eine oder andere Gag dann doch in die falsche Richtung – nichtsdestotrotz handelt es sich bei The Voices aber um eines der Komödien-Highlights, die dieses Jahr bisher zu bieten hatte. Die wilde Mischung wahnsinniger Ideen erzeugt einen großartigen Film, der aus seinem Genre spürbar heraussticht.