Filmszene aus The Town - Stadt ohne Gnade

The Town - Stadt ohne Gnade

Regie: Ben Affleck, Donald Murphy, Lisa Arnone, Sheila Waldron, Alexander Witt
Drehbuch:
Schauspieler*innen: Ben Affleck, Jeremy Renner, Rebecca Hall, Jon Hamm

Kinostart D: (FSK 16)
Kinostart US: (FSK R)
Originaltitel: The Town
Laufzeit: 2:05 Stunden
Filmposter: The Town - Stadt ohne Gnade

Filmkritik zu The Town – Stadt ohne Gnade

Benutzerbild von andreas
5/ 5 von

Wieder einmal hat Ben Affleck eindrucksvoll unter Beweis gestellt, dass er seine wahren Qualitäten vor allem hinter der Kamera versteckt. Nach einem Drehbuch-Oscar für „Good Will Hunting“ (gemeinsam mit Co-Autor Matt Damon) und seinem vielversprechenden Regie-Debüt mit „Gone Baby Gone“ übertrifft er meine hoch gesteckten Erwartungen in „The Town“ sogar noch um einiges. Sorry, „Inception“ und „Shutter Island“, aber für mich ist „The Town“ der Film des Jahres 2010.

Affleck schafft es hier, einen Film zu schaffen, der nicht auf visuelle Effekte setzt, sondern auf bloßes Handwerk. Und so wirken Verfolgungsjagden hier realistisch und nicht „over the top“ und erzeugen gerade dadurch eine Spannung, die zehn explodierende Tanklaster in „Stirb Langsam 4“ & Co. nicht toppen könnten. Nein, „The Town“ hätte genauso gut auch schon 1985 gedreht werden können, weil der Film durch seine jederzeit spürbare Spannung und die toll aufspielenden Darsteller getragen wird.

Ben Affleck, der in seinem eigenen Film die Hauptrolle spielt, hätte ich zuvor nicht so eine vielschichtige Charaktertiefe zugetraut. Sein unglaublich gutes Mienenspiel entlockte der werten Gattin zeitweise ein „Wie gespenstisch“, dem ich mich nur anschließen kann. Er spielt äußerst glaubwürdig einen Gangster alter Schule, der neben einem klugen Kopf auch einige unverrückbare moralische Grundsätze hat. Letztere wirft Jeremy Renner („The Hurt Locker“) in seiner Rolle als pittbullartiger Jem nur allzu häufig über Bord. Er ist der unberechenbare Haudrauf, der mit seiner Aggression und Brutalität dem Film die nötige Prise Pfeffer gibt. Eine kluge Entscheidung war es zudem, die beiden anderen Gangster des Räuber-Quartetts nur am Rande agieren zu lassen. So blieb die Aufmerksamkeit zu jeder Zeit bei dem ungleichen Anführer-Duo.

Auch die Kameraarbeit kann ich nur aus hervorragend bezeichnen. Viele gelungene Einstellungen geben dem Film seine dichte Atmosphäre. Eine der hervorstechendsten Szenen sorgte schon im Trailer bei mir für Gänsehaut (siehe 0:46 Min.), im Umfeld des Films gewinnt die Szene sogar noch an Durchschlagkraft und vermittelt in Bruchteilen von Sekunden ganze Welten an Geschichte. Lobenswert ist auch die Tatsache, dass auch bei der wildesten Verfolgungsjagd nie wirklich die Übersicht verloren geht.

Auf der Handlungsebene herrscht eigentlich zu jedem Zeitpunkt eine gewisse Spannung. Immer mehr entspinnt sich eine komplexe Handlung, die zwar letztlich auf ein unausweichliches Ende zusteuert; glücklicherweise gibt es dennoch immer wieder überraschende Wendungen, die dem Film bis zum Schluss seine Spannung erhalten. Nun würde ich nicht soweit gehen die Komplexität mit „Inception“ zu vergleichen, aber: wer im falschen Moment drei Minuten dem Gang zur Toilette opfert, kann durchaus Pech haben, ein wichtiges Detail zu verpassen. Alles in allem muss der Kopf jedoch nicht so angestrengt mitarbeiten wie etwa beim jüngsten Nolan-Epos.

Fazit: schon lange bin ich nicht mehr so geflasht aus einem Film herausgekommen und habe im Anschluss noch über eine halbe Stunde lang genau herausklamüsert, was diesen Film so hervorragend macht. Dass auch die Dani ihre Sätze häufig mit „Genial war doch auch die Szene, in der…“ begann, machte die Diskussion umso schöner. Absoluter Guckbefehl!

The Town - Stadt ohne Gnade im Heimkino

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