Drehbuch: Sebastian Kuehne, Ezra Tsegaye
Schauspieler*innen: Nicolas Szent, Nicolás Artajo, Barbara Prakopenka, Dieter Landuris
Kinostart D: (FSK 18)
Originaltitel: Skin Creepers
Laufzeit: 1:26 Stunden
Filmkritik zu Skin Creepers
Laut Filmbeschreibung nimmt sich der Film nichts Kleineres vor, als „den deutschen Untergrund- und Genrefilm international“ zu machen. Ein ambitioniertes Vorhaben, das nicht zum ersten Mal durch die Filmwelt schallt und nur selten auf entsprechendes Echo stößt. Auch dieser Film reiht sich ein in die lange Liste von um Aufmerksamkeit buhlenden Filmen – hat jedoch zumindest Ansätze, die Potential erkennen lassen.
Schwächen zeigt der Film beim Drehbuch. Die Geschichte rund um ein Filmprojekt, das dank Dämonen außer Kontrolle gerät und mit einem Exorzismus bearbeitet werden muss, schon recht abgenutzt. Es braucht in diesem Metier kreative Lösungen, um Aufmerksamkeit zu erlangen. Leider verpasst der Film diese Möglicheit und so gibt es dem einzeiligen Plot nichts hinzuzufügen. Im Gegenteil verliert der Film gerade zum Ende an Flow, wenn der Höhepunkt des Exorzismus durch minutenlange Erläuterungen des Priesters künstlich in die Länge gezogen wird. Die vermutlich satirisch gemeinte Szene eines koksenden Filmproduzenten („Fack ju Kröte!“) wirkt konstruiert, da der Film diese Stimmung in keiner weiteren Szene aufgreift. Da hilft auch ein goldener Hähnchenknochen als allmächtige Reliquie nicht.
Abgesehen von der Rolle des Hotelpagen funktioniert das Schauspiel jedoch gut und die Zusammensetzung funktioniert. Ein kleiner Cameo von Micaela Schhäfer als genervte Hotelbewohnerin, die unter dem Exorismus leidet, ist ein nettes Highlight.
Etwas mehr Zeit hätte auch ins Sound Mixing laufen können: Zeitweise gehen Dialoge im Straßenlärm von Berlin unter.
Aber der Film hat auch viele gute Ansätze, weswegen es sich lohnt, die Crew weiter im Blick zu behalten:
Zwar ist das Brennen eines Zirkels sehr schlecht animiert, andere Special Effects sind aber bemerkenswert. Gerade das Schweben von Personen ist auffällig gut gelungen. Auch die Kamera ist den gesamten Film durch besonders gut gesetzt und spielt geschickt mit Nahaufnahmen und Totalen, zudem weiß sie mit Symmetrie umzugehen. Durch geschickte Perspektiven wird kaschiert, dass der Film in Berlin spielt: Mit der nur bei bewusstem Hinschauen identizierbaren Lokalisierung ebnet sich der Film den Weg zur Internationalisierung.
Besonders hervorzuheben ist auch das Makeup, gerade der von Dämonen besetzten Pornodarstellerin. Kommt während des Exorzismus der Dämon zum Vorschein, sind Gesicht und Körper überraschend beängstigend und detailverliebt designt. Dunkle Narben und Muttermale zieren auf einmal das so zarte Gesicht; der Bruch könnte nicht besser gelingen.
Man merkt dem Film an, dass hier Kenner am Werk waren. Gerade die sonst vernachlässigten Kategorien von Kamera und Makeup wissen zu überzeugen. Das Casting ist bis auf wenige Ausnahmen gut gelungen, die Special Effects machen ebenfalls Spaß.
Jedoch hätte der Film deutlich mehr Brisanz und Geschwindigkeit benötigt: Er versucht, jedem Charakter durch lange Dialoge eine Tiefe zu geben, die für das Funktionieren des Films gar nicht notwendig ist. Am Ende wird der Film nicht wegen der Charaktere, sondern wegen Dämonen, Blut und düsterer Stimmung geschaut. Eine Konzentration auf diese gut umgesetzten Bereiche hätte dem Film gut getan.