Drehbuch: Todd Solondz
Schauspieler*innen: Ellen Burstyn, Kieran Culkin, Julie Delpy, Danny DeVito
Kinostart D: (FSK 12)
Kinostart US: (FSK R)
Originaltitel: Wiener-Dog
Laufzeit: 1:30 Stunden
Filmkritik zu Wiener Dog
Ein Film ohne roten Faden, als verbindendes Element immer nur der Wiener Dog – bei uns eher als „Dackel“ bekannt.
Der Dackel begleitet vier komplett verschiedene Menschen durch ihre Leben. Und die Kamera fängt vier verschiedene stilisierte amerikanische Menschentypen ein – mit ihren skurrilen, aber eigentlich zutiefst traurigen Geschichten.
Regisseur Todd Solondz sorgt mit messerscharfer Betrachtung für so manchen schwarzen Witz, dessen Härte man vertragen können muss.
Da ist der junge Remi, der sich über sein Wiener Dog total freut. Ganz im Gegensatz zu seiner Mutter, der ihm Horrorgeschichten von einem frivolen, ungepflegten und tollwütigen Hund namens Mohammed erzählt. Oder die Einstellung, in der schon fast ästhetisch inszeniert minutenlang der Durchfall-Spur von Wiener Dog eingefangen wird.
Oder nehmen wir Brandon, der den Dackel zu seinen Geschwistern mit Trisomie 21 bringt. Sie würden gut zusammenpassen, da alle ja sterilisiert seien.
Derbe Tiefschläge, die sitzen. Es ist der unverblümte Blick auf die Seelen von Menschen, der mindestens ebenso unverblümt zur Schau gestellt wird. Jeder Charakter hat eine eigene Geschichte, eine eigene Gefühlswelt, in der er sich bewegt. Diese zu erkunden, lohnt sich. Treffen diese in sich schon faszinierenden Charakter, so entspinnt sich eine faszinierende Beziehung zwischen ihnen, voller Missverständnisse oder elementar abweichender Weltbilder – nur, dass diese nicht immer bewusst kollidieren, sondern als genommen, als selbstverständlich hingenommen werden.
Unspektakulär und nüchtern reiht sich Szene an Szene, die einen zeitweise entsetzt, zeitweise überrascht, zeitweise mit schallendem Gelächter hinterlassen. Manchmal ist man sich der Tragweite eines Satzes oder der Hoffnungslosigkeit der Szene erst im Nachgang bewusst – ein Film, der reifen muss. Und das auch darf. Das Zusammenspiel der Charaktere ist so vielfältig, die Probleme sind zwar zugespitzt, aber sehr pointiert dargestellt, sodass die Zweitsichtung neue, bisher nicht gesehene Facetten an den Tag legt.
In Summe ergibt sich eine Komödie, die mit Oscar-Preisträgerin Ellen Burstyn, Julie Delpy oder Danny DeVito durchaus prominente Namen auf sich binden kann – trotz oder vielleicht gerade wegen des erfrischenden Indie-Charakters des Films. Die vier dargestellten Problemsituationen sind zugespitzt und schaffen deswegen einen ganz besonderen Humor, der sicherlich nicht jedem gefällt. Doch, wer auf schwarzen, teils bösen Humor steht, wird mit diesem Film seine Freude haben.