Drehbuch: Al Hunter Ashton
Schauspieler*innen: Gary Oldman, Lesley Manville, Phil Davis, Andrew Wilde
Kinostart D:
Originaltitel: The Firm
Laufzeit: 1:10 Stunden
Filmkritik zu The Firm
Der Beginn dieses britischen TV-Films aus dem Jahr 1988 war ein Sprung ins kalte Wasser: nach ein paar Trailern für andere Filme zum Thema „Hooligans“ begann der Film ganz unvermittelt mit einer Fußball-Szene, die nach wenigen Minuten in Vandalismus übergeht. Das DVD-Menü bekam ich erst am Ende des Films zu Gesicht. Doch auch ohne diesen klitzekleinen Mangel war der Einstieg in den Film recht sprunghaft. Wer da gerade wessen Auto auseinandernimmt ist für den Zuschauer erst mal nicht klar, nur dass es sich um ein besonderes und kein x-beliebiges Auto handelt, wird schnell deutlich. Auch eine Möglichkeit die Feindschaft zweier Gruppierungen eindrucksvoll zu dokumentieren.
„The Firm“ ist der letzte Film des viel zu früh (im Alter von 55 Jahren) verstorbenen Regisseurs Alan Clarke, der fast ausschließlich TV-Filme drehte. Clarke beschäftigte sich vorrangig mit Missständen in der Gesellschaft. Seine Filme waren für die damalige Zeit dermaßen schonungslos, dass sie teilweise nur geschnitten im englischen Fernsehen liefen. Auch auf der DVD-Hülle wird der britische „Guardian“ mit der Aussage „Der beste Film über Hooligans“ zitiert. Für damalige Verhältnisse mag das sehr wohl stimmen und auch für heutige Sehgewohnheiten wirkt der Film überaus realistisch und authentisch. Und so kann man dem Film eigentlich auch nicht wirklich ankreiden, dass er keine theatralische Story in vier Akten bietet, in der sich langsam etwas zusammenbraut. Vielmehr hat der Zuschauer das Gefühl, dass er bei diversen (Aufeinander-)Treffen der Hooligans dabei ist und somit ein wenig in ihre Denkweise und das vorherrschende Gemeinschaftsgefühl einblicken kann. Auch das Fehlen von jeglicher Hintergrundmusik macht aus dem Film schon fast eher eine Quasi-Doku denn ein „Hooligan-Drama“.
Obwohl die Laufzeit von gerade mal knapp 70 Minuten nicht viel Zeit lässt für Charakterentwicklung, gelingt es doch vor allem Gary Oldman in allerbester Weise dem Protagonisten ordentlich Profil zu geben. So geht es nicht nur um Gemeinschaftsgefühl und Starksein in der Gruppe, sondern eben auch um die private Seite. Um die Beziehung zu seiner Frau, die seiner Samstagsnachmittagsfreizeit natürlich nicht so wohlgesonnen ist. An der Aufgabe so viel Tiefe in so kurzer Zeit vermitteln zu können, wären weniger versierte Darsteller kläglich gescheitert. Oldman hingegen lässt hier schon in jungen Jahren sein Potenzial an Können erahnen, das ihm in der laufenden Saison endlich seine erste Oscar-Nominierung überhaupt einbrachte.
Fakt ist: vergleichbar mit meinen „Hooligan-Referenzfilm“ (was ein Wort!) „Green Street Hooligans“ ist er nur bedingt. Anstatt hier einen Normalo langsam auf die schiefe Bahn zu setzen und ihn immer tiefer in die Misere hineingeraten zu lassen, steckt Bexy in „The Firm“ schon mittendrin. Nichtsdestotrotz hat Alan Clarke mit diesem seinem letzten Film noch einmal eindrucksvoll die britische Fernsehlandschaft aufmischen können – zu recht.