Filmszene aus The Florida Project

The Florida Project

Regie: Sean Baker, Marten W. Piccinini, Emily Pendas, Joe McDougall, Katye Kalivoda
Drehbuch:
Schauspieler*innen: Brooklynn Prince, Bria Vinaite, Willem Dafoe, Christopher Rivera

Kinostart D:
Kinostart US:
Originaltitel: The Florida Project
Laufzeit: 1:53 Stunden
Filmposter: The Florida Project

Filmkritik zu The Florida Project

Benutzerbild von Phil
4/ 5 von

Die Vororte, die rund um das Disneyland in Floria entstanden sind, lebten von dem Tourismus – bis die Blase irgendwann platzte und die Motels nun ein bescheidenes Dasein führen, nah am Existenzminimum. Hochgezogen als Traumwelten, blättert nun der Lack und von dem ehemaligen Zauber ist bis auf die Figuren vor den Türen nicht viel geblieben. Eine traurige Tristesse.

Doch Sean Baker inszeniert den Film aus den Augen von drei Kindern, insbesondere der jungen Moonee.
Dieser Perspektivwechsel ruft ein für den mündigen Zuschauer erfrischendes, aber zugleich vernichtendes Spannungsfeld auf: Wissend um den Zustand der Motels und auch die Probleme von Halley, die letzten Dollar zugunsten der Tochter zusammenzukratzen, stehen die Kinder mit Neugierde, mit Spannung, mit Freude im Vordergrund. Mit extrem kräftigen Farben wird diese Welt mit kindlichem Leben gefüllt.
Die sozialen Probleme werden nicht ausgeblendet, ganz im Gegenteil: Sie rücken in den Fokus. Doch angezogen von den bunten Häusern, spannenden Abenteuern auf den Hinterhöfen und dank einer aufopferungsvollen Mutter bleiben diese Probleme fern von Moonee.

So laut die Kinder manchmal lachen, so sehr bleibt einem das Lachen selbst im Hals stecken, wenn das Motelgelände von Pädophilen befreit werden muss.
So selbstverständlich es für Moonee ist, Geld für ein Eis zu schnorren, so zerreisst es uns das Herz, dass sie es tun muss.
So normal die Streiche und Probleme der Kinder sind, so sehen wir auch, wie viel Mutter Halley verhandeln und korrigieren muss, um nicht auf der Straße oder gar im Gefängnis zu landen.
All das eingebettet in die bunte Welt fühlt man sich umgehend von der Freude der Kinder mitgerissen und im nächsten Moment in die harte Realität zurückgeholt.

Immer ganz nah dran an den Kindern baut der Film eine Unmittelbarkeit auf, die schlichtweg mitreißend ist – auch, wenn der Grat zum Nerven schmal ist und die Nerven des Zuschauers zeitweise sprapaziert werden: Irgendwie sind sie alle am Ende sympathisch. Dies liegt auch an der Unverfälschtheit der Kinder: Über Großteile des Films scheint es so, als hätte man die Kinder ganz natürlich spielen lassen und hat einen Film herum drapiert. Der Habitus der kleinen Hauptdarsteller ist derart authentisch, dass es unmöglich scheint, dies in diesen Nuancen spielen zu können.

Der Film ist eine kleine Perle. Er schaut in ein soziales Gefüge, das bisher selten in den Mittelpunkt gerückt wurde oder gar ausgeblendet wurde. Zudem schafft er es mit der Fokussierung auf die Kinder, die Probleme deutlich erlebbarer zu inszenieren als aus der reinen Erwachsenenperspektive. Erst durch diesen Kniff erhält der Film eine positive Dynamik und zugleich eine schwelende, bedrückende Stimmung, die den Film so auszeichnet und die Herzen der Zuschauer schier zerreißt.

The Florida Project im Heimkino

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