Drehbuch: Joe Penhall, Cormac McCarthy
Schauspieler*innen: Viggo Mortensen, Kodi Smit-McPhee, Charlize Theron, Robert Duvall
Kinostart D: (FSK 16)
Kinostart US:
Originaltitel: The Road
Laufzeit: 1:51 Stunden
Filmkritik zu The Road
Das ist mal „Science Fiction“ in meinem liebsten Sinne: eine düstere Zukunftsvision wird dafür hergenommen, um das Verhalten der Menschen in der schändlich zugerichteten Umwelt zu dokumentieren. Ja, dokumentieren trifft es hier vermutlich am besten, denn einen eigentlichen Handlungsbogen bietet der Film nicht. Dass er auf das Prinzip „Problem, Zuspitzung, Lösung“ verzichtet, heißt aber nicht, dass er nicht unheimlich spannend sein kann. Das ist er nämlich derart, dass ich an vielen Stellen einfach das Atmen vergessen habe. Die Kamera ist dabei wenn der Mann (der übrigens wie alle anderen Personen den gesamten Film über komplett namenlos bleiben) mit seinem Sohn durch die Einöde streunt, hier und da etwas zu Essen auftreibt und doch langsam, aber sicher dem Hungertod entgegen gehen. Der physische Niedergang der beiden wird ebenso schonungslos und realistisch gezeigt wie der moralische Niedergang vieler anderer Menschen, die für das eigene Überleben alle Skrupel über Bord geworfen haben. Im Gegensatz zu „Mad Max“ neigt „The Road“ aber nicht dazu, die Menschen als edle Helden oder stumpfe Wüstlinge hinzustellen. „The Road“ zeigt eher sehr authentisch wie unterschiedliche Menschen mit der Ausnahmesituation der Postapokalypse umgehen. Weder werden die „Guten“ besonders gut dargestellt, noch die „Bösen“ als Bösewichte im klassischen Sinne; dass von ihnen eine Gefahr für alle anderen ausgeht, wird dennoch eindringlich klar.
Regisseur John Hillcoat, der bisher ein relativ unbeschriebenes Blatt ist, hat hier nicht nur eine nachvollziehbare Geschichte verfilmt, sondern ihr auch das richtige Umfeld geschaffen. Mensch und Natur sehen arg heruntergekommen, aber durchaus realistisch aus. So könnte man es sich vorstellen, das Leben nach dem großen Knall. Und genau dieser hohe Grad an Realismus macht den Film so atemberaubend. Darstellerisch ist der Film fast eine One-Man-Show für Viggo Mortensen. Er ist Dreh- und Angelpunkt aller Geschehnisse und wird durch Kodi Smit-McPhee gut unterstützt. Weitere Stars wie Charlize Theron, Guy Pearse und Robert Duvall bleibt in kleinen Nebenrollen nur wenig Zeit, ihr Können unter Beweis zu stellen.
Alles in allem hat diese graue Zukunftsvision, die sich des Themas „Leben in der Post-Apokalypse“ annimmt, genau meinen Nerv getroffen. Who the hell is Mad Max? Gebt mir lieber den Kerl, der den kompletten Film über keinen Namen hat. Ein normaler Mensch und vielleicht gerade deswegen der weitaus bessere Held.