Filmszene aus Verblendung

Verblendung

Regie: Niels Arden Oplev, Daniel Chilla, Maria Billberg, Lotta Westberg
Drehbuch:
Schauspieler*innen: Michael Nyqvist, Noomi Rapace, Lena Endre, Sven-Bertil Taube

Kinostart D: (FSK 16)
Kinostart US: (FSK R)
Originaltitel: Män som hatar kvinnor
Laufzeit: 2:32 Stunden
Filmposter: Verblendung

Filmkritik zu Verblendung

Benutzerbild von andreas
4.5/ 5 von

Gerade bei solchen Filmen merke ich immer wieder: ich bin ein Nordmensch. Zwar ist Strand und Sonnenschein auch mal ganz schön, aber die schroffe kalte Gegend in Richtung Polarkreis hat für mich einen ganz besonderen Charme. Kann natürlich auch an der Arbeit der skandinavischen Filmemacher liegen, die sich doch ein wenig vom Rest Europas unterscheidet. Filme aus Nordeuropa haben eine ganz besondere Stimmung, schwer zu sagen warum. Also bleiben wir beim Film: was macht „Verblendung“ so sehenswert?

Der Film schafft es, zwei Hauptdarsteller zu zeigen, die keineswegs Sympathieträger sind. Blomkvist wird zu Beginn des Films zu einer Gefängnisstrafe verdonnert und wirkt so rau wie die Schären Schwedens. Ähnliches gilt für Frollein Salander: in fiesester Emo-Optik sieht sie aus wie die Tochter von Familie Kaulitz. Auch ihre abweisende Art anderen Menschen gegenüber weicht stark ab vom üblichen „Guter-Böser“-Prinzip. Und trotzdem: obwohl sie beide ihre Ecken und Kanten haben, ist man voll dabei – vielleicht auch deswegen?!

Für einen Thriller geht es darüber hinaus ungewöhnlich ruhig zu: lange Dialogszenen und Recherche-Sequenzen dominieren den Film; Action findet fast gar nicht statt. Ich persönlich fand es erfrischend, dass es ein Film mal wieder schafft, allein mit dem Lösen eines großen Geheimnisses zu fesseln, ohne auf Hackebeil-Möder hinter jedem zweiten Baum zu setzen. Und spannend ist der Film so richtig! Nur sehr langsam wird das Geheimnis um das Verschwinden Harriets offenbart. Langsam, aber nicht behäbig, denn jeder neue Fakt, jede neue Möglichkeit einer Lösung, lässt einen doch immer wieder die Luft anhalten und regelrecht im Film versinken.

Von der technischen Seite ist der Film auch ohne Makel. Die Kamera versteht es gekonnt Personen und Handlungen einzufangen, unterstützt von einer guten Ausleuchtung. Das vorherrschende Winter-Wetter tut sein übriges, um dem Film das Prädikat „Schweden-Krimi“ aufzudrücken. Alles sehr stimmig.

Kurzum: wer das Genre Thriller nicht unbedingt mit hanebüchener Action rund um entführte Flugzeuge oder Atombomben in Gangsterhänden verbindet, der findet mit „Verblendung“ einen Film, der zwar in seinen Tönen sehr ruhig, aber dennoch durchgehend spannend ist.

Verblendung im Heimkino

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