Filmszene aus Im Labyrinth des Schweigens

Im Labyrinth des Schweigens

Regie: Giulio Ricciarelli
Drehbuch:
Schauspieler*innen: Alexander Fehling, André Szymanski, Friederike Becht, Johann von Bülow

Kinostart D: (FSK 12)
Kinostart US: (FSK R)
Originaltitel: Im Labyrinth des Schweigens
Laufzeit: 2:03 Stunden
Filmposter: Im Labyrinth des Schweigens

Filmkritik zu Im Labyrinth des Schweigens

Benutzerbild von Tobias
4/ 5 von

Filme die sich mit dem Nationalsozialismus beschäftigen gibt es inzwischen in Deutschland zuhauf. Braucht es da wirklich noch einen weiteren Film, der die Verbrechen in Auschwitz thematisiert? Die Antwort lautet nein, wenn es darum geht ob es nötig ist heute mit einem weiteren Film an die unfassbaren Taten zu erinnern. Jeder Deutsche kennt inzwischen Bilder von dort und hat Geschichten gehört. Deswegen ist es wohltuend, dass hier der Fokus ganz anders gesetzt wird. Bei diesem Film steht im Mittelpunkt, wie schwierig es gewesen ist eine Bereitschaft zur Erinnerung in den Deutschen zu wecken. Mit wie viel Anstrengung und persönlichem Einsatz weniger es verbunden war, jeden Menschen in Deutschland zu zwingen sich mit den Kriegsjahren und seiner Rolle im NS-Regime auseinanderzusetzen.

Der Film tut sich einen großen Gefallen damit, über den Schrecken der Konzentrationslager selbst kaum ein Bild oder ein Wort zu verlieren. Die Geschichten ehemaliger Insassen die als Zeugen befragt werden, werden ausgespart. Lediglich die Reaktionen der vollkommen schockierten Anwälte werden gezeigt. Das ist konsequent, verliert der Film doch so seine Hauptfiguren nie aus dem Blick. Und der Zuschauer – bekannt mit den Fakten, die die jungen Männer aus der Fassung bringen – kann sich darauf konzentrieren zu versuchen die Zeit zu verstehen, von welcher hier erzählt werden soll. Es gelingt eine Stimmung einzufangen, die irgendwo zwischen Schlager und Heimatfilm chargiert, die Flucht der Deutschen zu zeigen, ohne sie allzu plakativ zu benennen. Es gibt intensive Momente, es gibt viele ernste Töne, aber es gibt auch immer wieder Momente zum Schmunzeln. Das Drehbuch, die Regie und die Darsteller lassen Verständnis zu für alle Figuren, auf der progressiven Seite, die für eine Aufarbeitung kämpft wie auch für jene Seite, die mit dem Gefühl lebt, bereits genug gelitten zu haben. Die Angst hat, dass alte Wunden wieder aufgerissen werden. Selbst die kurze Phase der Selbstzweifel des jungen Staatsanwalts, die Flucht vor einer Aufgabe die ihm zu groß scheint geht man gerne mit – ein Handlungsstrang, der in vielen anderen Filmen sicher allzu patethisch geworden wäre.

Vor einem gewissen Pathos ist der Film trotzdem nicht frei. Leider ist die Filmmusik an vielen Stellen zu dominant, zu sehr ein Klangteppich der vieles andere überstrahlt. Das ist schade bei einem Werk, dass eigentlich so präzise und gut inszeniert ist, dass es eine solche Holzhammer-Lösung gar nicht nötig gehabt hätte.

Ein kleiner Wermutstropfen schwingt bei der Sichtung dieses Films mit – ist es doch der letzte Spielfilm, den der großartige (Theater-)Schauspieler Gert Voss vor seinem Tod in diesem Jahr gedreht hat. Er ist als Oberstaatsanwalt zu sehen und liefert auch hier noch einmal eine beeindruckende Performance.

Im Labyrinth des Schweigens im Heimkino

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