Drehbuch: Brian Helgeland, Brian Helgeland, Cyrus Voris, Ethan Reiff
Schauspieler*innen: Russell Crowe, Cate Blanchett, Max von Sydow, William Hurt
Kinostart D: (FSK 12)
Kinostart US: (FSK PG-13)
Originaltitel: Robin Hood
Laufzeit: 2:35 Stunden
Filmkritik zu Robin Hood
Zu allererst: mit dem, was wir gemeinhin als Robin Hood kennen, hat der Film überhaupt nix zu tun. Wir sehen keinen edlen Outlaw, der den Reichen das Geld nimmt, um es den Armen zu geben. Wir sehen vielmehr einen Ritter, der nach dem Tod des Königs dessen Krone zurück nach London bringt und sich anschließend – einem mit Blut besiegelten Versprechen folgend – auf den Weg nach Nottingham macht, um einem alten blinden Mann das Schwert von dessen gefallenem Sohnemann zu überbringen. Da Granddaddy sich nicht damit abfinden will, dass der Familienfriede durch den Tod des Stammhalters so jäh zerbricht, adoptiert er Robin, dessen Vorname ja auch gar nicht so weit vom verstorbenen Robert entfernt ist, und integriert ihn in die Familie. Und so lernt Robin gezwungenermaßen die patente Maid Marian kennen, die ihrem verstorbenen Ehemann so gar keine Träne nachweint.
Man kann sich schon fragen, warum man bei diesem Mittelalterfilm unbedingt einen Bezug zum „Rächer der Enterbten“ herstellen musste. Hätte Robin nicht Robin, sondern Roy, Kevin oder Mr. Big gehießen, hätte der Film genauso gut funktioniert. Aber spätestens seit „Sherlock Holmes“ darf man sich die Frage gar nicht mehr stellen, was der Film mit der Buchvorlage zu tun hat. Zwar ist es Scott recht gut gelungen die Anfänge von Robin Hood in einen historischen Hintergrund einzuweben, der sich so ähnlich tatsächlich abgespielt hat – nötig gewesen wäre der Kunstgriff zur Räuber-Legende jedoch nicht gewesen. Die Truppe rund um Robin Hood bleibt ziemlich blass, so dass man sie sich auch hätte sparen können. Doch damit würde natürlich noch mehr der Bezug zum Helden fehlen.
Russell Crowe macht seine Arbeit wieder ganz anständig. Vermutlich hat der Australier noch so viel britisches Blut in sich, das man ihm den englischen Volkshelden tatsächlich abnimmt. Cate Blanchett kann ja einfach alles spielen, egal ob Elfenkönigin, liebestolle Lehrerin oder eben eine resolute Gutsherrin, die bei Aussaat und Ernte mit anpackt und auch an bissigen Kommentaren nicht spart. So sind denn auch einige Szenen, die ihr Aufeinandertreffen mit Hood zeigen, Glanzlichter in diesem Film, der irgendwie nur so dahinplätschert.
Das dreistellige Millionenbudget des Films spricht für sich: natürlich sind Ausstattung, Kostüme und Szenenbild hervorragend und zeigen einem das finstere Mittelalter genauso dreckig und stinkig, wie wir es uns landläufig vorstellen. Und so macht auch die Atmosphäre zusammen mit einigen imposanten Landschaftsaufnahmen die kleinen Hängerchen in der Handlung wieder wett. Zum Ende hin konnte mich die finale Massenschlacht durchaus begeistern und fesseln. Somit rettet sich „Robin Hood“ von einem Platz im Mittelfeld.
Einzig eine Sache ist mir wirklich sehr sauer aufgestoßen. Dafür, dass dieser Film anfangs vollmundig verkündet „So wurde die Legende Robin Hood geboren“, erfährt man nur wenig warum aus Robin Longstride irgendwann Robin Hood. Um nicht zu sagen: der Name „Robin Hood“ wird tatsächlich nur ein einziges Mal, etwa zwei Minuten vor Filmende erwähnt. Da hätte ich mir dann doch ein wenig mehr Infos gewünscht. Zwar kann man es erahnen (oder den wahren Ursprung in der Wikipedia nachlesen), aber gerade dieser Fauxpas zeigt überdeutlich, dass der Film keinen Deut schlechter wäre, wenn Robin Hood nicht Robin Hood wäre, sondern die ganze Zeit über einfach nur Robin Longstride geblieben wäre.