Filmszene aus Männerherzen

Männerherzen

Regie: Simon Verhoeven
Drehbuch:
Schauspieler: Christian Ulmen, Nadja Uhl, Til Schweiger, Wotan Wilke Möhring

Kinostart D: (FSK 6)
Kinostart US:
Originaltitel: Männerherzen
Laufzeit: 1:47 Stunden
Filmposter: Männerherzen

Filmkritik zu Männerherzen

Benutzerbild von andreas
4/ 5 von

Ein rundherum gelungener Film! Zwar nichts Weltbewegendes; kein Film, der tiefe menschliche Abgründe auftut – aber er unterhält. Er bleibt mit seiner Beobachtungsgabe der typisch männlichen Eigenschaften sehr oberflächlich und somit zu jeder Zeit Komödie statt Drama. Was ich dem Film sehr zugute halten muss: fast alle Szenen, die den Film im Trailer so schmackhaft gemacht haben, kommen in den ersten zehn Minuten vor. Und so war der Trailer auch kein zusammengeschnippeltes „Best of“ mit den lustigsten Szenen, sondern einfach nur eine klare Ansage für die Marschrichtung des Films: lustig, albern, mit ein wenig Herz.

Til Schweiger glänzt natürlich wieder in der Rolle des Machos, Christian Ulmen spielt die Rolle des erfolglosen Trottels inzwischen so überzeugend, dass man seiner echten Freundin fast Beileid wünschen will. Doch wirklich klasse fand ich zwei ganz andere, die man wohl eher nicht so offensichtlich auf der Liste hat: Justus von Dohnanyi spielt den affektierten Schlagerfuzzy meist ganz dicht am Rande der totalen Veralberung. Die meiste Zeit über ist das Patrik-Lindnder-Alter-Ego sehr nah an der Realität – stark überzeichnet, aber in seiner Verrücktheit doch glaubhaft. Wundervoll anzusehen. Echter Gewinner des Films ist für mich Wotan Wilke Möhring als eifersüchtiger und gewaltbereiter Noch-Ehemann Roland. Schon in den ersten Szenen wird er zum absoluten Ober-Kotzbrocken des Filmes – so geht man mit einer Nadja Uhl nun wirklich nicht um! Doch im Verlauf des Films bekommt der Groblklotz dann doch seine sensiblen Seiten, die auch den Zuschauer nicht kalt lassen. Zwar nur für kurze Momente, aber immerhin.

Kurze Momente sind in „Männerherzen“ sowieso an der Tagesordnung: der Film springt sehr häufig (und sehr dynamisch) zwischen den einzelnen Handlungssträngen der einzelnen Episoden hin und her. Dass hier die unterschiedlichen Handlungsebenen anders als etwa in „L. A. Crash“ oder „Babel“ nicht sinngebend ineinanderlaufen, kommt dem Film wider Erwarten zugute. Zwar gibt es hier und da kleine Berührungspunkte, die jedoch zumeist die Handlung nicht beeinflussen. Was mir bei anderen Filmen sauer aufstoßen würde, ist mir hier ein kleines Lob wert. Es muss eben nicht immer der große Twist kommen, der alle mit einem „Aha, und deshalb war am Anfang…“ aus dem Kinosaal entlässt. Das Leben lebt einfach so vor sich hin – und das mit viel Humor.

Benutzerbild von Phil
4/ 5 von

Der Film startet direkt rein und konfrontiert bereits in den ersten Minuten den Zuschauer mit der Gesamtheit der Rollen. Kaum wurden einige Worte im Dialog gewechselt, sprang die Szenerie auch gleich zum Nächsten. Der Einstieg in die Männerherzen gerät deswegen etwas holperig, aber reicht doch aus, einen groben Einblick zu bekommen. Erst im Laufe des Films werden Stück für Stück die Hintergründe Aller aufgedeckt, sodass abgesehen von der laufenden Geschichte auch mehr die Charaktere eingeführt werden. Eine nicht schlechte Methode.
Spannend ist auch, dass der Film es schafft, die Schicksale von knapp 6 Männern und 4 Frauen derart unter einen Hut zu bringen, dass keiner zu viel Screentime erhält und doch die für die Person laufende Geschichte in sich geschlossen ist. Dass hier auf die 107 Minuten nicht allzu viel Tiefe zu erwarten ist, liegt auf der Hand.

