Drehbuch: Uberto Pasolini
Schauspieler*innen: James Norton, Daniel Lamont, Eileen O'Higgins, Valerie O'Connor
Kinostart D: (FSK 6)
Originaltitel: Nowhere Special
Laufzeit: 1:36 Stunden
Filmkritik zu Nowhere Special
Der Film wird getragen durch die Performances von James Norton und Daniel Lamont, die das Vater-Sohn-Gespann auf den Punkt spielen. Das grenzenlose Vertrauen von Michael in Vater John wird in vielen Blicken und Perspektiven spürbar: Gerade zu Anfang gibt es kaum eine Szene, in der Michael nicht Blickkontakt zu seinem Vater hält.
John hingegen sieht man die Zerrissenheit an, irgendwann seinem Sohn mitteilen zu müssen, dass er sterben wird – und zugleich nicht den richtigen Moment und die richtigen Worte findet.
Der Film zeigt ohne große Emotion, welchem Druck und gar existentiellen Fragen John unterworfen ist, die richtige Entscheidung für das einzig Wertvolle in seinem Leben zu treffen: Michael.
Die Beziehung von den beiden braucht nicht viele Worte, sondern wird durch Blicke und Nähe aufrecht erhalten. Wenn Michael rührend die viel zu kleine Decke auf John positionieren möchte oder fragend an der Ampel aufschaut, ob er den Knopf drücken darf, spürt man die enge emotionale Beziehung der Beiden – ohne dass Worte verloren werden müssen.
Bei den Besuchen der verschiedenen Adoptionsfamilien wird recht schnell klar, welche Familie die richtige für Michael sein soll: Hier reiben gewisse Stereotypen zu sehr, als dass diese zutreffend wären – ganz ohne die enge Beziehung zwischen Vater und Sohn zu berücksichtigen. Dennoch zeigen diese Momente, wie schwer es ist, die richtige Familie zu finden angesichts dessen, dass die Zeit nur begrenzt ist.
Neben der Suche nach einer Familie und dem Trennungsschmerz erlebt auch John eine Entwicklung: Der Film erzählt auch eine Phase des Umgangs mit dem eigenen Sterben und der eigenen Vergänglichkeit. Die Inszenierung dessen ist äußerst gut getroffen, gerade zum Ende des Films sorgen einige Szenen für eine befreiende und doch zutiefst traurige Reaktion.