Filmszene aus Lady Bird

Lady Bird

Regie: Jan McWilliams, Jonas Spaccarotelli, Brendan Lee, Greta Gerwig
Drehbuch:
Schauspieler*innen: Saoirse Ronan, Laurie Metcalf, Tracy Letts, Lucas Hedges

Kinostart D:
Kinostart US:
Originaltitel: Lady Bird
Laufzeit: 1:33 Stunden
Filmposter: Lady Bird

Filmkritik zu Lady Bird

Benutzerbild von Phil
5/ 5 von

Der Film braucht einige Zeit, ehe man mit den Charakteren warm wird. Zu normal, zu unspektakulär erscheinen die einzelnen Figuren und ihre Probleme, als dass man sich umgehend mit ihnen identifizieren kann. Doch gerade diese Durchschnittlichkeit ist es, was den Film so besonders macht, damit seine leisen Momente richtig wirken können.

Christine, die lieber „Lady Bird“ genannt werden möchte, ist ein normales Teenanger-Mädchen. Gefrustet von der kleinen Stadt strebt sie nach mehr im Leben. Sie findet ihre erste Liebe, sie hat Streit mit der Mutter, sie hat ihren Abschlussball. Nichts davon wird künstlich mit Emotionen aufgeblasen oder pompös inszeniert. So wie im realen Leben gibt es keine dramatische Musik im Hintergrund oder Regen an der Scheibe, wenn Traurigkeit dominiert. Stattdessen geht das Leben weiter, zeigt auch wieder seine positiven Seiten – und Lady Bird macht sie mit.

Die Welt da draußen hat auch viele kleine Bitterkeiten und Wahrheiten, die im Alltag so integriert sind, dass man sie gar nicht als solche wahrnimmt. Wenn es sich jedoch ein Film auf die Fahnen geschrieben hat, seine Geschichte unspektakulär zu inszenieren, fallen diese Alltäglichkeiten besonders ins Auge. Die Opfer, die Mutter und Vater jeden Tag für die Kinder erbringen – trotz Streit und Enttäuschung. Die Momente, wenn sich die Freundin gegen einen wendet und Lady Bird um Anerkennung kämpft.
Der Film ist durchzogen von diesen Szenen und sie treffen dank hervorragendem Schauspiel auf den Punkt. Sie treffen aber nicht den oberflächlichen Punkt der Emotion, sondern gehen tiefer – jederzeit gibt es eine weitere emotionale Komponente, die mitschwingt und so den Film deutlich näher an das rückt, was jeder von uns gespürt hat: Es gibt nicht die eine Emotion, es ist ein Strauß von Emotionen. Dies im Drehbuch zu berücksichtigen und dann auch auf die Leinwand bringen zu können, ist ein Geschenk.

Es ist eine andere Art der Inszenierung – weniger kantig, mehr lebensnah. Es bedarf eines Grundinteresses an den Figuren, insbesondere natürlich an Lady Bird, für deren Schauspiel Sariose Ronan zurecht eine Oscarnominierung erhielt. Sympathisiert man mit ihrer Rolle, erwartet einen ein pointiert gespieltes, hervorragend geschriebenes, breitgefächertes Drama über das Erwachsenwerden, ohne dabei die großen emotionalen Ausbrüche zu inszenieren.

Lady Bird im Heimkino

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