Der Film ist beileibe keine Spaßbombe, wie viele ihn bezeichnen. Naürlich gibt es hier und da amüsante Szenen, aber wo der Film punkten kann, ist in der zwar etwas rosabebrillten, aber verdammt liebenswürdigen Sympathie. Der Schlagerfuzzi Bruce hebt sich herrlich klischeebehaftet und doch durch und durch sympathisch von dem kaum schlechteren Cast ab. Alle Rollen haben ihre Probleme und in der einen oder anderen Situation erkennt sich jeder wieder. Die Zusammenstellung von schüchternen, aber doch auch mal durchsetzungsfähigen Christian Ulmen und die Mini-WG zwischen Schweiger und von Dohnanyi tut ihren Rest, Männer mal von einer anderen Seite zu zeigen.

Ein durch und durch liebenswürdiger Film, der zwar nicht das erwartete Lachniveau erreichte, dafür aber mit einer feinfühligen Auswahl von Charakteren punkten kann.

Benutzerbild von Daniela
4/ 5 von

Auf den ersten … und vielleicht auch auf den zweiten Blick könnten die Hauptcharaktere in „Männerherzen“ nicht unterschiedlicher sein. Der unglückliche Musikproduzent, der Verlobte mit den kalten Füßen, der Vater werdende Dauerpraktikant, der gescheiterte Ehemann und der bei Frauen glücklose Beamte. „Wer bin ich, was will ich?“. Diese Frage eint alle. Und der Zufall, dass alle das gleiche Fitness-Studio besuchen. Dort begegnet man sich zwar, aber die meisten bleiben anonym und für sich.

Die Geschichten der einzelnen sind überwiegend humorvoll dargestellt, aber etlichen Szenen oder Dialogen haftet auch Ernsthaftigkeit an. Beeindruckend ist die Rolle des Wotan Wilke Möhring. Er ist S-Bahn Fahrer in Berlin. Seit er ein Kind totgefahren hat, leidet er unter psychischen Problemen und hat sich so weit verändert, dass er sogar seine Frau geschlagen hat. Die hat ihn konsequenter Weise verlassen. Das kann er schwer akzeptieren. Zudem belastet ihn, dass sein Vater schwer demenzkrank ist. Es überrascht also wenig, dass er ausrastet, als seine Frau einen neuen Verehrer hat. Man ahnt schon: trotz seines Styles, mancher Situationskomik oder witzigem Proletenspruch – hier schwingt Verzweiflung mit.

Ein durch und durch witziger Gegenpol ist die Geschichte des Musikproduzenten (Til Schweiger), der sich ausschließlich aus finanziellem Anreiz, eines Friede-Freude-Eierkuchen-Schlagersängers annimmt, ihm Freundschaft vorgaukelt und ihn sogar bei sich einziehen lässt. Mit dem Schlager-Heini und Produzenten ergeben sich die witzigsten Situation, die ein wirklicher Gewinn für den Film sind. Wer da nicht lacht, ist selber schuld.

Ein weiterer Favorit ist Christian Ulmen als bei Frauen glückloser Beamter. Unbeholfen, verklemmt, schräges Aussehen – bemitleidenswert! Seine Miene, seine ganze Körperhaltung vermittelt „ich bin ein armes Würstchen“. Aber dann tut sich ganz unverhofft eine Romanze auf und man wünscht ihm wirklich alles Glück.

„Männerherzen“ ist ein sehr gelungener deutscher Film mit Top-Besetzung und intelligentem Drehbuch. Eine Komödie mit durchaus ernsten Untertönen. Eine lebensechte Mischung.

Durchschnittliche Wertung: 1.33333333333/5, basierend auf 3 Bewertungen.

Männerherzen im Heimkino

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