Filmszene aus Vincent will Meer

Vincent will Meer

Regie: Ralf Huettner, Sandra Gerstberger
Drehbuch:
Schauspieler*innen: Florian David Fitz, Karoline Herfurth, Johannes Allmayer, Katharina Müller-Elmau

Kinostart D: (FSK 6)
Kinostart US:
Originaltitel: Vincent will Meer
Laufzeit: 1:36 Stunden
Filmposter: Vincent will Meer

Filmkritik zu Vincent will Meer

Benutzerbild von andreas
4.5/ 5 von

Ich habe mich wirklich gewundert, dass im Abspann des Filmes nicht ein einziges Mal der Name „Til Schweiger“ auftaucht. Denn solche Filme sind eigentlich seine Spezialität. Man erinnere sich an „Barfuß“, in dem Johanna Wokalek eine psychisch Kranke spielt. Oder an „Phantomschmerz“, in dem Radprofi Schweiger ein Bein verliert. Beides Filme, in denen die Hauptpersonen ein schweres Schicksal zu tragen haben. Aber auch beides Filme, die einen hoffnungsvollen Ausblick zulassen und mit einer kleinen Prise Komik das Todtraurige aus dem Stoff ziehen. Ebenso ergeht es „Vincent will mehr“: die Erkrankungen der drei Hauptpersonen werden ernst genommen, was aber nicht heißt, dass man sich deswegen zu jeder Zeit ein Lächeln verkneifen muss. Eine Botschaft des Filmes ist es also, zu verdeutlichen, dass psychische Erkrankungen durchaus ernst sind, sie aber kein Makel, kein Tabu sein sollte, über das man nicht im gewissen Maß auch mal einen Witz machen darf.

Erfreulicherweise vermeidet es der Film, das Tourette-Syndrom für flache Gags der „American Pie“-Liga auszuschlachten. Anstatt Situationen zu kreieren, in denen herausgerutschte Schimpfwörter „ganz besonders lustig“ sind, wird durchgehend das Gefühl vermittelt, was für eine Belastung diese Erkrankung darstellt. Dass Florian David Fitz seinem Vincent durch seine herausragende schauspielerische Leistung ein authentisches Profil gibt, wertet diesen Film noch einmal auf. Dass Fitz zusätzlich zu dieser Paraderolle auch das Drehbuch geschrieben hat, verkommt angesichts seiner glaubwürdigen Zuckungen fast zur Nebensache. Eine weitere Glanzleistung liefert Heino Ferch als Vincents Vater ab. Er, der Politiker lernt im Lauf des Films, dass es doch etwas wichtigeres gibt als gute Umfragewerte und ein makelloses Saubermann-Image. Seine Wendung vom Saulus zum Paulus ist ihm ebenfalls sehr glaubwürdig gelungen und wirkt nicht gekünstelt.

Für mich waren es vor allem die kleinen Szenen, Blicke und Gesten, die diesen Film so groß gemacht haben. Wenn Vincent zur magersüchtigen Marie sagt „Versprich mir, dass du heute etwas essen wirst“, merkt man, dass auch das auf seine Weise eine Liebeserklärung sein kann. Und so gab es viele kleine Momente, die sich zu einem schlüssigen Mosaik zusammensetzen und aus „Vincent will mehr“ einen buntes Bild mit einigen tristen Grautönen, aber auch viel Hoffnung machen. Absolut sehenswert!

Vincent will Meer im Heimkino

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