Filmszene aus Beautiful Boy

Beautiful Boy

Regie: Adam Cuthbert, Barry L. Caldwell, Alana Katzner, Felix van Groeningen, George Bamber
Drehbuch:
Schauspieler*innen: Steve Carell, Timothée Chalamet, Maura Tierney, Amy Ryan

Kinostart D: (FSK 12)
Kinostart US:
Originaltitel: Beautiful Boy
Laufzeit: 1:59 Stunden
Filmposter: Beautiful Boy

Filmkritik zu Beautiful Boy

Benutzerbild von Phil
4/ 5 von

Steve Carell beweist mal wieder, dass er sich in ersten Rollen ebenso behaupten kann wie in Komödien der frühen 2000er. Und Jungstar Timothée Chalamet zeigt wieder einmal, dass er den emotional zerrissenen Jugendlichen in der Findungsphase einfach oscarreif darstellern kann.

Der Film erhebt nicht den mahnenden Zeigefinger, dass der Sohn auf schiefe Bahn harter Drogen geraten ist. Auch sucht er nicht nach Ursachen und macht so vieles richtig. Jedes Schicksal ist zu individuell und jede Wertung, jeder Hintergrund wäre entweder anmaßend oder unpassend. So entscheidet sich der Film für die wohl beste Variante: Er zeigt den Status Quo und stellt diesen mit Rückblenden zu „besseren Zeiten“ in den Vergleich.
Wir sehen kein reißerisches Drama von aufgeheizten Fronten der Generationen, auch begibt sich der Vater nicht in zwielichtige Untergründe. Stattdessen verzweifeln beide Seiten an ihrer aktuellen Lage, wissen aber auch nicht, wie sie sich dieser entledigen sollen. Meist stehen sie sich selbst mehr im Weg als dem Anderen.

Exakt dies weiß Timothée Chalamet hervorragend zu inszenieren. Man glaubt seiner Rolle Nic den Weg in die Sucht und man glaubt ihr auch, dass sie nicht von den Drogen los kommt. Dieser Widerspruch nagt sichtlich an der Figur und in Abhängigkeit der aktuellen Stimmungslage bricht Nic in Tränen aus oder zeigt sich hart abweisend.
Auch Steve Carells Weg durch das sukzessive Verlieren seines Sohnes ist hervorragend eingefangen. Es scheint realistisch, dass ein liebender Vater zuerst Zuneigung, später Wut und am Schluss Ablehnung durchläuft, die Hoffnung aber immer wieder aufblitzend. Stets bemüht und doch so hilflos muss er sehen, wie sein Sohn, der in den Rückblenden so normal daherkommt, immer mehr der früher bekannten Charakterzüge verliert.

Es ist ein ruhiger Film, der einen erwartet. Er legt keinen Wert auf emotional aufwühlende Szenen. Stattdessen lässt er nur dem Thema und seinen zwei Hauptdarstellern freien Lauf. Das sich so entspinnende Vater-Sohn-Konstrukt ist von Menschlichkeit und Herzlichkeit durchzogen – mit dem Schatten einer Drogensucht, der beide immer wieder insbesondere an sich selbst zweifeln lässt.
Steve Carell fasst es in einem kurzen Making Of zusammen: „Viele denken ‚Oh, was für ein düsteres Thema!‘. Doch für mich ist der Film voller Menschlichkeit und Hoffnung.“ Dem ist nichts hinzuzufügen.

Beautiful Boy im Heimkino

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