Filmszene aus Sherlock Holmes

Sherlock Holmes

Regie: Guy Ritchie, Elizabeth West, Polly Hope
Drehbuch:
Schauspieler*innen: Robert Downey Jr., Jude Law, Rachel McAdams, Mark Strong

Kinostart D: (FSK 12)
Kinostart US: (FSK PG-13)
Originaltitel: Sherlock Holmes
Laufzeit: 2:08 Stunden
Filmposter: Sherlock Holmes

Filmkritik zu Sherlock Holmes

Benutzerbild von andreas
3.5/ 5 von

„Guy Ritchie dreht einen Holmes? Aha…“ war meine erste Reaktion auf diese Nachricht. Schwer vorzustellen, dass jemand, dessen Filme sich vor allem durch ihre Coolness, rasant-dynamische Bilder und skurrile Charaktere auszeichnen, die legendäre Londoner Spürnase in Szene setzen will. Wer bei Sherlock Holmes an einen kultivierten Gentleman denkt, der jederzeit Haltung bewahrt, der muss sich hier eines Besseren belehren lassen. Von der ersten Minute an entspricht Robert Downey Jr. als Holmes so überhaupt nicht dem, was man mit dem Meister der Kombinationsgabe normalerweise verbindet. Ritchies Holmes ist unrasiert, unausgeschlafen und gibt auch schon gern mal was „auf die Fresse“. Und so hat sich Ritchie den Film eben so gedreht, wie er ihm entspricht: das 19. Jahrhundert wurde wohl noch nie so modern in Szene gesetzt. „London 1862 goes Matrix“ könnte man fast sagen, wenn Holmes Kampftechnik in diversen Szenen in Zeitlupe gezeigt wird. Kulissen und Kostüme fügen sich zu einem brauchbaren Ganzen zusammen. Das London von achtzehnhundertschlagmichtot wirkt ganz okay.

Die Darsteller sind das eigentliche Highlight des Films. Robert Downey Jr. könnte man momentan wohl jedes Drehbuch in die Finger geben, er würde in der Hauptrolle brillieren. Und so nimmt man ihm den übernächtigten und verkaterten Holmes nicht nur deswegen ab, weil er privat auf eine ähnliche Sumpf-Karriere zurückblicken kann, sondern weil er eben auch einer der besten Schauspieler unserer Zeit ist. Punkt. Jude Law setzt gezwungenermaßen weniger Glanzpunkte. Der eher zurückhaltende Doctor Watson steht eh immer im Schatten des großen Genies. Immerhin platziert er in den zahlreichen Dialogen so einige Spitzen gegen seinen Chef. Rachel McAdams nimmt man von ihrer Rolle der attraktiven, ausgefuchsten und verschlagenen Betrügerin nur das „attraktiv“ ab. Tja, und damit hätten wir die Höhepunkte des Films auch schon abgehandelt: ein herausragender Downey Jr. und wortreiche Schlagabtausche.

Handlung? Ach ja, da war ja noch was. Die ist allerdings nicht wirklich der Rede wert. So richtige Spannung wollte den ganzen Film über bei mir nicht aufkommen. Zu egal war mir das Treiben vom bösen Lord Blackwood, zu beliebig seine Opfer. Die von Sherlock Holmes sonst so bekannten kombinatorischen Aha-Effekte („Ah, so hat der das also gemacht.“) gehen ziemlich im Ritchie’schen Effektgewitter unter, werden zu schnell abgehandelt, als dass man sie angemessen würdigen könnte.

Echt schade: von der Optik her fing der Film wirklich an wie ein echter Guy Ritchie. Leider flachte das im Lauf des Filmes ziemlich ab, optische Spielereien blieben dann die Ausnahme. Zu Beginn des letzten Drittels wurde mir dann sogar klar, warum einige Leute im Testpublikum während der Vorführung eingeschlafen sind. Weder Effekte noch brauchbare Handlung, die Spannung erzeugt. So ein, zwei Durchhänger hatte der Film durchaus. Letztlich rettet der moderne Stil und die gute schauspielerische Leitung dann doch vor dem absoluten Durchschnitt. Keine echte Enttäuschung, ein wenig mehr hätte ich aber schon erwartet.

Sherlock Holmes im Heimkino

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