Filmszene aus Trust

Trust

Regie: David Schwimmer, Mary J. Carlson
Drehbuch:
Schauspieler*innen: Clive Owen, Catherine Keener, Liana Liberato, Jason Clarke

Kinostart D: (FSK 12)
Kinostart US: (FSK R)
Originaltitel: Trust
Laufzeit: 1:46 Stunden
Filmposter: Trust

Filmkritik zu Blindes Vertrauen – Trust

Benutzerbild von andreas
5/ 5 von

Meine Inhaltsangabe beschreibt den Film nur unzureichend. Nicht die Tat an sich, sondern ihre Auswirkungen auf das Familiengefüge stehen im Mittelpunkt dieses brillant erzählten Dramas. Während Will in Charlie einen skrupellosen Vergewaltiger sieht, nimmt Annie ihn in Schutz, weil sie sich auf emotionaler Ebene immer noch ihrem Peiniger verbunden fühlt. Will möchte das Schwein aufspüren, das seine Tochter missbraucht hat; Annie hingegen spielt die Tat herunter und würde sie am liebsten vergessen. All das belastet natürlich die Vater-Tochter-Beziehung und wirkt sich auf die ganze Familie aus. Regisseur David Schwimmer (den die meisten hier sicherlich eher als den Ross aus der Sit-Com „Friends“ kennen) schafft es in hervorragender Weise, die kleinen feinen Risse im familiären Zusammenhalt präzise und nachvollziehbar einzufangen.

Der deutsche Titel „Blindes Vertrauen“ führt ein wenig in die Irre, da er nur auf die Beziehung zwischen Annie und ihrem Vergewaltiger hindeutet. Der Originaltitel „Trust“ wird dem Film viel gerechter. Schließlich geht es im Großteil des Films um das Vertrauen, das innerhalb der Familie gestört ist. Will verdächtigt seine Tochter, weiterhin mit dem Sextäter Kontakt zu haben. Lynn wiederum verdächtigt Will, dass er den Täter auf eigene Faust sucht und Selbstjustiz üben will. Und auch Annies beste Freundin Brittany verliert Annies Vertrauen, obwohl sie ihr nur helfen will. Man sieht: die Beziehungen untereinander sind vielfältig, vielschichtig und sehr dynamisch. Obwohl es sich um ein lupenreines Drama handelt, frei von Schießereien und Verfolgungsjagden, ist es doch zu jeder Zeit sehr spannend.

Um ehrlich zu sein: in der letzten halben Stunde hat mich der Film so richtig abgeholt. Eigentlich war ich fortan hauptsächlich damit beschäftigt, die Tränen zurückzuhalten. Zu der brillanten Geschichte, die ohne Längen auskommt, gesellen sich herausragende Leistungen der Darsteller. Catherine Keener und Clive Owen sind ja als gute Darsteller bekannt. Ausgestochen werden sie aber von der jungen Liana Liberato, die alle Gefühlsregungen sehr intensiv, glaubhaft und authentisch darstellt. Bei der Rolle eines Vergewaltigungsopfers kommen da schon viele Gefühlsregungen zusammen.

Fazit: anfangs ein okayer Film, spätestens ab Beginn der zweiten Hälfte jedoch ein echtes Must-See, das wohl keinen kalt lassen wird. Bemerkenswert ist auch das meiner Meinung nach außergewöhnliche Ende. Der Film kommt ohne Happy End aus – oder doch nicht? Man weiß es nicht; man fühlt es.

Trust im Heimkino

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