Filmszene aus Spieltrieb

Spieltrieb

Regie: Gregor Schnitzler
Drehbuch:
Schauspieler*innen: Michelle Barthel, Jannik Schümann, Maximilian Brückner, Richy Müller

Kinostart D: (FSK 12)
Originaltitel: Spieltrieb
Laufzeit: 1:42 Stunden
Filmposter: Spieltrieb

Filmkritik zu Spieltrieb

Benutzerbild von Tobias
3.5/ 5 von

Regisseur Gregor Schnitzler wagt sich mit der Verfilmung des Romans von Juli Zeh an eine Gradwanderung. Zum einen versucht er den philosophischen Geist der Vorlage zu transportieren, zum anderen sie aber auch so zu verknappen, dass eine spannende und dichte Kinoerzählung aus der Geschichte wird. Die Gradwanderung gelingt ihm ziemlich gut.

Zwar gibt es einige Sätze, die gesprochen werden und für den Film zu pathetisch wirken und zwar wirkt der Film an einigen Stellen ein wenig überfrachtet was Handlung angeht – aber im Großen und Ganzen hat die Adaption gut funktioniert.

Die Geschichte ist glaubwürdig (auch wenn sie im Zuge der Veranschaulichung der Hauptaussage des Film sehr viele Probleme auf einem Haufen behandelt) und spannend, man weiß nicht, wie der Film weitergehen wird und es interessiert einen. Der Film schafft sich ein Problem, das sich immer mehr verschärft und aus dem es kaum einen Ausweg zu geben scheint, bei dem alle Figuren, die man grundsätzlich sympathisch findet, unbeschadet wieder herauskommen. Immer wieder entfaltet sich Mitleid oder Bewunderung – mal für die eine, mal für eine andere Figur. Trotzdem bleibt der Zuschauer immer ein wenig auf Distanz, was vor allem der sehr poetischen und dadurch zwischenzeitlich etwas fremd wirkenden Sprache geschuldet ist.

Die Sprache, die klugen Sätze die immer wieder gesagt werden, sind eine der Hauptleistungen des Films. Sie regen zum Nachdenken an, über den Film, über sich selbst und über die Welt. Einige Fragen bleiben auch nach dem Kinobesuch bestehen. Fragen, die nicht neu sind wie „Was ist Freiheit?“ und „Gibt es Liebe und Zuneigung?“. Und „Darf man alles tun, wenn man glaubt jemandem zu helfen?“. Bekannte Problemstellungen, natürlich – für die der Film aber viele neue Denkanstöße liefert.

Zudem gelingt es dem Regisseur eine Bildsprache zu finden, die irgendwo zwischen Realismus und Poesie schwankt. Man folgt den Figuren gerne durch das eine oder andere übertriebene Moment, weil zu jedem Zeitpunkt klar ist, dass es sich um einen konstruierten Film handelt. Und weil die Figuren trotzdem überzeugend gespielt werden. Alle drei Hauptdarsteller und auch die Nebendarsteller spielen differenziert und facettenreich. Und doch merkt man auch ihnen durchgängig an, dass sie eine Rolle spielen. Was dem Film gut tut, da dies auch einen Teil zu der (aus meiner Sicht nötigen) Distanz des Zuschauers beiträgt.

Der Film ist Kunst und will es bewusst sein. Er bedient sich verschiedenster filmischer Mittel – und erinnert dennoch zwischendurch in seinem Aufbau, seiner Sprache und seiner deutlichen Aussage an eine Theateraufführung. Es ist ein Film, der die Sprache, die Assoziation und den Gedanken in den Mittelpunkt stellt und ihnen Raum gibt. Und der trotzdem als Film sehr gut funktioniert.

Spieltrieb im Heimkino

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